9. November 2012 am Isinger Tor:
ein Gedenktag an die Opfer der Pogromnacht auch in Essen-Steele
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Am diesjährigen 9.November hatten sich späten Nachmittag um die 70 Menschen aus vielen Organisationen z.B. die im Bündnis „Essen stellt sich quer“ zusammenarbeiten, darunter Mitglieder der Grünen, der Linken,, von DKP und Essener Friedensforum zu einer Gedenkveranstaltung am Isinger Tor in Steele versammelt. Hinter den großen offiziellen städtischen Gedenkfeiern in der „Alten Synagoge“ geht ja manchmal unter, dass diese Pogromnacht auch in vielen anderen Stadtteilen nachhaltige Zerstörungen angerichtet hat.
Vor der Hochhauskulisse des Steeler Einkaufzentrum rangieren auf dem Parkplatz am Isinger Tor normalerweise die Autos. Heute aber gibt es für eine gute Stunde dort Reden und Musik, die sich um die Verbrechen drehen, die hier in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 begangen wurden. Wie die Steeler Stadtchronik beschreibt, wurde in diesen Stunden in staatlichem Auftrag „die Steeler Synagoge von den Nationalsozialisten in Brand gesteckt und entweiht. Wenig später wird sie, ebenso wie das benachbarte Gebäude der jüdischen Volksschule, abgerissen. Heute erinnert eine Relieftafel am Haus Isinger Tor Nr. 4 an die Synagoge. Deren Grundrisse sind gut sichtbar mit Kopfsteinpflaster in den Straßenbelag des Parkplatzes am Isinger Tor eingelassen.“
Seit fast einem dreiviertel Jahrhundert ist der 9. November vor allem ein Gedenktag an die Opfer der 1938 staatlich verordneten Pogromnacht gegen jüdische Menschen, der Brandschatzung von Synagogen und der planvollen Zerstörung jüdischer Geschäfte.
Am 9. November 1938 und den darauffolgenden Tagen nach der staatlich verordneten Pogromnacht wurden im damaligen Deutschen Reich an die 400 Menschen ermordet. SA und andere Nazi-Helfer setzten in ganz Deutschland über 1400 Synagogen in Brand. All das wurde im faschistischen Sprachjargon nur zynisch-beschönigend „Kristallnacht“ genannt. Die Erinnerung an kaputte Fensterscheiben ist nun aber eher das kleinste zur Erinnerung stehende Detail dieser Stunden.
Natürlich ging es bei den Beiträgen auf dem früheren Platz der Steeler Synagoge nicht einfach um die Erinnerung um frühere antisemitische Verbrechen in Deutschland. Herauszuhören war ebenfalls, dass jetzt unsere aktuelle Verantwortung gegenüber Flüchtlingen, die aus anderen Ländern in unsere Stadt kommen, menschenfreundlich wahrgenommen werden muss.
Wer über die Verbrechen der Pogromnacht redet 1938, kann natürlich auch nicht zum abweisenden Bürgerprotest gegen Romaflüchtlingen in Kupferdreh oder Borbeck schweigen.
Walter Wandtke
Autor:Walter Wandtke aus Essen-Nord |
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