Bruchholz nach dem Sturm: Hier hilft nur noch die Kettensäge

EBE-Mitarbeiter Sascha Schäfer beim Kettensägen-Einsatz am Riesen-Holzbruchhaufen. Der Bredeneyer hat Respekt vor der Arbeit mit der Säge und geht mit äußerster Vorsicht zu Werke.
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Nach dem Sturmtief an Pfingsten ist vieles nicht mehr so, wie es war. Ob in unseren Wäldern, im Grugapark oder auf den vielen Straßen im Stadtgebiet, wo der Orkan aus hübschem Baumbestand buchstäblich Kleinholz gemacht hat.

„Die Aufräumarbeiten werden wohl noch Monate in Anspruch nehmen“, schätzt Bettina Hellenkamp, Pressesprecherin der Entsorgungsbetriebe Essen GmbH (EBE). Die konventionelle Straßenreinigung reicht längst nicht mehr aus. „Unsere Kehrmaschinen verschlucken sich schon bei fingerdicken Zweigen“, erklärt Hellenkamp. All das Gestrüpp sei mit üblichen Mitteln nicht zu bändigen. Daher und damit die Aufräumarbeiten nach dem Sturm nicht länger als nötig beanspruchen, rückt man bei der EBE dem Baumbruch jetzt mit der Kettensäge zu Leibe.

Neuland für die Entsorgungsbetriebe Essen

Essens Entsorgungsbetriebe betreten damit Neuland. Wo die üblichen Geräte wie Laubbläser oder Freischneider nicht mehr hinlangen, kommt nun schwereres Kaliber zum Einsatz. „Etwa fünf Kilo wiegt die Kettensäge“, berichtet EBE-Mitarbeiter Sascha Schäfer, einer von insgesamt neun Angestellten der Entsorgungsbetriebe, die sich freiwillig gemeldet hatten und eine Schulung besucht haben, um den sogenannten „Brennholzschein“ - den kleinen Kettensägenschein - zu erwerben. Die Eignung musste natürlich auch stimmen: „Das kann nicht jeder“, weiß „Sägenmann“ Sascha Schäfer. „Einen, der nur 50 Kilogramm wiegt, kann man schlecht an die Säge lassen. Die entsprechende Körperkraft muss schon vorhanden sein.“ Bei Schäfer ist sie es zweifelsohne. Die Sommerhitze verlangt den Sägenden zusätzliche Energie ab.

Effekt wie eine Bauch-weg-Hose

Nicht ohne Folgen: „In den letzten zwei Wochen habe ich fünf Kilo Gewicht verloren“, berichtet Sascha Schäfer. Bei brennendem Sonnenschein kommen die Männer mächtig ins Schwitzen. Fünf bis sechs Liter Wasser trinken Schäfer und seine Kollegen pro Schicht. Die schwere Schnittschtzhose wirke wie eine „Bauch-weg-Hose“, schmunzelt der EBE-Mitarbeiter. „Mein Bauch ist jetzt zumindest weg!“ Und auch sonst bringe die neue, ungewöhnliche Tätigkeit viel Positives mit sich: „Die Arbeit ist anspruchsvoll und eine schöne Abwechslung. Das ist mal was anderes als Straßenreinigung oder Müllabfuhr.“
Insgesamt neun „Kettensäger“ hat die EBE ausbilden lassen, hat das Equipment von der Schnittschutzhose über spezielle Stulpen-Handschuhe, Helme mit Visier und Lärmschutz bis zu den Kettensägen eigens angeschafft.
Die Männer sind in drei Säge-Teams à drei Personen aufgeteilt und im gesamten Stadtgebiet im Einsatz, wo sie die übliche satzungsgemäße Reinigung der EBE-Kollegen ergänzen. „Bearbeitet werden Straßen und Wege, nicht aber Wälder und Straßen außerhalb der Wohnbebauung“, erläutert Anja Wuschof, Leiterin der Reinigung bei der EBE. Für die anderen „Sturmbaustellen“ in der Stadt ist Grün und Gruga zuständig. Und so müssen die EBE-Mitarbeiter auch passen, als eine Anwohnerin beim Einsatz im Sundernholz in Stadtwald auf die vielen vertrockneten Zweige hinweist, die noch hoch in den Straßenbäumen hängen: „Schneiden Sie die doch auch gleich mit ab!“ Geht nicht, die EBE arbeitet nur am Boden. Die herumliegenden, teilweise üppigen Ast- und Baumreste werden mit der Kettensäge in handliche Stücke zerschnitten, damit sie aufgelesen und mit den Sammelfahrzeugen oder den EBE-„Flitzern“ (Kleinlastern) abtransportiert werden können. „Unzerteilt sind die Bruchhölzer meist zu schwer und sperrig, um sie überhaupt ohne Bagger zu verladen“, erläutert Bettina Hellenkamp. Neben dem Gewicht sei das große Volumen ein Haupthindernis, warum das Entfernen der Sturmreste so mühsam sei.
Das Bruchholz landet schließlich bei den insgesamt vier Sammelstellen in der Stadt, wo die dicken Stämme, die Äste und das Gestrüpp von Mitarbeitern der Entsorgungsbetriebe sortiert werden.

Drei Sägetrupps im Stadtgebiet unterwegs

Die drei Sägetrupps arbeiten eigenständig in den Revieren und teilen sich die Arbeiten selbst ein. „Das muss auch so sein, denn nur vor Ort lässt sich entscheiden, wie dringlich, aber auch wie machbar der Einsatz an der jeweiligen Straße ist“, erklärt EBE-Reinigungs-Chefin Anja Wuschof.

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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