Wer braucht schon einen Prinzen? Lisa Teubert rettet sich selbst mit Hilfe von Pferden
Im Märchen braucht es einen Prinzen, der hoch zu Ross die holde Maid rettet. Lisa und ihre Mama Maria Teubert aus Heisingen verzichten auf den Prinzen. Sie brauchen nur das Pferd und kämpfen wie echte Heldinnen. Denn ihre Lebensgeschichte verlief bis jetzt ganz und gar nicht märchenhaft.
Frühchen Lisa kam bereits in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt, ihre Mutter erlitt zehn Tage später einen Schlaganfall. Für beide begann ein harter Kampf, bei dem Pferde eine große Rolle spielen sollten.
Maria war im eigenen Körper gefangen
Als Maria Teubert aus einem zweiwöchigen Koma aufwachte, war sie gefangen im eigenen Körper. Sprechen konnte sie nicht und auch ihr Körper war gelähmt. Nur die rechte Hand ließ sich eingeschränkt bewegen. Auch wenn sie selbst in einem kritischen Zustand war, galt ihre größte Sorge ihrer Tochter. Die befand sich auf der Intensivstation und kämpfte um ihr Leben. Liegend wurde ihre Mutter zweimal die Woche zu ihr in die Klinik transportiert, um die Tochter überhaupt sehen zu können. Dann der nächste Schock. Die Ärzte sahen keine Hoffnung mehr für Lisa, wollten die Geräte abschalten, doch Maria Teubert setzte sich für ihre Tochter ein. Sie widersprach dem Urteil der Ärzte, denn sie erkannte denselben Kampfgeist, der sie die Situation meistern ließ, auch in der winzigen, 480 Gramm schweren Lisa. Und sie sollte Recht behalten.
Am 19. Januar 2001 konnte Lisa die Klinik verlassen und endlich nach Hause kommen. Zwar brauchte sie ein Sauerstoffgerät, Überwachungsmonitore und wurde durch eine Magensonde ernährt, doch sie lebte und sie kämpfte. Entgegen aller Prognosen, dass Lisa immer ein schwerer Pflegefall bleiben und nie selbst laufen oder ohne Sauerstoffgerät auskommen werde, entwickelte sie sich gut. Maria Teubert war zu der Zeit noch immer auf einen Rollstuhl angewiesen.
Dann der nächste Schicksalsschlag: Bei einer Routineuntersuchung infizierte sich Lisa im Krankenhaus mit RSV (Respiratorische-Synzytial-Viren), sie fiel ins Koma und musste erneut um ihr Leben kämpfen. Erst nach zwei Wochen erwachte sie wieder und zeigte erneut ihr Kämpferherz. Lisas Mutter kämpfte auch: mit ihren Sorgen um Lisa und mit schlechten Diagnosen für sich und ihre Tochter.
Doch sie gab nicht auf: „Man ist bereit, alles auszuprobieren.“ Von einer Bekannten hörte sie vom Therapeutischen Reiten und probierte es zusammen mit ihrer Tochter aus. Für Maria Teubert war es nach der langen Zeit im Rollstuhl eine echte Befreiung, sich auf dem Pferderücken schnell und frei bewegen zu können und auch dank der Hilfe der Pferde besiegte sie ihre Lähmung und konnte bald wieder laufen. Nur ihre linke Hand blieb gelähmt - bis heute. Sie merkte auch, wie gut das Reiten ihrer Tochter tat. Lisa, die sich zwar gut entwickelte, aber altersgleichen Kindern dennoch körperlich und geistig etwas hinterher hinkte, hatte mit vielen Ängsten zu kämpfen. Die Pferdetherapie half und hilft ihr, diese zu überwinden und mit dem Erlebten zurecht zu kommen. Dank der Pferdetherapie und einer Spezialklinik in München schaffte sie es noch vor ihrem vierten Lebensjahr, sich von ihrer Magensonde zu entwöhnen, an die sie von Geburt an gebunden war.
Lisa ist eine aufgeweckte Persönlichkeit
„Ich sage Lisa immer: Wenn es nicht geradeaus geht, dann müssen wir halt links oder rechts gehen“, erklärt Maria Teubert. Häufig ging es bei Mutter und Tochter nicht geradeaus. Viel zu oft mussten sie kämpfen, doch ihren Kampfgeist haben sie bis heute nicht verloren. Lisa ist mittlerweile 14 Jahre alt und eine aufgeweckte Persönlichkeit, die sich sehr für ihre Umwelt interessiert. Sie besucht die 9. Klasse einer Schule für entwicklungsverzögerte Kinder und ist eine sehr gute Schülerin. Das nötige Selbstvertrauen holt sie sich bei den Pferden. Maria Teubert hat das Reiten mittlerweile aufgeben müssen. Das Geld reichte nur für eine von beiden.
Wer Lisa heute sieht, wie sie die Pferde striegelt, reitet und Kunststücke auf dem Pferderücken absolviert, wird nicht glauben können welches Schicksal die kleine Pferdenärrin bisher durchlebt hat.Um so schöner ist es, dass Mutter und Tochter nun auch mal etwas Gutes widerfahren ist:
Der Carolinenhof, ein integrativer Reiterhof den Lisa häufig besucht, sorgte dafür, dass die Apassionata GmbH von Lisas Geschichte erfuhr. Die Gesellschaft produziert eine berühmte Familienunterhaltungsshow mit Pferden. Erstmals fand 2014 ein „Tag der offenen Tour“ statt, bei dem Fans der tierischen Stars ihren Lieblingen ganz nahe kommen konnten. Lisa wurde eingeladen. Doch nicht nur das! Als besondere Überraschung wurde Lisa von Napoleon, einem kleinen dicken Esel, ein Gutschein für ein Jahr Therapeutisches Reiten auf dem Carolinenhof in Kettwig überreicht. Lisa und ihre Mutter hatten Tränen in den Augen. „Ich konnte es nicht glauben“, erzählt Lisa, „das war einfach nur total toll!“
Vertrauen fassen und an sich selbst glauben
Ein Jahr lang kann Lisa nun kostenlos auf dem Carolinenhof reiten und ihre Mutter muss sich keine Sorgen machen, ob sie die Stunden bezahlen kann und weiß Lisa in guten Händen. Der Carolinenhof, Oefte 10, ist bestens für Lisas Bedürfnisse ausgestattet und kann mit erfahrenen Hippotherapeuten aufwarten. Durch die Pferde ist es den Kindern möglich, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Kinder lernen hier auch, wieder Vertrauen zu fassen und an sich selbst zu glauben. Zudem werden durch das Reiten die Muskeln gestärkt.
Lisa Teubert ist ein Wunder, nicht nur aus medizinischer Sicht. Sie hat ein einnehmendes Wesen und ein riesengroßes Herz. Das bewies sie auch bei ihrem Besuch bei Apassionata. Als sie auch noch das Glück hatte, die Tombola vor Ort zu gewinnen, bestand sie darauf, 10 Euro von ihrem Taschengeld in die Spendendose für das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR) zu stecken. Eine echte Heldin eben! Wer braucht da noch einen Prinzen?
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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