Heimatgeschichtskreises Eiberg präsentiert auf 13. Denkmaltafel die Geschichte der ehemaligen Essig- und Sauerkrautfabrik
Eiberger Denkmalpfad erweitert

Über die 13. Denkmaltafel, die die Geschichte des ehemaligen Essig- und Sauerkrautfabrik Schulte-Bockholt & Werwer GmbH  thematisiert, die 60 Jahre in Eiberg bestanden hat, freuen sich (v.l.) die Vorstandsmitglieder Tobias Sies, Mario Schlich, Christian Schlich (Vorsitzender) sowie Marlies Heising mit ihrem Mann Heinz, Tochter des ehemaligen Geschäftsführers und Miteigentümers Heinrich Teigelack. | Foto: Zur Verfügung gestellt von: D. Eilmes
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  • Über die 13. Denkmaltafel, die die Geschichte des ehemaligen Essig- und Sauerkrautfabrik Schulte-Bockholt & Werwer GmbH thematisiert, die 60 Jahre in Eiberg bestanden hat, freuen sich (v.l.) die Vorstandsmitglieder Tobias Sies, Mario Schlich, Christian Schlich (Vorsitzender) sowie Marlies Heising mit ihrem Mann Heinz, Tochter des ehemaligen Geschäftsführers und Miteigentümers Heinrich Teigelack.
  • Foto: Zur Verfügung gestellt von: D. Eilmes
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Trotz der Einschränkungen der Vereinsaktivitäten durch die Corona-Pandemie hat der Heimatgeschichtskreis Eiberg eine weitere Denkmaltafel an der Straße „Weg am Berge 12“ erarbeiten und dank Förderung der Bezirksvertretung Steele-Kray vor kurzem aufstellen können.

„Auf eine sonst übliche offizielle Übergabe mit Publikum mussten wir diesmal leider verzichten, wollten aber die im letzten Jahr erstellte Tafel der Bürgerschaft auch nicht länger vorenthalten“, betont der Vorsitzende des Vereines Christian Schlich.

„Kappes-Eiberg“

Die inzwischen 13. Denkmaltafel thematisiert die Geschichte des ehemaligen Essig- und Sauerkrautfabrik Schulte-Bockholt & Werwer GmbH, die 60 Jahre in Eiberg bestanden hat und dem Ortsteil den Spitznamen „Kappes-Eiberg“ einbrachte, da für die Sauerkrautherstellung der Weißkohl - auch Kappes genannt - benötigt und angeliefert wurde.

Die Unternehmensgeschichte begann, als 1902 Franz Schulte-Bockholt (*1876 +1953) den Hof seiner Ahnen am Schultenweg 98 nach langer Zeit der Verpachtung wieder in Familienbesitz nahm.
Franz, der auf dem Gut seines Vaters „Am Kaiser“ in Heerdt bei Neuss aufwuchs, war dort mit dem Anbau von Weißkohl und der industriellen Herstellung von Sauerkraut in Berührung gekommen. Bereits 1904 erwarb er in Eiberg ein Baugrundstück von der Zeche Eiberg an der damaligen Jakobstraße (heute „Weg am Berge“).

Zusammen mit seinem Vetter, dem Kaufmann Heinrich Werwer, ließ er dort eine Fabrikationshalle mit Verwaltungs- und Wohngebäude errichten und gründete 1906 die Schulte-Bockholt & Werwer GmbH, welche die Essigsprit-, Weinessig- und Sauerkrautfabrik in Eiberg bei Steele/Ruhr betrieb.

Knowhow bei der Produktion

Für das nötige Knowhow bei der Produktion stellte man den Werkmeister Johann Rommerskirchen aus Grevenbroich ein, der bereits in anderen Unternehmen Erfahrungen erworben hatte.
Den Weißkohl bezog das Unternehmen überwiegend aus Schleswig-Holstein, vom Niederrhein sowie von einigen heimischen Landwirten.

Die Verarbeitung erfolgte durch Schneiden, Stampfen und Einlegen des Krautes in Holzfässern unter Zugabe von Salz zum Entzug des Zellwassers und eine Milchsäuregärung über vier bis sechs Wochen unter Luftabschluss.

Anschließend wurde das fertige Sauerkraut meist in 25 Kilo-Dosen verpackt und vorwiegend an Konsumanstalten und Lebensmittelkonzerne und -händler im Umland verkauft.

Eine zweite Produktionssparte war die Herstellung von Tafel-, Kräuter- und Weinessig.

Nach dem 2. Weltkrieg

Während des 2. Weltkrieges mussten einige der Zivilgefangenen aus dem „Lager Eiberg“, das sich auf dem verwaisten Zechenplatz befand, in der Fabrik Zwangsarbeit verrichten.

Nach dem Krieg lief das Unternehmen wieder gut an, so dass die Produktion durch moderne Maschinen verdoppelt werden konnte, die das Einschneiden von 50 Tonnen Weißkohl täglich besorgten.

Das neunköpfige Stammpersonal wurde durch 12 bis 15 Saisonarbeitskräfte ergänzt.
Als 1953 der Gründer Franz Schulte-Bockholt starb, der seinen Vetter bereits ausgezahlt und seinen Sohn Ernst seinen Hof übertragen hatte, erbten seine vier weiteren Kinder Franz, Gertrud, Margarete und Ludwig jeweils 22,5 Prozent des Unternehmens, während der langjährige Geschäftsführer Heinrich Teigelack zuvor schon mit zehn Prozent an der Firma beteiligt worden war.

Goldenes Betriebsjubiläum

1956 wurde das 50. Firmenjubiläum groß im Saale der damaligen Gaststätte Rettgen am Schultenweg 71 mit dem Betriebspersonal, den zuliefernden Landwirten und Gästen gefeiert. 1965 konnte der Betriebsleiter und Miteigentümer Heinrich Teigelack, der schon 1915 als Lehrling dort begann, sein goldenes Betriebsjubiläum feiern.

Doch angesichts der großen Konkurrenz auf dem Marktsektor erfolgte die Betriebseinstellung 1966. Die Betriebsgebäude dienten bis zu ihrem Abriss 1985 verschiedenen Firmen als Lager, Werkstatt und Abstellplatz. Anschließend wurde das Areal mit Einfamilienhäusern bebaut.

Vortrag mit einer Bilderausstellung

„Sobald wir wieder Vorträge abhalten können, wird es dazu einen Vortrag mit einer Bilderausstellung im Eiberger Café geben“, ergänzt Christian Schlich, „An weiteren Tafeln wird schon gearbeitet.“

Ebenso erinnert die Tafel an den Bau der alten Bergisch-Märkischen-Eisenbahnlinie von Duisburg nach Witten, die am 1. März 1862 ihren Betrieb aufnahm und die damalige Landgemeinde Eiberg zerschnitt. Profiteure der Bahnstrecke waren vor allem die nahegelegenen Zechen, die alle nach und nach einen Gleisanschluss herstellten, um die Kohlen besser abtransportieren zu können. So entstand 1871 der Gleisanschluss der Zeche Jakob (später Zeche Eiberg), der unmittelbar an der Denkmaltafel vorbei in Richtung „Hobestatt“ verlief.

Haltepunktes Essen-Eiberg

Als die Zeche Eiberg 1904 verkauft und 1914 stillgelegt wurde, mussten viele Bergleute auf anderen Zechen im Ruhrgebiet arbeiten. Damit diese mit dem Zug dorthin gelangen konnten, richtete man am Bahnübergang „Weg am Berge“ einen provisorischen Bahnhof bis etwa 1924 ein, der als Vorläufer des jetzigen Haltepunktes Essen-Eiberg angesehen werden kann.
Erst vor dem 2. Weltkrieg wurde am Bahnübergang ein Schrankenwärterhaus errichtet, das bis 1978 betrieben und durch eine automatische Schrankenanlage ersetzt wurde.

Weitere Infos finden sich unter: www.eiberg-heimatgeschichtskreis.de

Autor:

Lokalkompass Essen-Steele aus Essen-Steele

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