Am Anfang der Welt im Norden von Franken

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Einatmen. Ausatmen. Bei einer Sonnenaufgangswanderung mit Entspannungstrainer Holger steht die Achtsamkeit im Mittelpunkt. Doch spätestens in der Morgendämmerung schweift der Blick ab in die malerisch schöne Landschaft im Umland von Bad Steben. Dort im Norden von Franken ist die Heimat von Holger Schramm. Nicht nur für ihn ist die Natur ein Anker in der Mittelgebirgsregion, in der die Einheimischen aufgrund der nicht sonderlich zentralen Lage den „Anfang der Welt“ sehen. Doch gerade dort gibt es für Tagesgäste auf der Durchreise und Urlauber eine Menge zu entdecken – und bei Bedarf auch eine Auszeit aus dem Alltag.

Bad Steben liegt im Frankenwald, der auch aufgrund seiner Ursprünglichkeit als „Waldgebiet des Jahres 2017“ ausgezeichnet wurde. Ganz im Norden Bayerns sind Wanderer aber auch Radfahrer gern gesehene Gäste. Ein dichtes Wegenetz führt durch schöne Wälder, kleine Städtchen und an geschichtsträchtige Orte in der Heimat des Malers Lucas Cranach. Während manche Gäste im nördlichsten Naturpark Bayerns Kilometer machen und sich sportlich betätigen, steht bei anderen der Genuss im Mittelpunkt. An verschiedenen Orten laden das ganze Jahr über geöffnete Thermen zu entspannten Stunden ein. Manche davon liegen an Orten, die einst Kur- und Urlaubsorte für den Hochadel waren – und bis heute über natürliche Heilmittel verfügen. Die moderne Therme im denkmalgeschützten Kurpark von Bad Steben verfügt über zwei Heilquellen mit Radon und Kohlensäure. Nach einem Spaziergang durch die gepflegten Parkanlagen, vorbei an historischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, kann man es sich in der Therme des traditionsreichen Kurorts gut gehen lassen. Berthold Brecht war im Sommer 1913 als 15-Jähriger Kurgast in Bad Steben. Während das leicht radioaktive Edelgas Radon sparsam dosiert bei Schmerzen helfen soll, ist das warme Wasser für alle Gäste gerade in der kalten Jahreszeit ein Genuss. Ob im Wellness-Dome, im Außenbecken oder im Saunaland: Im Bayerischen Staatsbad Bad Steben lassen Genussurlauber es sich gut gehen.

Im Fichtelgebirge liegt das Siebenquell GesundZeitRessort. Die neu eröffnete Kombination aus Hotel und Therme in Weißenstadt setzt auf 35 Grad warmes Schwefel-Thermalwasser. Bei einer GesundZeitReise kann man in verschiedenen, sternförmig um einen Obelisken angeordneten Räumen unterschiedliche Bäder und Anwendungen erproben. Im Wasser schweben bei schönen Klängen? Im warmen Sand liegen? Wasser mit unterschiedlichen Salzkonzentrationen erleben? Das wird Wirklichkeit in der modernen Anlage in der Nähe der unter Denkmalschutz stehenden Scheunenreihe vor den Toren von Weißenstadt. Ebenfalls neu eröffnet hat das AlexBad in Bad Alexandersbad. Ein gläsernes Foyer verbindet historische Gebäude mit einem modernen Neubau. Im Gesundheitszentrum Bad Alexandersbad setzt man auf eine überschaubare Größe. 300 m² Wasserfläche gibt es in der modernen Fels-Wasser-Landschaft. Dazu wurden zahlreiche Räume für Anwendungen und als Treffpunkt für gesundheitsbewusste Urlauber errichtet. Der einstige Kur- und Urlaubsort für die Reichen und Schönen ist bis heute das Kleinste der Bayerischen Heilbäder. Seine damalige Popularität beruhte auf dem Heilwasser der 1734 entdeckten Luisenquelle.

Wer auf der Suche nach einem Souvenir aus der Wanderregion ist, kann sich für das „Gold des Fichtelgebirges“ entscheiden. Im „Rogg In“ Informationszentrum für Roggenkultur erfahren die Besucher, was es mit dem Getreide auf sich hat und warum es in dieser Region besonders beliebt ist. Im Museum kann man anhand von Informationstafeln und Videos Informationen sammeln. Körbe mit Getreide laden zum Anfassen ein. Am Ausgang des Museums bekommen die Besucher Roggenvollkornbrot zum Probieren. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich im Verkauf gleich neben dem Museum mit Brot, aber auch mit Lebkuchen aus der seit 1905 aktiven Manufaktur Leupold eindecken. Neben dem fachkundigen Personal berät dort ein moderner Roboter zu den Vorzügen der Produkte.

Ein weiterer Höhepunkt der Region ist das Felsenlabyrinth Wunsiedel. Am Eingang des von Ende März bis Anfang November geöffneten Parks erwartet mich Geopark-Rangerin Christine Roth. Einst entstand am Rand der Kleinstadt eine Parkanlage, die von Kurgästen besucht werden konnte. Was auf den ersten Blick wie wilde Natur aussieht, ist in Wahrheit gestaltete Natur. Das „Granitsteinmeer“ wurde in der Zeit von 1788 bis 1825 angelegt. Zwischen gigantischen Steinbrocken sind Treppen und Wege entstanden. Verschiedene Aussichtspunkte und in Stein gemeißelte Texte machen den mit Moos bewachsenen Irrgarten besonders interessant. Johann Wolfgang von Goethe besuchte den Landschaftsgarten mehrmals und gewann Inspiration für seine Werke. Die Anlage in den 300 Millionen Jahre alten Granitformationen gefiel auch der preußischen Königin Luise. Wo einst Felsen gesprengt, Sümpfe trockengelegt und Sichtbezüge geschaffen wurden, kann man heute bei einem zweistündigen Rundweg ca. hundert Höhenmeter überwinden. Thematische Stationen wie Burgtreppe, Wolfsschlucht und Zuckerhut, aber auch die „Insel Helgoland“ erinnern an die Geschichte der Region und zum Teil an die Sagenwelt des Fichtelgebirges. Gleich daneben liegt die Naturbühne der Luisenburg-Festspiele. Von Juni bis August nutzen rund 140.000 Besucher die Gelegenheit, für einen Besuch der Festspiele – und der Region am Anfang der Welt.

Autor:

Christian Kolb aus Essen-Steele

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