Herzlichen Glückwunsch! Die "Flohkiste" wird zehn

Hurra, die Flohkiste feiert runden Geburtstag! Brigitte Große-Rhode und ihre "Flöhchen" freuen sich schon ganz doll auf die Party am Samstag.
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Wenn Brigitte Große-Rhode über die Flohkiste spricht, strahlt sie aus vollem Herzen. Die Kinderbetreuung in Überruhr ist sozuagen ihr „Baby“, das doch längst der Wiege entwachsen ist und in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen feiert.

2004 waren die beiden Söhne der Große-Rhodes aus dem Gröbsten raus und Mama Brigitte suchte nach einer Halbtagsstelle.„Nur Hausfrau und Mutter sein, das war mir zu wenig“, erklärt die agile Wahl-Überruhrerin, die in Leverkusen geboren und aufgewachsen ist. Die Suche nach einem Job gestaltete sich jedoch „sehr, sehr schwierig“.

Selbst ist die Frau!

Die zweifache Mutter hat sich schon damals in der evangelischen Gemeinde Überruhr engagiert, z.B. bei Kindergottesdiensten, hat Mutter-Kind-Turngruppen im damaligen Luther-Krankenhaus in Steele und beim TLV Germania Überruhr geleitet - generell immer viel und gerne mit Kindern gearbeitet. „‚Bei Ihren Fähigkeiten, machen Sie sich doch selbstständig!‘, sagte mir damals die zuständige Sachbearbeiterin beim Arbeitsamt“, erklärt Brigitte Große-Rhode.
Die Idee traf ins Schwarze. Der Überruhrerin fiel ihre Schwester ein, die schon seinerzeit in Leverkusen die Kinderbetreuung „Regenbogenelefanten e.V.“ geleitet hat. „Solch eine Betreuung gab es hier bei uns noch nicht.“ Also, selbst ist die Frau, dachte sie sich, doch vor den Erfolg hatten die Götter - wie so oft - den Schweiß gesetzt. Zwar war ein geeigneter Raum schnell gefunden - im Friedrich-Graeber-Gemeindehaus ihrer Heimatgemeinde, praktischerweise gleich neben der Kita Arche Noah. Dennoch: „Es war gar nicht so einfach, die Sache aufzuziehen. Ich bin von Pontius zu Pilatus gelaufen, Arbeitsamt, Jugendamt. Aber keiner konnte mir genaue Auskunft geben.“ Aufgeben? Denkste! „Ich bin eine Kämpferin.“
Da sie keine Erzieherin ist, musste Brigitte Große-Rhode ihre pädagogische Eignung nachweisen. Musste ein Konzept ihrer Unternehmung vorlegen und den Betreuungsraum in spe vorstellen. Das Ergebnis: Das Jugendamt war begeistert!
Anfang September 2004 war es dann soweit, die Kinderbetreuung „Flohkiste“ für Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren konnte eröffnen. Damals noch als Ich-AG ihrer Gründerin und mit nur einem Betreuungstag in der Woche. Doch dabei blieb es nicht lange. Das neue Angebot sprach sich schnell rum. Zufriedene Mütter erzählten anderen davon. Brigitte Große-Rhode hat eine echte Bedarfslücke geschlossen. „Nach nur einem Monat kam schon ein zweiter Betreuungstag hinzu.“ Die Warteliste wurde immer länger, im Frühling 2005 war schon ein dritter Betreuungstag nötig. Drei Jahre lang führte Große-Rhode die Flohkiste als Ich-AG, bevor diese zum eingetragenen Verein wurde.

Kreative Ideen

Von der finanziellen Förderung kaufte sie einen Teil der Ausstattung und Spielzeug für den Betreuungsraum - so viel, wie das Geld eben langte -, installierte eine Homepage. Auf die Idee, die Fördermittel für ihren persönliche Bedarf zu verwenden, wäre sie nie gekommen. „Ich wollte nicht auf das Ich-AG-Geld angewiesen sein, es war ja ohnehin nur eine befristete Förderung.“
Stattdessen dachte die Unternehmerin äußerst kreativ: „Es machten so viele Kindergärten zu und ich fragte mich, wo kommt denn das ganze Mobiliar hin?“ Volltreffer! „Von der Kita Dellmannsfeld haben wir viel geerbt“, freut sich Brigitte Große-Rhode.
Auch sonst fand die Flohkiste viele Unterstützer: „Eine Firma hat beispielsweise die Kinderklos installiert, ganz unentgeltlich. Und der Vater eines unserer Kinder hat die Waschbecken angebracht. Ein anderer Vater - Installateur von Beruf - die Leitungen verlegt.“ Von der Bezirksvertretung VIII gab es 1.000 Euro Unterstützung. „Davon haben wir eine IKEA-Küche gekauft, die mein Mann und ich dann in den Sommerferien eingebaut haben.“ 1.000 Euro gab es auch von einem Bankhaus. Das Geld floss gleich in den Kauf zweier Tische und zwölf Stühlen in Kinderhöhe. „Solche Anschaffungen sind uns nur über Spenden möglich.“ Oder die Flöhe machen selbst „Mäuse“: „Die Einnahmen aus unseren Festen ermöglichten uns etwa die Anschaffung eines Sofas.“ Noch so eine tolle Idee von Brigitte Große-Rhode. Da sitzen nämlich jetzt in schöner Regelmäßigkeit die zwei „Leseomas“ drauf und schmökern mit den „Flöhchen“.

Netzwerk von Helfern

Auch wenn Brigitte Große-Rhode eine starke Frau ist, Einzelkämpferin ist sie garantiert nicht. Ivonne Kenter, Anja Klutz und Ruth Fröhlich-Sander helfen ihr dabei, die derzeit 20 „Flöhe“ in zwei Gruppen á 10 Kinder zu hüten. Und wenn mal eine der Betreuerinnen ausfallen sollte - in einer Gruppe müssen stets zwei Erwachsene anwesend sein - kann das Flohkiste-Team auf ein ganzes Netz von hilfsbereiten Müttern, Omas, Opas und Patentanten zurückgreifen.
Mittlerweile an vier Tagen in der Woche wird nach dem Frühstück gesungen, gespielt, in der Turnhalle nebenan geturnt, gebastelt - gerne mit Naturmaterialien oder ungewöhnlichen Dingen wie einer Fliegenklatsche - und experimentiert. Z.B. „was kann schwimmen?“. Physik und Technik sind, altersgerecht vermittelt, auch schon was für die U3-Kinder. Wissen, das Brigitte Große-Rhode bereits während mehrerer Fortbildungen für Erzieherinnen im Kardinal-Hengsbach-Haus vermittelt hat. „Viele Ideen finden sich auch in der Natur. Die Kinder haben z.B. schon Spinnennetzte aus Wollfäden nachgebaut. Und die Spinne war ein Ponpon mit aufgeklebten Wackelaugen.“
Lernen, greifen, begreifen. „Das Alter zwischen zwei und drei Jahren ist das spannendste Jahr! Die Entwicklung der Sprache, der Motorik. In dieser Art kommt das nie wieder.“ Die Gründerin der Flohkiste und ihr Team sind überzeugt: Das sollten Eltern nicht verpassen. Deshalb wird in der Flohkiste auch bewusst keine Betreuung an fünf Tagen in der Woche und über Mittag angeboten. „Zwei Tage in der Woche Flohkiste, das reicht als Vorbereitung für den Kindergarten“, so Brigitte Große-Rhode.

Geburtstagsfest am Samstag, 15. März

Apropros Vorbereitung: Die läuft momentan auf Hochtouren, denn am kommenden Samstag, 15. März, lädt der Flohkiste e.V. alle ehemaligen „Flöhchen“, Eltern, Großeltern, Freunde, Nachbarn und Interessierte von 15 bis 18 Uhr zum „Geburtstagsfest“ der Flohkiste ein. „So groß gefeiert haben wir noch nie“, verrät die Gründerin. Das Fest findet im gesamten Friedrich-Graeber-Gemeindehaus an der Überruhrstraße 70c und drumherum - auf dem Außengelände der Kita Arche Noah - statt.
Es wird eine Tombola geben, Kaffee und Kuchen, einen ganz besonderen Geschichtenerzähler, der aus Stichworten aus dem Auditorium eine Geschichte „bastelt“, Kinderschminken, eine Filz-Aktion, eine Bewegungsbaustelle und einen Spielparcours in der Turnhalle sowie Basteln mit Holz. Außerdem bieten die Eltern der Flöhe an verschiedenen Ständen Kunsthandwerkliches an, etwa Schmuck, Taschen und Schönes aus der Nähwerkstatt. Und wenn das Wetter es erlaubt, kommt Kirchenmusiker Bernhard Schüth von der ev. Gemeinde Überruhr mit seinem Trecker „Frieder“ vorbei und kutschiert die Gäste herum!

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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