Der bewegte Mann
Anfang März eröffnete in Essen keine Galerie. Keine Ausstellung. Kein Brainpool. Sondern alles zusammen. Zeitgleich. Der erste Treffpunkt für die Entwicklung gestalterischer Ausdrucksformen bis zum fertigen Kunst-Stück. Die Idee dazu hatte der kreative Essener Stefan Godecki.
Dr.-Ing. Arch. Stefan Godecki hat 27 Jahre für Konzerne weltweit Funktionskunst erschaffen. Er hat Ideen zu gigantischen Messeständen in Tokyo, New York, London, Moskau oder an einem x-beliebigen Messestandort geformt. Seine Ideen: Seine Stände. In einem Jahr bereiste er 23 Länder. Und dann steigt er aus und beginnt zu malen. Beinahe das klassische Schicksal eines zu Wohlstand gekommenen Kunstliebhabers. Quasi: Malen nach Zahlen. Aber anders als das Gros ehrenwerter Hobbykünstler, entwickelt er neue Kunstformen. Bemerkenswerte Glaswände, die er gemeinsam mit einer Paderborner Glasmanufaktur zu einem 25 Quadratmeter großen Glasrelief formt, das längst die Wand eines Industrieunternehmens ziert. Auch Godecki malt zwischen abstrakt und figürlich. Sein Hauptthema ist dabei die Bewegung - und das kann man den Bildern auch ansehen. Immerhin! Dabei ist er allerdings (Gottlob) kein Jackson Pollock. Folglich haben die Bilder etwas. Aber wie das eben so ist: Kunst ist Geschmacksache.
Dann bastelt er aus Pappe den ersten tragbaren Falthocker für die Weltausstellung in Hannover. Danach bricht der Boom los, aus Pappe Wegwerfmöbel zu formen. Sein Modell erhält den Kommunikationspreis des Designzentrums NRW. Er malt gigantische abstrakte Gemälde, fotografiert gleichsam abstrakt und baut im Gegenzug aus Holz eine Mischung aus Kugel, Raum und Regal. Ein Körper, in den man sich zurückziehen kann, um vielleicht in Ruhe zu arbeiten. Ein leichter Mikroraum aus der optimalen Form und ein Exponat, das überall stehen könnte und derzeit beim reddot verweilt. Eben dieser Godecki ist rastlos. Bewegt. Und so geht es ihm eben immer genau darum: Bewegung. In der Malerei, der Fotografie, in den unwirklich gewundenen Glas- und Spiegelflächen. Und jetzt auch in seiner neuesten Idee. Der Kunstname ,ardear‘ speist sich aus Architektur, Design und ARt. So heißt auch der 300 Quadratmeter Raum auf der Burggrafenstraße 16 in Essen, der ein Treffpunkt für Menschen ist, die zwar eine kreative Idee haben, aber nicht wissen wie man sie umsetzt, weil ihnen die Grenze der Fantasie ein Schnippchen schlägt. Kurz: Menschen, die nach kunstvollen Konzepten suchen. Das klingt abstrakt, ist aber fassbar, weil die Ergebnisse fassbar sind. Also kommt man als Interessent dorthin, sieht sich vielleicht ein paar Kunststücke aus Europa an und denkt gemeinsam mit Godecki über Lösungen nach. Er, der den Pinsel noch in der Hand hält. Oder die Kaffeetasse. Einst traf er Könige, Sportprominenz, Politik und den Jetset. Ein bewegtes Leben mit über 30 variantenreichen Kunstausstellungen. Heute will er wieder bewegen. Und auch jetzt geht es um Gedanken, Farben & Formen. In einem neuen analogen Netzwerk in Essen. Und Ja, das alles ist ein großes Experiment. Ganz so wie die Kunst als solches.
Autor:Sabine Beisken-Hengge aus Essen-Ruhr |
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