Die 257ers aus Kupferdreh: Wahnsinnig und irre erfolgreich
Die 257ers sind ein Hip-Hop-Trio aus Kupferdreh. Die letzten drei Ziffern der dortigen Postleitzahl 45257, an der sich der Name der Gruppe orientiert, war ursprünglich die Bezeichnung für eine befreundete Graffiti-Crew, von der sich drei Mitglieder Mike, Keule und Shneezin loseisten und unter dem Namen 257ers eine Hip-Hop-Gruppe gründeten. Im September erscheint ihr viertes Album „Boomshakkalakka“.
Die 257ers aus Kupferdreh streben nur nach Reichtum und Macht, ihr Produzent Voddi würde viel lieber eine Ausbildung im Zoo machen und sucht noch nach einem geeigneten Arbeitgeber, Bandkollege Shneezin befindet sich in der Selbstfindungsphase und überprüft zurzeit, ob sich seine amourösen Gefühle eher bei Frauen oder Männern potenzieren und 257ers Keule behauptet, sein primäres Geschlechtsmerkmal leuchte im Dunkeln. Ernsthaft? Nein!
Mike Rohleder (28), Kolja Scholz (27) und Daniel Schneider (26) alias Mike, Keule und Shneezin alias das Hip-Hop-Trio 257ers kann und sollte man nicht ernst nehmen! Das gilt zumindest für die meisten Aussagen und Texte der Drei. Die Rap-Truppe selbst hingegen schon, denn die schickt sich gerade an, die Charts zu stürmen und hat die Top 100 schon geknackt. Ihr Song „Warum“ befindet sich momentan auf Platz 80 der deutschen Singlecharts. Natürlich darf man bei diesen Kupferdrehern nicht erwarten, dass sie die Frage „Warum?“ in irgendeinem kritischen Zusammenhang stellen. Vielmehr fragen sie danach, warum man nicht auf Bären zur Arbeit reiten kann und Hundekot stinkt. Über Humor lässt sich bekanntlich streiten und sicherlich wird nicht jeder dem teils infantilen, an manchen Stellen jedoch scharfsinnigen und vor allem scharfzüngigen Humor des Trios etwas abgewinnen können. Die zahlreichen Fans der 257ers tun das jedoch und werden deshalb liebevoll von den Jungs als ihre „Mutanten“ bezeichnet.
Tonstudio und "Kinderzimmer"
Dass die 257ers das Kind in sich bewahrt haben, mag auch daher rühren, dass sich die Jungs bereits aus Kindertagen kennen. Mike und Keule waren schon zusammen in der Krabbelgruppe und Shneezin stieß dann im Kindergarten zur Clique dazu. Zusammen wurden die Jungs erwachsen - oder vielleicht doch eher einfach älter. In ihrem Tonstudio haben sie jedenfalls noch ein „Kinderzimmer“ eingerichtet, dessen Wände allerhand Zeichentrickfiguren aus ihrer Kindheit zieren und dessen Boden mit einem Spielteppich ausgelegt ist. Man merkt: Den 257ers geht es in erster Linie darum, sehr viel Spaß zu haben! Dabei beginnt die Geschichte ihrer professionellen Rap-Karriere eher traurig. Das erste kleine Tonstudio konnten sich die Jungs nämlich nur auf Grund des Nachlasses von Daniels Vater einrichten. Doch seitdem ist viel Zeit vergangen und die Jungs fühlen sich in ihrem mittlerweile dritten Tonstudio in Kupferdreh sehr wohl.
Vor fünf Jahren, im April 2009, erschien das erste Album der 257ers mit dem Titel Hokus Pokus. Die ersten Fans der Jungs konnten sich freuen, denn dieses Album gab es noch kostenlos zum Herunterladen. Nur eineinhalb Jahre später folgte Album Nummer zwei mit dem Titel ZWEN. Das öffentliche Interesse wuchs und so brach das Trio bereits Ende März 2012 zu seiner ersten großen Tour auf. 22 Konzerte umfasste die „Fahrrad-Tour 2012“. Zeitgleich zur Tournee kam es dazu, dass das Hip-Hop-Label Selfmade Records die Mitglieder der 257ers unter Vertrag nahm.
Freizeit gönnten sich Mike, Keule und Shneezin kaum, denn bereits im September desselben Jahres erschien das dritte Album der Gruppe unter dem Titel HRNSHN und stieg erfolgreich auf Platz 6 der deutschen Album-Charts ein.
Doch nicht nur am Mikrofon punkten die Jungs mit ihren verbalen Künsten. Ganz wie es sich für Freigeister gehört, schufen sie sogar ein eigenes neues Wort „Akk!“, das es in die engere Auswahl für das Jugendwort des Jahres schaffte. Die Jurymitglieder wählten jedoch letztlich den Ausdruck „YOLO“ zum Jugendwort des Jahres 2012, da ihnen die Wortkreation der 257ers völlig unbekannt war und sie daher nur eine lokal begrenzte Verbreitung des Wortes annahmen. Doch diese Niederlage dürften die Hipp-Hopper eher locker genommen und spätestens seitdem ihre Hits „Baby du riechst“ und „Warum?“ im Radio rauf und runter gespielt werden und Tausende Fans Textzeilen wie „Hey Baby, du riechst manchmal nach Partynacht und Schweiß!“ mitsingen, in die hinterste, dunkle Ecke ihrer Erinnerungen verdrängt haben.
Soziales Engagement
Und mag auch so manch ein Kritiker den Jungs eine asoziale Seite unterstellen, so kann man nur eins mit Sicherheit sagen, dass sie eine sehr soziale Seite haben. Nicht nur, dass sie bei ihrem Videodreh im Duisburger Zoo mal eben spontan eine Tierpatenschaft für das Pinselohrschwein Kalle übernahmen, sondern auch, dass sie im Juni dieses Jahres ein Benefizkonzert in Wuppertal gaben, bei dem sie sämtliche Einnahmen (3.000 Euro) an die Flutopfer in den betroffenen Balkanstaaten spendeten, zeigt dies deutlich. Besonders groß sind ihre Herzen, wenn es um ihre Fans und ihren Heimatstadtteil Kupferdreh geht. Am Vorabend des Sonnenblumenfests in Kupferdreh spielen sie deshalb am 12. September im Benderpark und auch die Einnahmen, die durch dieses Konzert zustande kommen, erwirtschaften die 257ers nicht für ihre eigenen Taschen. Das Geld wird in Stadtteilprojekte fließen, wie beispielsweise in den Erhalt des Karnevalszugs und des Stadtteilfestes sowie in sonstige fehlende oder erhaltenswerte öffentliche Einrichtungen. Neben all dem Spaß, den die Drei haben und verbreiten ,gibt es zwei Dinge, bei denen sie keinen Spaß verstehen: ihre Fans und ihr Kupferdreh.
Mike, Keule und Shneezin geben sich sehr viel Mühe, ihre Fans bei Laune zu halten. Sie selbst bezeichnen sich als „der Internetgeneration zugehörig“ und so verwundert es nicht, dass das Netz voll von Videos der 257ers ist. Um ihre Fans zu unterhalten, haben sie sogar einen eigenen Youtubekanal eingerichtet. Bei „Akk!TV“ können ihre „Mutanten“ nicht nur die Entstehung diverser Musikvideos verfolgen, sondern bekommen auch Episoden von nachgemachten TV Sendungen wie „Promi Dinner“ zu sehen. Alles natürlich ganz im Stil der 257ers: verrückt, spaßig und abgedreht.
Und auch, wenn sie gerade auf der Erfolgswelle schwimmen, ist der Gruppe wichtig, dass ihre Fans wissen, dass sie sich nicht verändert haben. Mit anderen Worten: Der Rest ihres vierten Albums ist im gewohnten 257ers Stil gehalten und daher eher nicht radiotauglich. Warum? Wer dem Titel des dritten Albums HRNSHN mal ein paar Vokale hinzufügt, kann sich vorstellen, auf welchem sprachlichen Level die Texte der Gruppe normalerweise rangieren. Ihre treuen Fans freut‘s sicherlich!
„Wir lieben unser Kaff!“
Auch wenn so kleine Konzerte, wie in Kupferdreh, in Zukunft wohl nicht mehr so einfach zustande kommen werden, bleiben die Jungs ihrem Stadtteil treu, denn eines wissen sie ganz sicher: „Wir lieben unser Kaff!“ Umso schöner, dass sie sich für ihr vorerst letztes Konzert am 12. September in ihrem Heimatstadtteil den Benderpark ausgesucht haben, denn ganz in der Nähe nahm alles seinen Anfang: „Da um die Ecke war unser erstes Tonstudio.“ Nach Kupferdreh werden Sie wohl immer wieder zurückkehren und vielleicht auch bald mit einem eigenen Festwagen ihre Fans auf dem Karnevalszug in Kupferdreh überraschen.
Die 257ers live
Wer die 257ers live erleben möchte, kann dies auch auf einem ihrer zahlreichen Konzerte der neuen Tour tun. Das letzte Konzert der Tour spielt das Trio am 19. Dezember in der Weststadthalle in Essen. Das Konzert im Benderpark am 12. September kostet 9,50 Euro. Karten für den Auftritt sind an folgenden Stellen erhältlich: Buchhandlung Bast (Kupferdreher Straße 160), Kfz-Meisterbetrieb Olaf Görke (Deilbachbrücke 10), LUKAS - Kulinarischer Bahnhof (Prinz-Friedrich-Platz 1) und bei Peter Bellendorf Optik (Kupferdreher Straße 128).
Da es das letzte Konzert mit der alten Show ist, versprechen die Jungs, alles hervorzukramen, was sie noch in ihrem Feuerwerks- und Konfettikeller finden und eine tolles Konzert für ihre Kupferdreher Fans abzuliefern.
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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