Wenn (Freizeit-)Sport krank macht...
„Sport ist gesund“ heißt es immer wieder und „Sport macht stark, Sport hält fit.“ – „Als Ausgleich zum Beruf, zum Alltag, sollte man regelmäßig Sport treiben.“ – “Sport fördert nicht nur die Beweglichkeit, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl.“
Prima! Wo treibt man Sport? In der Regel im Verein – denn: im Verein ist Sport ja bekanntlich am schönsten...
Im Verein geht es dann erst einmal um Statuten, Satzungen, Hierarchien, Vorstände, Gebühren und Beiträge, Mitglieder-Versammlungen, Ehren-Ämter, Pflicht-Arbeitsstunden, Vereinsordnungen, Hausordnungen, Ehrenordnungen...
Ein Verein wird gegründet, ins Vereinsregister eingetragen, im Normalfall als ‚gemeinnützig’ anerkannt, erhält zur Förderung der sozial so unersetzlichen Gemeinnützigkeit Spenden und Fördermittel, wird selbst Mitglied im nächst größeren Verbund – in diesem Falle: Sportbund und/oder Sportverband – mit weiteren Statuten, Satzungen, Hierarchien, Versammlungen und Ordnungen, schließlich als Dachorganisation in Deutschland der Deutsche Olympische Sportbund DOSB – mit eigenen Statuten, Satzungen und Ordnungen...
Bürokratie, made in Germany – alles ist geregelt. Dann kann der Spaß ja endlich losgehen – der Spaß am Sport, die Gesundheit durch Sport, der Erfolg im Sport...
Erfolg? – Halt! Vielleicht besser nicht! Denn Erfolg erzeugt Neid und Missgunst und wird nicht selten schwer ‚geahndet’. Das gerade noch so beliebte Vereinsmitglied wird zur Last, zur Unperson – zum Abschuss freigegeben. Jetzt tritt eine Ordnung ganz anderer Art in Kraft: die ‚Hack’-Ordnung. Sie steht auf keinem Papier, doch jeder kennt sie.
Soziale Ausgrenzung ist das Mindeste, mit dem nun zu rechnen ist, gern getragen von irgendwelchen Gerüchten, innerhalb kürzester Zeit über den Sportskameraden in die Welt gesetzt – im Alltag nennt man das üble Nachrede oder Verleumdung.
Je weniger einer sonst im Leben zu melden hat, desto intensiver hackt er jetzt mit – schließlich ist man ja wer, hier im Verein. Dem Erfindungsreichtum an Bosheiten gegen das auserwählte Opfer sind letztendlich keine Grenzen mehr gesetzt. Begriffe wie Ethik, Anstand und Sportskameradschaft mutieren zu Fremdworten: Vereinsmeierei, wie sie im Buche steht.
Je länger das Opfer den Attacken Stand hält, desto niederträchtiger und widerlicher werden diese. Und scheitert man mit den Bosheiten an der inneren Stärke eines als Mobbing-Opfer auserkorenen Erwachsenen, dann richten sich diese ganz ungeniert auch gegen Kinder.
Über kurz oder lang ist es erreicht, das kranke Ziel – irgendwann kriegt man jeden klein. Der unerwünschte Leistungsträger ist auf die eine oder andere Weise erfolgreich entsorgt. Mobbing – Psychoterror ungeahnter Dimensionen – hat aus einem ehemals motivierten, gesunden Menschen ein nervliches Wrack gemacht, voller Alpträume, Ess- und/oder Schlafstörungen, Sodbrennen, Übelkeit – möglicherweise Depressionen. Der Mensch ist krank, dabei ist er doch so gesund, der Sport.
Sucht das Opfer dann Hilfe bei den offiziell Verantwortlichen des organisierten Sports – Sportbund oder -verband –, oh, dann kann es Geschichten erzählen, denn bei der Niederschrift all dieser zahllosen Statuten, Satzungen und Ordnungen ist wohl das Verständnis grundlegender Menschenrechte irgendwie auf der Strecke geblieben...
Autor:Ilia Faye aus Essen-Ruhr |
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