Busbahnhof Essen: Taxis unerwünscht!

Der Busbahnhof an der „Freiheit“: Hier müssen Taxis draußen bleiben. Foto: Lew
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Der Busbahnhof an der „Freiheit“ bleibt für Taxifahrer eine „Sackgasse“. Das hat die Stadt jetzt auf unsere Anfrage hin bestätigt. Taxi-Fahrgäste dürfen weiterhin nicht bis in den Busbahnhofbereich gefahren werden, sondern müssen bei Wind und Wetter sowie mit ihrem Reisegepäck auf offener Straße aus dem Taxi aussteigen und den Rest des Weges laufen.

Taxifahrer, die dieses Vorgehen nicht mit ihrer Beförderungspflicht gegenüber ihren Kunden vereinbaren können, werden also auch zukünftig im Busbahnhofbereich vom Ordnungsamt erwartet und mit 15 Euro-Knöllchen abgemahnt. Albert Mertes, Geschäftsführer der Taxi Essen e.G. - des größten Taxianbieters in Essen - kann die städtische Haltung nicht nachvollziehen: „Als mit der Umgestaltung des Busbahnhofs begonnen wurde, haben wir nach einem Taxi-Halteplatz gefragt. Das wurde seitens des Straßenverkehrsamts abgelehnt. Was dort jetzt abläuft, ist eine Unverschämtheit gegenüber dem gesamten Taxigewerbe. Wir sind Mitglied des Öffentlichen Personennahverkehrs wie Busse und Bahnen. Die Stadt hat die Aufgabe, unsere Dienstleistung am Bürger zu unterstützen. Stattdessen sollen wir unsere Fahrgäste bei Regen und Schnee und mit Reisegepäck nicht bis in den Busbahnhofbereich fahren, sondern sie vorher auf der vielbefahrenen Straße rauswerfen. Auch ankommende Busreisende können wir vor Ort nicht abholen. Am Busbahnhof besteht für Taxis ein Einfahrverbot. Dies gilt für die Hinfahrt sowie für die bestellte Rückfahrt. In der Regel sind es ältere Fahrgäste mit Gepäck, die Busreisen buchen und zwingend auf kurze Umsteigewege angewiesen sind. Da wird uns seitens der Stadt ein unverantwortliches Handeln aufgezwungen.“

Erkenntnis bei der Stadt: Am Busbahnhof gibt's viele Busse...

Auf STADTSPIEGEL-Anfrage zur Situation am Busbahnhof erklärte uns Stadtsprecherin Nicole Mause:
„Die Verwaltung hat das Anliegen der Taxifahrer, direkt in der Busstation eine Haltemöglichkeit für Taxen einzurichten, intensiv geprüft. Im Ergebnis wird die Verwaltung die bisher geltende Regelung beibehalten. Die Auslastung des Busbahnhofs ist derzeit bereits insbesondere zu Stoßzeiten so hoch, dass die Zufahrt für Taxen oder andere Zubringerfahrzeuge nicht zugelassen werden kann. Nach Wegfall des „Linien-Monopols“ der Bahn AG für innerdeutsche Verbindungen wird die Anzahl an Buslinien zu deutschen Großstädten voraussichtlich weiter zunehmen. Die Zufahrt in den Busbahnhof für Taxen oder andere PKW zum Ein- und Aussteigen der Fahrgäste würde sich nicht steuern bzw. auf ein verträgliches Maß begrenzen lassen. Dies würde immer wieder zu ungewünschten Konflikten mit Bussen führen, die erfahrungsgemäß viel Platz zum Rangieren und Parken benötigen. Daher soll die derzeit praktizierte Regelung auch weiterhin bestehen bleiben.“

KOMMENTAR:

Die Stadt lässt
Fahrgäste im
Regen stehen...

Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten ein Ticket für die Fahrt zum Hauptbahnhof gelöst, doch der Busfahrer würde Sie weit vor dem Fahrziel mit Sack und Pack rauswerfen, weil es im Bahnhofsbereich zu voll ist. Die entsprechende Protestwelle gegen die EVAG wäre riesig.
Für die gleiche Situation hat die Stadt Essen höchstpersönlich am neu gestalteten Busbahnhof gesorgt. Taxis dürfen ihre Fahrgäste nicht bis an die Haltestelle bringen, gleich der gesamte Bereich ist für die Droschkenlenker gesperrt. Halten die sich an diesen planerischen Irrsinn, gibt es heftige Diskussionen und frustrierte Taxikunden. Fahren Sie z.B. ältere Menschen oder Urlauber mit entsprechend viel Gepäck doch in den Busbahnhofbereich hinein, hagelt es Knöllchen. Und das „Beste“: Die Stadt, die sich durch ihre Straßenverkehrsamtstrategen bei der Busbahnhofplanung jede Einmischung seitens des erfahrenen Essener Taxigewerbes verbeten hat, will auch noch am selbst gemachten Schlamassel festhalten. Man hat erkannt, dass am völlig überlasteten Busbahnhof jetzt oft sehr viele Busse sind. Toll! Für Taxis sei deshalb kein Platz mehr. Für Taxifahrgäste, die weiterhin von der Straße aus in dieses Gewimmel marschieren müssen, offensichtlich schon. Essen schlägt so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und lässt sein Taxigewerbe und seine Bürger im Regen stehen.

Autor:

Detlef Leweux aus Essen-Steele

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