Filzend zum Wir-Gefühl
Filzen gehört mit Sicherheit zu den fortgeschritteneren Disziplinen im Bastelwesen. Da wagt sich nicht jeder Erwachsenen ran - Kinder ganz zu schweigen...
Das möchte man meinen und wird ganz schnell eines Besseren belehrt - von den Mädchen und Jungen der städtischen Kita Hemsingskotten in Heisingen. Die Kleinen sind nämlich ganz groß im Filzen.
Der Filzspur folgen genau gesagt die „Entdeckerkinder“ der Kita Hemsingskotten. Das sind jene Mädchen und Jungen, die im kommenden Jahr in die Grundschule wechseln. 22 an der Zahl, aus fünf verschiedenen Kindergartengruppen. „Wir haben die Kinder bei der Projektarbeit bewusst gemischt, das heißt, Kinder aus verschiedenen Kindergartengruppen bilden neue Teams“, erläutert Marianne Kolody, Leiterin der Kita Hemsingskotten. Diese „Durchmischung“ soll die Sozialkompetenzen der Kinder förden, Kommunikation anregen , bis hin zum „Wir-Gefühl“. Besonders im Hinblick auf die bevorstehende Einschulung wichtig. „Kognitive Fähigkeiten sind bei der Einschulung eigentlich nicht das Problem“, weiß Marianne Kolody aus Erfahrung. „Es geht vielmehr darum, das Selbstbewusstsein und die Ich-Stärke bei den Kindern zu fördern und auch die Neugierde auf etwas Neues zu wecken.“
Da kommen Bastelprojekte natürlich gerade recht, zumal wenn es sich um so etwas Ungewöhnliches wie das Filzen handelt. Und so lautet der Titel des Projekts auch ganz passend „Folge der Filzspur und aus dem ‚Ich‘ entsteht ein ‚Wir‘!“ Und das ist nicht allein auf zwischenmenschlicher Ebene gemeint, sondern ganz praktisch: „Jedes Kind fertigt zunächst sein Männchen, seine Filzfigur. Danach werden alle Figuren zu einem großen Bild zusammengestellt“, erläutert die Kita-Leiterin. „Mit relativ geringem Materialaufwand kann man viel entstehen lassen“, so Marianne Kolody. Aus vielen kleinen Filz-Ichs entsteht ein großes Filz-Wir.
Und los geht es mit hochgekrempelten Ärmeln und der einen oder anderen Zutat. „Wir brauchen Wolle, Wasser und Olivenseife“, ruft Cavin aus, der schon über etwas Erfahrung im Filzen, genauer gesagt, dem Nassfilzen verfügt, denn er hat seiner Mutter schon einmal eine Blume gefilzt. Und Christina weiß, „heiß muss das Wasser sein“, sonst klappt‘s mit dem Filzen nicht. Handelsübliche Automatten dienen den Kindern als Unterlage für die Filzarbeit. Aus der geriebenen Olivenseife und dem heißem Wasser rühren die Mädchen und Jungen eine leichte Seifenlauge an und füllen sie in eine Blumenbrause. Die Wolle legen sie über die Schablonen für ihre Figuren, die sie vorher aus Noppenfolie gefertigt haben. Danach wird die Seifenlauge über das Ganze gesprüht, dann wird gefilzt, also langsam und mit wenig Druck über die Wolle gestrichen. „Die Luftpolsterfolie, die als Schablone für Kopf und Körper der Figuren dient, wird später wieder entfernt“, berichtet Marianne Kolody. Und so entstehen nach und nach 22 Filz-Ichs der Entdeckerkinder.
Noch bis Ende des Monats filzen die Kinder unter Anleitung der beiden Kindergärtnerinnen Sabine Ruße und Jutta Schröder ihr buntes, kuscheliges „Filz-Wir“. Die fertige Arbeit bekommt dann einen Ehrenplatz im Kindergarten am Hemsingskotten und die Entdeckerkinder haben eine sichtbare Erinnerung an dieses tolle Gemeinschaftsprojekt.
Hintergrund:
Die Kinder des Vorschuljahrgangs der Kita Hemsingskotten durchlaufen auf ihrem Weg zur Einschulung eine ganze Reihe von Entdeckerprojekten.
Das Filzprojekt hat dabei den Anfang gemacht. Im laufenden Kindergartenjahr folgen weitere Projekte zu den Themen Entspannung, Forschen und Entdecken, Ernährung, Bewegung, Selbstbewusstsein stärken und Verkehrserziehung. Begleitet werden die Projekte jeweils mit Elterabenden.
Geweckt und gefördert werden sollen auf diese Weise Komptenzen wie Selbstwertgefühl, Neugierde, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Phantasie und Kreativität, Verantwortung, Offenheit, Ausdauer, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Sachwissen, Sprechfreude, Forschergeist und Gemeinschaftsgefühl.
Autor:Melanie Stan aus Essen-Ruhr |
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