Wieviel Tao steckt in uns .............????

Tao entdeckt die Fähigkeit zu lieben

Tao, der kleine Vogel, ist glücklich, froh und zufrieden. Eines Tages findet er auf seinem Weg ein großes, glitzerndes Goldstück. Er freut sich und betrachtet es lange von allen Seiten. Das Goldstück fasziniert ihn, es nimmt ihn ganz gefangen, bis er nicht mehr sieht und spürt, was um ihn herum geschieht. Ein seltsamer Zauber hält ihn bei diesem Goldstück. Er zieht und zerrt es mit sich. Immer wieder schaut er sich ängstlich nach allen Seiten um.
„Hoffentlich sieht mich niemand. Ich habe Angst, dass mir jemand mein Goldstück, mein ganzes Glück, wegnimmt. Ich muss einen Ort finden, wo es ganz sicher ist.“

Tage und Nächte vergehen. Tao findet keinen sicheren Ort für sein Goldstück. Ruhelos schleppt er die schwere Last mit sich herum, bis er nicht mehr gehen kann. Da merkt er auf einmal, dass er alle seine großen Federn verloren hat. Tao kann nicht mehr fliegen und erschrickt. Voll Angst steht er traurig da und weint.

Plötzlich hört Tao die Stimme eines Glückskäferchens. „Kann ich dir helfen?“
Tao: „Weil ich alle meine Federn verloren habe, kann ich nicht mehr fliegen.“
„Komm, wir wollen sehen, wie du deine Federn wiederbekommen kannst.“ sagt das Glückskäferchen und führt Tao zu einer weisen Eule.
Aufmerksam hört diese vom Kummer des kleinen Vogels. Die weise Eule überlegt lange, dann sagt sie: „Elf Federn hast du verloren. Mit jeder Feder hast du etwas verloren, das man nicht sehen kann. Wenn du herausfindest, was es ist, wirst du neue Federn bekommen.“

„Wie soll ich das machen?“ fragt Tao.
„Wenn du eine Feder von mir hättest, könnte es dir vielleicht möglich sein. Dafür musst du mir dein Goldstück geben. Wenn du die Feder zurückgibst, bekommst du es wieder,“ sagt die Eule. - „Nein, niemals!“ ruft Tao.

Weil der kleine Vogel sich aber nichts sehnlicher wünscht, als wieder fliegen zu können, tauscht er nach einigem Zögern sein Goldstück gegen eine Feder von der weisen Eule. Tao kann nicht einschlafen, weil er meint, er müsse immer noch sein Goldstück bewachen wie in den Nächten zuvor.

„Schau, am Himmel leuchten die Sterne. Sie funkeln wie lauter kleine Goldstücke“, sagt der Glückskäfer. „Herrlich“, sagt Tao. „Niemand muss sie bewachen!“

Endlich schläft Tao ein. Er schläft tief und ruhig wie schon lange nicht mehr. Als er erwacht, ist ihm eine neue Feder gewachsen. Warum wohl? – Tao: „Ich habe meine Ruhe wiedergefunden.“

Nach der kühlen Nacht lässt sich der kleine Vogel von der Morgensonne trocknen. Angenehme Wärme dringt durch alle seine Glieder!
„Da, die zweite Feder!“ sagt der Glückskäfer!
„Ja“, freut sich Tao, „ich kann wieder fühlen.“

Zwischen Blumen und Bäumen fliegt das Glückskäferchen voraus. Tao bleibt immer wieder zurück. Tao: „Ich lausche. Ich höre Töne und Stimmen, die ich lange nicht mehr gehört habe. Ich möchte den Wind zwischen den Gräsern und in den Glockenblumen hören.“
„Riechst du den Duft der Blüten?“ fragt der Glückskäfer.
Tao schüttelt den Kopf. Als sie übermütig zwischen den Blumen spielen, muss Tao tief Luft holen. Da riecht er auf einmal angenehme Düfte. Wie aufregend ist es für den kleinen Vogel, die Natur wieder zu riechen.
Inzwischen ist Tao hungrig geworden. Früher, als er noch sein Goldstück bewachen musste, verschlang er hastig alles. Heute nun sieht er,
wie groß und leuchtendrot Kirschen am Zweig hängen. Bedächtig pflückt er eine und genießt, wie gut sie schmeckt.

„Wie schön ist doch die Natur. Wo hatte ich nur meine Augen? Was ist schon der Glanz eines Goldstückes gegen die Farben ringsherum. Ich kann jetzt alles wieder sehen“, sagt Tao.
Tao und das Glückskäferchen beobachten, wie drei junge Eulen friedlich auf einem Zweig schlafen. Als sich ein Fuchs heranschleicht, schwirrt das Käferchen um seinen Kopf und Tao zieht mutig an seinem Fell. Die Eulen wachen auf, und der Fuchs muss sich eine neue Beute suchen. Die Eulen danken Tao und dem Glückskäfer für ihre Rettung.

Tao: „Ich fühle etwas in mir. Es ist ganz stark und tief. Es ist mehr als nur Glück. Kannst du es mir erklären?“
„Du hast die Fähigkeit entdeckt zu lieben“, sagt der Glückskäfer. „Wer lieben kann, der besitzt den Himmel. Liebe ist mehr wert als Gold.“

Tao bringt der weisen Eule dankbar die kleine Feder zurück. Er bekommt das Goldstück wieder. Doch jetzt lässt er sich nicht mehr blenden.

Else Schwenk-Anger

Autor:

Doris Sperling aus Essen-Steele

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