Couchsurfing in Saudi-Arabien
Leseabend mit Stephan Orth im Krayer Ratssaal: „Couchsurfing in Saudi-Arabien“

Maryam Alizadeh und Stephan Orth
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„Meine Reise durch ein Land zwischen Mittelalter und Zukunft“, so ist der Untertitel von Stephan Orths SPIEGEL-Bestseller-Buch „Couch Surfing in Saudi-Arabien“, das der Autor im Krayer Ratssaal vorgestellt hat.

Als „Couchsurfer“ reist Stephan Orth in verschiedene Länder und übernachtet bei fremden Menschen kostenlos auf deren Couch. Auf diese Weise war er bereits im Iran, in Russland und China unterwegs. „Ich habe eine Vorliebe für Länder mit einem schlechten Ruf“, sagt er, „für Länder, die nicht die üblichen Reiseziele sind.“

Die Reise durch Saudi-Arabien war seine bisher aufregendste Reise.

"Saudi-Arabien ist ein Land im Umbruch, “ sagt Orth. „Als es kurz vor der Corona-Krise Visa für Touristen vergeben hat, bin ich als einer der ersten westlichen Besucher hingefahren und habe große Gastfreundschaft erlebt. Aber ich merkte auch, wie groß die Angst der Menschen ist, sich politisch zu äußern.“
„Ich bin als ‚Reisender‘ aufgetreten. Als ‚Journalist‘ hätte ich wahrscheinlich große Probleme bekommen.“

Neun Wochen war er als „Couchsurfer“ in dem Land unterwegs, das zum größten Teil aus Wüste besteht, schlief auf der Couch bei elf Gastgebern und legte mit Flugzeug, Bus, Auto, Zug und Fähre insgesamt 8589 km zurück. Auf diese Weise erhielt er Einblicke in eine verschlossene Gesellschaft und wurde Zeuge eines radikalen Wandels, den Kronprinz Mohammed bin Salman dem Land verordnet und der auch die Stellung der Frau im Land betrifft. Seit kurzem dürfen Frauen den Führerschein machen und dürfen sich ohne Männerbegleitung in der Öffentlichkeit zeigen. Der König hat die gefürchtete Sittenpolizei Mutawa entmachtet, Männer und Frauen müssen nicht mehr getrennt in Restaurants sitzen, bei Sportevents sind nun Angehörige beider Geschlechter willkommen. Und der Tourismus entwickelt sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.

Aber immer noch steht Saudi-Arabien wie Katar und andere Petro-Länder wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

Als unauffällig Reisender kann sich Orth ein realistisches Bild von Land und Leuten machen. Er tanzt mit Zehntausenden beim Wüsten-Rave und ist bei einem Schönheitswettbewerb für Kamele dabei. Einer seiner Gastgeber fährt ihn trotz seiner Schafsallergie zum größten Schafs- und Ziegenmarkt der Golfregion.
Er besucht die antiken Grabmale in Hegra, von denen die wenigsten bislang gehört haben. Ganz modern ist die Shoppingmall mit dem vertraut-glamourösen Namen Corniche (Hauptgeschäftsstraße).

Sehr informativ ist Orths Reisebericht über die abwechslungsreiche Welt Saudi-Arabiens. Mit vielen Fotos und Videos zeigt er Einblicke in seine Reise, und mit zahlreichen eingestreuten Anekdoten versteht er es, die  Besucher zum Lachen zu bringen.

Andererseits bleibt ein ernster Unterton: „Ich bin Ehrengast in einer Welt des Wohlstands – und direkt nebenan findet die laut Uno "weltweit schlimmste humanitäre Krise" statt, dieser medial nahezu unsichtbare Konflikt, zu dem Journalistinnen oder Fotografen kaum Zugang haben.“
 
Die Lesung wurde gefördert vom Kulturamt der Stadt in Kooperation mit Bürgerhaus Oststadt und Förderverein der Stadtbibliothek Essen. Maßgeblich beteiligt an der Organisation war Maryam Alizadeh, die Leiterin der Stadtteilbibliotheken Kray und Freisenbruch.

Für die musikalische Begleitung sorgten in der Pause Mohammad Khaled und Useid Aldrubi.

Autor:

Manfred Jug aus Essen-Steele

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