Licht und Farbe: Public Art aus Bremen bereichert Essener Stadtbild
Seit dem 1. Juni steht das Public Art-Kunstwerk FarbRäume der Bremer Künstlerin Eva Böhme auf dem Platz vor dem Ruhrturm in Essen und lädt dort bis Oktober dazu ein, sich auf ungewöhnliche Weise von Licht und Farbe inspirieren zu lassen.
Als Ort der Ruhe und der Konzentration, ebenso entspannend wie anregend, bezeichnete der 1. Bürgermeister der Stadt Essen, Rudolf Jelinek, das Kunstwerk jetzt anlässlich der Eröffnung. Es besteht aus drei großen Kuben aus farbigem Verbundglas, die ihre Umwelt facettenreich widerspiegeln; bei Dunkelheit verleiht von innen durchscheinendes Licht den Gebilden eine Art magischer Existenz.
Das Besondere an den Kuben: Sie sind begehbar und für jeden zugänglich. Wer sie betritt, wird von farbigem Licht umflutet, erhält einen völlig neuen Blick auf die Außenwelt, die nur schemenhaft zu erkennen ist. Die Intention der Künstlerin ist es, Farbe erfahrbar zu machen, ihr eine räumliche, körperliche Dimension zu geben und den Betrachter aktiv einzubeziehen. „Ich gehe hinein, schließe die Tür und bin mit mir und der Farbe allein,“ fasst Böhme zusammen und macht damit deutlich, wo sie die Betrachter ihrer Kunst sieht: Nicht außen vor, sondern mitten drin!
Dieser partizipative Ansatz zur Vermittlung von Kunst ist hochaktuell. Er wird in den Museen zunehmend nachgefragt und angewandt, muss aber auch ein Qualitätskriterium für Kunst im öffentlichen Raum sein, so die renommierte Kunsthistorikerin Dr. Gabriele Uelsberg, Repräsentantin der Kulturstiftung Nordrhein-Westfalen. Sie meint: „Viele Menschen wollen ein Kunstwerk nicht länger nur anschauen, sie wollen, dass es etwas mit ihnen macht und dass sie etwas damit machen können, ausprobieren können. Und dass dadurch womöglich wiederum etwas entsteht.“
Uelsberg betont zudem die hohe Qualität der FarbRäume - sowohl hinsichtlich der künstlerischen Arbeit als auch des Materials - als besonders wichtiges Kriterium für Kunst im öffentlichen Raum: „Damit wird eine Wertigkeit deutlich. Und eine Wertschätzung der Menschen. Schließlich wird dem Bürger hier etwas angeboten, etwas geschenkt.“. Diese Erfahrung, so Uelsberg, sei sehr wertvoll, und somit böten gerade hochwertige Public-Art Kunstwerke den Bürgern vielfältige Chancen, ihre Stadt neu zu erleben, nicht nur durch Betrachtung, sondern durch Teilhaben.
Diese Chancen nutze man allerdings noch viel zu wenig, meint Städteplaner Dr. Gerd Mahler, Vorsitzender des Ausschusses Stadtentwicklung/Stadtplanung im Rat der Stadt Essen. Mahler betont, es müsse generell wieder normaler werden, sich um Kunst im öffentlichen Raum zu kümmern, sie erlebbar und wahrnehmbar zu machen, und zwar vom Kindergarten angefangen über alle Alterstufen hinweg: „Kunst im urbanen Raum ist ein identitätsstiftender Faktor, und es ist wichtig, hier immer wieder neue Akzente zu setzen.“
Essen stand 2010 als Europäische Kulturhauptstadt stellvertretend für die Metropole Ruhrgebiet, seither ist allerdings in Sachen Kultur im öffentlichen Raum wenig geschehen. Die Betreiber des Essener Ruhrturms wollen jetzt mit der Förderung der FarbRäume einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Region leisten und gleichzeitig dazu beitragen, dass der Platz vor dem markanten Gebäude bei den Bürgern der Stadt eine neue Wahrnehmung erhält.
Autor:Ellen Stähr aus Essen-Steele |
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