Durchatmen mit Blick auf das Alpenpanorama

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Entspannen und den Alltag vergessen möchten die meisten Gäste des bayerischen Kurorts Bad Reichenhall. Nicht weit von Salzburg und dem Chiemsee entfernt liegt der von Bergen umrahmte Ort in einer wunderschönen Landschaft. Schon lange ist Bad Reichenhall für seine salzhaltigen Quellen bekannt. Diese waren in vier Jahrtausenden Grundlage für den Wohlstand und sind wertvolles Kurmittel in der Therme und der Gradieranlage im Kurpark. Heute verbindet das Staatsbad Tradition und Moderne. Historische Kurort-Architektur sorgt im Stadtzentrum für Ambiente. Moderne Wellness-Angebote und die Möglichkeit, die Natur der Umgebung zu entdecken verbinden sich zu einem attraktiven Angebot für Gäste aller Altersklassen.

Bekannt ist Bad Reichenhall nicht nur für das Salz und seine Spielbank, sondern auch für eine der schönsten Seilbahnen der Welt. Seit der Eröffnung am 1. Juli 1928 fahren die Gondeln der historischen Predigtstuhlbahn in neun Minuten vom Ortsrand zur Bergstation auf dem 1.614 Meter hohen Berg. Die beiden zwölfeckigen Kabinen der Großkabinenseilbahn aus den „Golden Twenties“ haben seit ihrer Inbetriebnahme mehr als 1,6 Millionen Kilometer zurückgelegt und hätten damit die Erde mehr als 40 Mal umrunden können. Während der Fahrt kann man das Panorama genießen. Während auf der einen Seite der Saalach-See immer kleiner wird, lässt man auf der anderen Seite Bad Reichenhall im Tal zurück und kann schon bald in der Ferne die Stadt Salzburg mit ihrer charakteristischen Burg sehen. Mit der unter Denkmalschutz stehenden Bergstation ist ein im letzten Jahr wieder eröffnetes Restaurant verbunden, von dessen Fenstern und der Terrasse man in die Ferne blicken und das Gebirgspanorama bewundern kann. Ein leicht zu gehender Weg führt von der Station zur Almhütte Schlegelmulde. Dort kann man in rustikalem Ambiente regionale Schmankerln genießen. Bei passendem Wind starten direkt neben der Hütte Paragleiter ihre Flüge ins Tal. Geübte Kletterer können den mehrstündigen Abstieg ins Tal auch zu Fuß wagen. Für alle anderen der täglich bis zu 800 Gäste fährt die Bahn bis 16 Uhr bzw. 17 Uhr im Sommer die 2.380 Meter Seillänge mit 18 km/h wieder zurück ins Tal.

Dort kann man die Geschichte der Salzgewinnung entdecken. Regelmäßige, 45-minütige Führungen durch die von Ludwig I. gebaute Alte Saline sind ein guter Einstieg. Im Hauptbrunnenhaus des Industriedenkmals sieht man 13 Meter hohe Mühlräder, über die die salzhaltige Sole gefördert wird. Unter den historischen Gebäuden durchziehen zahlreiche Stollen den Steinboden. Diese führen zu verschiedenen in Marmor gefasste, salzhaltigen Quellen und zeigen eindrucksvoll mit welchem technischen Aufwand man das salzhaltige Wasser vom Regenwasser trennte und nach oben brachte. An der Oberfläche wurde das salzhaltige Wasser mit Hilfe von Holzfeuern verdampft bis schließlich nur noch das wertvolle Salz zurückblieb. Auch heute findet das Salz in Bad Reichenhall Anwendung. Aus den Quellen in 450 Meter Tiefe entstehen jährlich nicht nur 310.000 t Siedesalz. Es wird auch in der Therme und einer Gradieranlage im Kurpark genutzt. Von April bis Oktober laufen täglich 400.000 Liter 5-prozentige Sole über rund 100.000 Schwarzdornbüschel. Dabei wird das Wasser fein zerstäubt, was gerade Gästen mit Atemwegsproblemen gut tut. Diesen wird täglich ein 30minütiger Spaziergang durch das Gradierhaus im königlichen Kurgarten empfohlen. Von diesem profitieren alle Gäste, die gerne frei durchatmen und die gute Luft genießen möchten.

Das ganze Jahr über wird die verdünnte Sole in der Rupertus Therme genutzt. Die Therme ist in ein Familienbad und einen Thermen-Bereich unterteilt. Mehrere Becken mit unterschiedlich warmer Sole (33-36 Grad) und ein großes Außenbecken mit Blick auf das Bergpanorama können die Besucher hier finden. Eine kreisförmige Gegenstromanlage, in deren Mitte regelmäßig ein Whirlpool angeht, bringt Abwechslung. Massagedüsen und ein regelmäßig über den Whirlpool ziehender Vorhang aus Wasser sorgen für Unterhaltung. Nach Einbruch der Dunkelheit sind die Becken farbig beleuchtet. Wer mag kann die Zeit auch im Liegebereich mit Panoramablick verbringen oder an warmen Tagen in der Sonne liegen. Dabei kann man bereits Pläne schmieden für den nächsten Tag, denn rund um Bad Reichenhall warten 160 km Wanderwege darauf entdeckt zu werden. Einer führt vom Thumsee vorbei an der Ruine Karlstein auf einem Felsen hinter dem Pankraz-Kirchlein. In der Burg wurde einst Maut von den die Salzstraße passierenden Händlern erhoben. Heute ist diese abgegolten mit der Kurkarte, die alle Übernachtungsgäste von ihrem Vermieter bekommen. Die Gastkarte berechtigt zur kostenfreien Nutzung der Busse und Bahnen in Bad Reichenhall und in Bayerisch Gmain. An vielen Seilbahnen und Attraktionen gibt es mit der Karte zudem eine Ermäßigung.

Wem Wanderungen rund um Bad Reichenhall nicht genügen, der findet in den Berchtesgadener Alpen auch andere Aktivitäten. Das Outdoor Center Baumgarten zum Beispiel bietet für Firmen, Gruppen und einzelne Gäste eine Fülle von Aktivitäten. Diese reichen von der geführten Bergwanderung bis hin zu Teamaktivitäten wie Floßbau, Quad-Parcours oder Raften auf der Saalach. Eine besondere Spezialität in der Region ist das Canyoning. Gut verpackt in eine Art Taucheranzug und mit Spezialschuhen ausgestattet folgt man dabei einem Bachlauf. Je nach Schwierigkeitsgrad kann man dabei einfache Strecken wählen oder sich für anspruchsvolle – zum Teil mit Abseilen im Wasserfall – entscheiden. Eine relativ einfache Strecke, die auch ohne Vorkenntnisse zu bewältigen ist, liegt in der Almbachklamm in Österreich. Der Einstieg liegt unterhalb einer Staumauer, sodass man sich keinesfalls alleine auf den Weg machen sollte, sondern nur in orts- und fachkundiger Begleitung. Bevor das Abenteuer beginnt, wechselt man von der Urlaubskleidung in den Neoprenanzug. Dieser sorgt für relativ angenehme Temperaturen und ist zudem ein gutes Polster gegen die Felsen im Bachlauf. Nach den ersten Metern wird es ernst. Guide Daniel Hackenberg zeigt auf die rund zwei Meter tiefer gelegene Wasseroberfläche. Dann erklärt er, wie man solche Sprünge mit der richtigen Technik möglichst risikoarm bewältigt. Trotzdem kostet es Überwindung in das eiskalte Wasser zu springen, sodass mancher Urlauber Daniel den Vortritt lässt. Der springt beherzt und deutet dann auf einen niedrigeren Einstieg, bei dem man sich ohne Sprung in die Tiefe erst einmal an die Wassertemperatur gewöhnen kann. Die ist das ganze Jahr über ziemlich niedrig, sodass es gerade an den Händen frostig wird. Dann beginnt die eigentliche Tour. Mal geht man durch das Bachbett, mal schwimmt man, mal watet man durch den Bachlauf. Das ist auch ohne Vorkenntnisse zu bewältigen und dank Hilfestellungen an schwierigeren Stellen eine lösbare Herausforderung. Später wird es anspruchsvoller. Mehrere Meter Höhenunterschied müssen überwunden werden. Diesmal gibt es keinen Ausweg. Der Sprung ist unvermeidlich – und gelingt. Daniel begleitet das Abenteuer mit der wasserdichten Fotokamera und sorgt so nicht nur für bleibende, sondern auch für vorzeigbare Erinnerungen. Größere Höhen werden nicht gesprungen, sondern gerutscht. Dabei unterstützt Daniel nicht nur mit Tipps und Tricks, sondern auch, indem er seine Gäste langsam an die Kante heranrutschen lässt und die Tiefe so reduziert. Zwischendurch zeigt er zusätzliche Möglichkeiten für Sprünge. Wer mag kann das Ufer hinaufklettern und bis zu elf Meter in die Tiefe springen. Wie einfach das geht, zeigt Daniel den Gästen und taucht kurz darauf strahlend wieder auf aus dem Wasser. Wer nicht möchte, kann aber auch einfach zuschauen und weiter der Klamm folgen. Am Ende der Strecke wartet dann das Auto mit den Handtüchern und der Kleidung zum Wechseln auf die je nach Kondition mehr oder weniger erschöpften Urlauber.

Müde aber glücklich machen diese sich dann auf den Rückweg nach Bad Reichenhall. Dort flanieren sie durch die drei Kilometer lange Fußgängerzone oder einen der vielen Parks des alpinen Kurorts. Später sieht man viele Gäste wieder in der Therme, in der die Wassertemperatur deutlich angenehmer ist. Schließlich geht die Sonne unter nach einem abenteuerlichen Tag. Während die Sonne in der beeindruckenden Naturkulisse versinkt mischen sich Erholung, Müdigkeit und Tatendrang. Im Alpenklima kann man sich nicht nur im Einklang mit der Natur erholen. Man kann auch eine Menge erleben.

Autor:

Christian Kolb aus Essen-Steele

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