Philosophischer Spaziergang am 17.7.2016

Die Veranstaltung, an der 13 Personen teilnahmen (Einzugsgebiet von Krefeld bis Herne-Eickel), war Überlegungen gewidmet, wie eine alltagstaugliche Medienethik aussehen kann, mit der wir auch leben können. Medien, verstanden als (Massen ?)kommunikationsmittel, können eine differenzierte Teilhabe am politischen, wirtschaftlichen, religiösen, wissenschaftlichen, kulturellen, künstlerischen und sportlichen Leben ermöglichen. Wie weit gestattet aufgeklärter kritischer Medienkonsum das Lebensgefühl, in einer echten "augmented reality" zu agieren und so Distanz zum Pokemon Go zu gewinnen. Da der Moderator jeden Tag in seinen Eigenheiten betrachten will, informierte er sich über den 17. Juli. In US-amerikanischen Mathematikerkreisen wird dieser Tag als Gedenktag des gelben Schweins gefeiert, die katholische Kirche gedenkt der 16 Karmelitinnen aus Compiègne, die nach einem Schauprozess 1794 guillotiniert wurden und 1906 selig gesprochen wurden.Ihr Schicksal wurde mehrfach in Deutschland, Frankreich und Italien literarisch und musikalisch bearbeitet (renouveau catholique und sein Fortleben bei den heutigen französischen Katholiken, man denke an die Romane von Michel Houellebecq, "Die Unterwerfung" und von Emmanuel Carrère, "Das Reich Gottes") Der 17. Juli ist auch der Geburtstag der gegenwärtigen Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Schlagersängerin Milva und der Todestag von Adam Smith. dem Moralphilosophen nd Wirtschaftstheoretiker.
Man kann also nicht leugnen, daß der 17. Juli eine europäische Dimension aufweist, auf die in der aktuellen Europakrise medienethisch zu antworten ist.
Vor dem Impulsreferat wies ein Teilnehmer auf die Peinlichkeit hin, dass in der "Sternstunde Philosophie" Kulleraugen-BB (d.i. Dr. phil. Barbara Bleisch) darüber hinweg sah, dass der KVR-Barde Herbert Grönemeyer Aufklärung über die PEGIDA- Anhängerschaft durch den Soziologen Werner J. Patzelt in einer anderen Talk-Show verhindern wollte. Die Gruppe, die sich vor dem Kulturforum versammelt hatte, wurde sich schnell einig,, dass soziologische Aufklärung in eine Medienethik integriert werden muss.
Der Moderator, der ein T-Shirt mit einem gelben Schweinekopf trug - hier sei ein Dank an die Grafikdesignerin Heike Jahnke, Westfalenstrasse 286, ausgesprochen - wurde nur von einem Teilnehmer auf sein Outfit angesprochen. Das Impulsreferat begann mit der These:
"Unser globales Dorf hat sich durch die Marconi-Galaxis ein Theater erschaffen mit ungezählten Milieu-Schaubühnen, die auf magische Weise miteinander vernetzt sind. Die Gutenberg-Galaxis - das ist die Buchdruckkultur - muss um ihr Überleben kämpfen. Das Leitmedium ist jetzt der computergestützte Radarbildschirm, der durch leichte Daumen- und Fingerberührung fast gleichzeitig neue Informationen bereitstellt. Doch hat man oft das mulmige Gefühl, es gibt nur rasenden Stillstand, weil das Medium nur Wellness-Massagen verkaufen will, um die Einsamkeit zum Tode zu verdrängen."
Gewährsleute für diese These sind der Kanadier Marshall McLuhan /(Das Medium ist die Botschaft. The medium is the message, Druckfehler: massage. Das Medium wirkt wie eine Massage. McLuhan ist sich bewusst, dass "medium" und "channel" Begriffe aus dem britischen Spiritismus sind. Er entwickelt einen Sinn für Druckfehler, die auf Abgründigkeiten der Wirklickhkeit hinweisen), Vilém Flusser ( In der telematischen Gesellschaft brauchen nur noch Historiker und verwandte Tätigkeiten ausübende Personen lesen und schreiben zu können. Es entwickelt sich nach dem linguistic turn ein iconic turn.Man macht den Mausklick auf die gleich aussehenden Frisuren von Ben Johnson und Donald Trump. Man sucht Porträts von sadistischen Krankenschwestern, die in Irrenhäusern arbeiten, man stößt dabei auch auf das Porträt von Hillary Clinton.) Neil Postman (Das Fernsehen ist ein Produkt der Unterhaltungsindustrie. Im Fernsehen wird alles zum entertainment: edutainment, infotainment, histotainment. Das wertkonservative Festhalten an der alphabetischen Buchdruckkultur erhält den zivilisatorischen Level. Wissenschaften und Philosophie verlieren an Niveau durch das Vordringen bewegter Bilderwelten.) Paul Virilio /(Medien sind Waffen, um über den Gegner einen Raum- und Zeitvorteil gewinnen zu können.)
Konkrete Fragen für den Spaziergang waren:
Wie weit haben uns die Massenmedien mit der Zahl 17 (in unserer Jugend) seelisch beeinflusst?-besser: massiert? (Der Yellow Pig Day besteht aus mathematischen Spekulationen zur Primzahl 17) Der Kroate Ivo Robic., Mit 17 fängt das Leben erst an. Die US-Amerikanerin Peggy March, Mit 17 hat man noch Träume. Der Österreicher Udo Jürgens, 17 Jahr, blondes Haar. Bei ihren TV-Auftritten trug Peggy March sehr knappe Miniröcke. Warum erscheint der Pseudodruckfehler "Miss Piggy March" -Erinnerung an Sesamstraße und Muppet-Show- als Pressegag zu sehr gekünstelt und damit medienuntauglich?
Wenn Schlager, Lieder und Chansons zur Geistesgeschichte von Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher gehören, warum und wieso hat dann die rothaarige Milva mit ihrem Lied "Zusammenleben" (Musik komponiert von Mikis Theodorakis) der Existentialistin Simone de Beauvoir einen Bärendienst erwiesen?
Warum bleibt der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber mit seinem dialogischem Prinzip für die Erwachsenenbildung weiter aktuell, auch wenn andere jüdische Zeitgenossen forderten, man müsse mal aus der Bubertät (Suchmaschine: Meinten Sie "Pubertät") herauskommen?
Diskutiert wurde auch die Frage, wie weit ein Leser berücksichtigen muss, dass Regierungen, Parteien, Kirchen und Verbände Einfluss auf die Arbeit einer Nachrichtenredaktion nehmen wollen.(Beispiel Kölner Silvesternacht) Warum beobachten sich Medienkonzerne im Internet gegenseitig? Wie weit können Medienuser durch Herstellung eigener Medienerzeugnisse drohende Meinungsmono/oligopole konterkarieren. Wie weit ist Medienabstinenz möglich? Ist Hans Magnus Enzensberger, "Baukasten zu einer Theorie der Medien noch brauchbar?" Kann er aktualisiert und revitalisiert werden?

Karlheinz H, Keukens
Philosophische Praxis Essen

Autor:

Karlheinz H. Keukens aus Essen-Steele

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