Mit der Kunst auf großem Fuß

Mit der Kunst auf großem Fuß

Porträt Jörg W. Schirmer - Bildhauer und Maler.

Als Kind war Grün seine Lieblingsfarbe und auch heute noch sieht man ihn selten ohne seine giftig grüne Kappe, den goldenen Ohrring und einem verschmitzten Lächeln.
Ich treffe Jörg W. Schirmer an diesem sonnig kalten Spätherbsttag in seinem Atelier an der Krimmstrasse in Steele. Ein angenehmer Duft von Kürbissuppe mit Speck zieht aus der provisorischen Küche nach draußen in das kleine Paradies, das sich der 46 jährige Bildhauer und Maler geschaffen hat. Riesige Behälter mit Bambus, neben bunten Blüten und herbstfarbenen Blättern. Farbtupfer, wie vom Künstler in Szene gesetzt, leuchten in der Abendsonne. Dazwischen auf dem Boden eine weibliche Figur aus Beton.
„Das hätte Lüpertz missfallen“. Fast entschuldigt er sich für seine neue Liebe zu Pflanzen und Blumen.“ Ich bin eben milde geworden“
Jörg W. Schirmer in Frankfurt geboren, in Steele aufgewachsen und auf dem Carl Humann Gymnasium zu Schule gegangen, war Meisterschüler bei Professor Markus Lüpertz an der Kunstakademie in Düsseldorf und nunmehr seit 15 Jahren als freischaffender Künstler mit seinem Atelier in Steele ansässig.
Holz ist das bevorzugte Material aus dem seine Plastiken und Skulpturen sind. „Markenzeichen“ bei all den menschlichen Figuren sind die überdimensionierten Füße. . Fast wie mit einem Superweitwinkelobjektiv aus der Froschperspektive fotografiert erscheinen die dargestellten Objekte.
Ich frage seine langjährige Lebensgefährtin Andrea nach den positiven Eigenschaften des Künstlers: „Humor und Disziplin“, so die sekundenschnelle Antwort und gleich darauf die Frage, ob ich einen Teller Suppe mitessen möchte- natürlich draußen. Nebenan blinzelt der dreibeinige Kater in die Sonne und ahnt wohl, dass er auf diese Idylle in den nächsten Monaten verzichten muss. Jetzt in der kalten Jahreszeit zieht sich Jörg Schirmer ein wenig aus dem kalten Atelier zurück und wendet sich verstärkt seiner Malerei zu. Auch hier der menschliche Akt mit großen Füßen .

Kunst soll nicht nur Spaß machen. Kunst ist auch harte Arbeit. Aus grobem Holz oder vielschichtigen Mutliplex Platten wird die künstlerische Idee ins Material gebracht und mit unendlicher Disziplin und Ausdauer zu einer Skulptur mit einer glatten Oberfläche gestaltet. Maserungen im Holz fast wie Zeichnungen an der Figur und der dezente Einsatz von Farbe erinnern daran, dass Jörg Schirmer in seinem künstlerischen Schaffen Malerei und Bildhauerei als gleichwertige Kunstformen nebeneinander gelten lässt.
Internationale Anerkennung findet der Künstler regelmäßig auf Kunstmessen wie z. B. in Wien, Seoul, Paris und Innsbruck. In Essen sind seine Plastiken und Skulpturen regelmäßig in der Galerie Klose zu sehen.

Freudig berichtet er mir von seinem aktuellen Projekt in Kaarst-Büttgen. Erstmals gestaltete er eine Plastik aus Aluminium. Sein „Himmelsstürmer“ ist eine aus 53 Metallscheiben zusammen gesetzte Plastik, farbig eloxiert. Eine Stele, die sich im starken Wind dreht und so eine Bewegung symbolisiert, die nicht allein physischer, sondern auch geistiger Natur ist.

Schon sind wir bei meinem Lieblingsthema, Kunst im öffentlichen Raum. Ein wenig stolz zeigt mir Andrea ein Foto auf dem eine riesige rote Skulptur abgebildet ist. Auf einem meterhohen Baumstamm trohnt die „Baumfee“ , die im Schlosspark am Berger See in Gelsenkirchen einen würdigen Standort gefunden hat.
„Du fährst doch täglich mit deinem Fahrrad an der Ruhr entlang“ frage ich ganz spontan, “kannst du dir vorstellen auch für den Kunstweg an der Ruhr in Steele eine Skulptur zu gestalten?“ Und da ist es wieder, das verschmitzte Lächeln: „ Schaun wir mal“

Dieter Kunst