Abenteuer Eurovision Song Contest
Wenn am Samstagabend der Eurovision Song Contest - der Welt größter Musikwettbewerb - in der Düsseldorf Arena über die Bühne geht, ist sie ganz nah dran.
Daniela Friedrich aus Überruhr ist eine von rund 550 Volunteers, d.h. freiwilligen Helfern, bei diesem Mega-Event. Am Montag begann die spannenden Eurovision-Woche für die 46-Jährige, die am Samstagabend im großen Finale gipfelt. Daniela Friedrich ist begeistert: „Das wird ein richtiges Abenteuer!“
Mit ihrem Volunteer-Job als Zuschauerbetreuerin für Rollstuhlfahrer ist Daniela Friedrich mittendrin statt nur dabei, ist erste Anlaufstelle für die Besucher mit Handicap und zuständig für den Empfang und die Verabschiedung, gibt Auskunft zur Arena und zur Veranstaltung: Wo ist der nächste Kiosk, die Toilette, der nächste Geldautomat? Auch bei medizinischen Auffälligkeiten der Zuschauer - etwa Kreislaufproblemen - ist Daniela Friedrich helfend zur Stelle.
Durch ihren Beruf als Integrationshelferin an der Burgaltendorfer Comenius-Schule - einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung - ist die Überruhrerin den Umgang mit Menschen mit Behinderung gewohnt. „Ich habe keinerlei Probleme mit behinderten Menschen, arbeite täglich mit ihnen zusammen und kann nur sagen, jeder Tag ist für mich eine Erfüllung“, schrieb Daniela Friedrich in ihren Volunteer-Bewerbungsbogen. Aus über 2.000 Bewerbern ist die Essenerin ausgewählt worden. Dabei hätte es fast nicht geklappt: „Ich habe den Bewerbungsschluss im Grunde um eine halbe Woche verpasst“, schmunzelt sie.
Sie sei schon immer etwas verrückt gewesen, erklärt Daniela Friedrich ihre Motivation, sich als freiwillige Helferin zu bewerben. Eine große Rolle bei der Entscheidung spielte auch, dass der Schlagerwettbewerb in Düsseldorf stattfindet , wo Daniela Friedrich geboren wurde und aufgewachsen ist. „Ehrlich gesagt, wenn der Contest in Hamburg stattgefunden hätte, hätte ich mich nicht beworben“. Im Vorfeld habe sie regelrecht gefiebert, ob der Schlagerwettbewerb am Rhein oder an der Elbe ausgetragen werden würde. Anfang des Jahres las sie dann in der Zeitung, dass freiwillige Helfer für die Veranstaltung gesucht werden. Ihre Chancen rechnete sich Daniela Friedrich nicht allzu groß aus: „In der Presse stand, man müsse Englisch sprechen können.“ Die Überruhrerin befürchtete, mit ihrem Schul-Englisch käme sie da nicht weit. Weit gefehlt! „Im Internet habe ich mich genauer informiert und erfahren, dass Englisch-Grundkenntnisse ausreichend sind.“ Beim Bewerber-Casting in Düsseldorf herrschte dann ein „reges Kommen und Gehen“ und Daniela Friedrich konnte im Gespräch mit ihrem Interviewer von sich überzeugen.
Mitte April gab es schließlich das erste große „Kick Off-Meeting“ aller freiwilligen Helfer im eigens errichteten Volunteerzelt neben der Düsseldorf Arena. „Die Stimmung und der Umgang miteinander waren toll. Gleich von Beginn an haben sich alle geduzt und Volunteer-Chefin Steffi Röhrig war sichtlich aufgeregt, uns alle zusammen zu sehen - schließlich hatte sie die Bewerbung jedes einzelnen von uns in den Händen gehabt.“ Ihre Kollegen aus dem Ressort Zuschauerbetreuung hat Daniela Friedrich an diesem Tag auch schon näher kennengelernt. „Wir sind eine kleine, bunt gemischte Gruppe aus acht Leuten - der Jüngste ist 18 Jahre alt - und haben uns auf Anhieb verstanden.“
Eine gute Position als Volunteer habe sie in ihrem Tätigkeitsbereich, erläutert Daniela Friedrich. Denn in die Halle, in der am Samstag der Bär steppt, darf nicht jeder der Freiwilligen rein. Helfer am Flughafen, am Hauptbahnhof und in den Hotels beispielsweise sind längst nicht so nah dran an der Show wie Daniela Friedrich. Nahezu ausverkauft war die Veranstaltung bereits in der Vorwoche. Daniela Friedrich: „Mein Gott, wenn ich daran denke, 35.000 Zuschauer beim Finale - und du bist dabei!“
Hamburg, Berlin, Würzburg - aus ganz Deutschland kommen die Volunteers nach Düsseldorf. Beim Kick Off hatten viele von ihnen noch keine Unterkunft in der Nähe der Halle gefunden. „Mutig“ findet das Daniela Friedrich. Aber wahrscheinlich gehört auch das zum Abenteuer Eurovision Song Contest dazu. Und wenngleich die Distanz Essen-Überruhr - Düsseldorf nicht die Welt ist, hat sich Daniela Friedrich für die Woche bis zum großen Event bei ihrem Vater in der Landeshauptstadt einquartiert. „Der ist total stolz, wollte alles wissen und hat gleich weitererzählt, was seine Tochter macht“, lacht Daniela Friedrich. Daheim in Überruhr ist man natürlich auch begeistert.
Deutschlands „Fräuleinwunder“ Lena drückt Daniela Friedrich natürlich fest die Daumen. Ein regelrechter Fan der quirligen Hannoveranerin ist sie nicht, hört ihre Musik aber gerne. „Ich mag sie, weil sie ein bisschen durchgeknallt ist und so natürlich.“ Im April erst haben Daniela Friedrich und ihr Mann Lenas Live-Konzert in Dortmund besucht: „Wenn Lena ihren Titel ‘Taken by a Stranger‘ beim Eurovision-Song-Contest so rüberbringt wie beim Konzert, dann wird das was! Unter die ersten Zehn kommen wir bestimmt!“
Autor:Melanie Stan aus Essen-Ruhr |
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