HEIMAT Ruhrgebiet ESSEN Friedhöfe
Vergebens... ?

ein schöner alter "Friedhofsbaum", leider musste dieser "gestutzt" werden ...
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  • ein schöner alter "Friedhofsbaum", leider musste dieser "gestutzt" werden ...
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ESSEN-HEIMAT
.... Friedhöfe...


AUF DEN GRÄBERN


Der Weg führt mich vorbei an tristen und grauen Wohnhäusern.
Laut ist es und ein wenig unruhig. Ganz normaler Alltag eben in der Stadt.
Einfach einmal ein wenig Zeit haben, dem hier ein Stück weit zu entfliehen, denke ich, und nur einige Meter weiter ist es weniger laut.
Die Autobahnbrücke liegt auch schon hinter mir und ich sehe, aus der Ferne, schon mehr "Grün".
Kurz darauf wird es tatsächlich ruhiger um mich herum, obwohl ich immer noch entlang einer Straße laufe. Gleich bin ich da.

Kreuz ... auf einem Friedhof

Ordentlich und fast kerzengerade verlaufen nun die Wege, führen mich weg von den Straßen und Bürgersteigen. Nur der große Hauptweg ist breit asphaltiert und sieht sauber, ja, fast spießig gepflegt aus. Ich biege ab.
Einmal dorthin, dann da hin, rechts, oder links, und denke kurz an Politik, und lasse es besser gleich wieder bleiben…
Kies, fein säuberlich zusammengeführt zu einer Art fester Boden, knirscht unter meinen Füßen. Die Sonne blinzelt zart durch die Baumwipfel und ich höre tatsächlich ein paar Vögel singen! Natürlich kann ich diese nicht am Klang ihrer Stimme erkennen, nein, das ist nicht mein Gebiet, doch kann ich erkennen, dass es schön klingt und, mir gefällt. Wenn ich nicht gerade einer anderen, hier spazierenden Person begegne, ist es nun endgültig ruhiger. Den Auto-Lärm der Straßen vernehme ich nur noch ganz schwach, nur noch, weil ich weiß, dass er da ist! Sehe die Blumen, in all´ ihrer Schönheit nun.
Strahlend leuchtende Farben, alles ist vorhanden. Sehe auch die Gräber darunter, dahinter, daneben. Lese im Vorbeigehen auch schon einmal den ein oder anderen Namen.
Verwelkte Blüten entdecke ich auch, und von diversen Unwettern verwüstete Flächen ebenso. Mitten drauf´, auf diese wie ausgebrannt wirkenden Flächen leuchten nun klein und dezent und doch sichtbar, frische Blumensträuße dem Himmel entgegen. Dann stehe plötzlich vor diesem großen Feld, eher einer Wiese …
viele diagonal angeordnete Kreuze, in Reih und Glied, stehen hier. Deuten auf ein ganz Großes, in der Mitte.
Grau und kalt wirkend. Es zwingt mich, zu ihm aufzusehen, dieses hohe, große Kreuz. Der Himmel immer noch blau, friedlich. Wie dieser ganze Ort hier, an dem ich so gerne bin. Es muss auch einmal anders gewesen sein, ganz anders, an diesem Himmel. Bevor diese Kreuze hier standen war er grau, ja sicher auch mal´ fast schwarz. Verraucht und verqualmt, und es fielen Bomben, statt Regen.
Ich stehe da, sehe alle diese Kriegsgräber.
Gelbe Blüten schimmern an der einen Seite lockend hervor.
Frisches, fast fröhliches Gelb und dieses Grün der Wiese, fangen mich ein. Locken mich zu ihnen herüber. Ich zücke den Fotoapparat, ja, auf einem Friedhof! Warum auch nicht!?
Wenn Menschen sich gegenseitig mit Bomben bewerfen, später dann weinend an den Gräbern ihrer Lieben stehen, ihnen solche „Denkmäler“ setzen, dann darf ich diese nun auch betrachten, vielleicht auch fotographisch festhalten!
Grün, sagt man, ist die Hoffnung.
Die Hoffnung, auf was?
Vergebens, denke ich plötzlich, vergebens, all´ diese schönen Blumen, dieses satte Grün im Frühling. Während des Lebens soll man sich doch beschenken, mit Blumen und, mit Liebe, und Frieden!?! Hier sind sie vergebens, die Blumen, die Kreuze.
Oder?

...lauert es, oder beschützt es...das Kreuz ...

Eine Weile stehe ich noch da,
hocke auch kurz vor dem ein oder anderem Kreuz,
und erinnere mich.
An Etwas, was ich nicht erlebt habe.
Mag es mir auch gar nicht vorstellen, es zu erleben. Doch vorstellen tue ich es mir dennoch. Kann nichts dagegen machen, die Gedanken, sie kommen einfach. Sehe eine Mutter vor einem solchen Kreuz auf dem Grab ihres Soldaten-Sohnes niederknien, fast zusammenbrechend. Sehe sie aufstehen, und gebeugt weitergehen, vor meinem inneren Auge.

Ich wünsche mir, so Etwas nie selbst erleben zu müssen.
Wünsche mir auch, keine Mutter auf der Welt möge sowas je erleben.

Nirgendwo.
Vergebens, die Blumen. Oder die Bomben?!

Langsam wird es Zeit. Den Einkauf wollte ich auf dem Rückweg meines Spazierganges doch auch noch erledigen. Weiter führt mich also mein Weg, fort vom Friedhof, weg von den Gräbern, und den Kreuzen. Zurück auf die Straße, zurück zum Alltags-Lärm, zum Leben…?!?
Vor meinem Einkauf setze ich mich erst in die Sonne. Trinke etwas, esse einen Kleinigkeit. Blicke hinauf in die zarten, weißen Wolken. Habe auch gleich die Blumen wieder vor Augen, den Duft in der Nase und das hoffnungsvolle Grün im Herzen.

Vergebens?

Nein… auf den Gräbern, diese Erinnerungen, diese lebens-frohen und -bejahenden Blüten, sind nicht vergebens.
Erinnern sie mich, und uns, vielleicht ein kleines bisschen an das, was es immer und überall zu schützen gilt:

Unser aller Leben.

Text: AAT, Mai 2015, MUTTERTAG:
Für alle die Mütter, die ihre Kinder... siehe oben ...
Fotos: AAT, während eines Spazierganges im April 2015 ...

ANmerkung im April 2022

AKTUELLER denn je´

KRIEG in EUROPA :-(

Autor:

ANA´ stasia Tell aus Essen

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