Patienten-G'schichten: Migräne

80er Jahre. Die Patientin, knapp 20 Jahre jung, litt zunehmend unter Migräne. Immer häufiger wurden die Anfälle und immer heftiger. Schließlich ertrug sie etwa jedes zweite Wochenende nur noch in abgedunkelten Räumen bei möglichst völliger Ruhe.

Diese Anfälle veranlassten sie, bei der nächsten Untersuchung durch ihren Gynäkologen mal vorsichtig nachzufragen, ob sie vielleicht mal eine Pillenpause einlegen sollte...
„Um Himmels willen!“, schlug der renommierte Essener Arzt die Hände über dem Kopf zusammen. „Auf gar keinen Fall! Sie bringen ja Ihren ganzen Körper durcheinander!“
„Ihr Frauen müsst nicht immer alles auf die Pille schieben!“, predigte er der Patientin weiter, die gerade splitternackt und völlig verunsichert vor ihm stand. „Ein Zusammenhang zwischen der Pille und Migräne wurde noch nie nachgewiesen!“
Abschließend klärte der leicht betagte Herr die junge, frisch verliebte Frau darüber auf, dass wohl eine ‚Wochenend-Pflichtübung’ der wahre Grund für diese unerträglichen Symptome war – ein Rückschluss, der womöglich auf völlig unwissenschaftlicher, jedoch eigener Erfahrung beruhte.

Wochen gingen ins Land, die Patientin nahm nach den deutlichen Worten ihres Frauenarztes artig weiter ihre Anti-Baby-Pille. Die Abstände zwischen den Migräne-Anfällen wurden immer kürzer, der Griff zu Kopfschmerz- oder Migräne-Medikamenten immer verzweifelter. Hinzu kamen permanente bleierne Müdigkeit, völlige Antriebslosigkeit – ein junger Mensch, kaum noch in der Lage, den ganz normalen Alltag zu bewältigen.
Schließlich die erste Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung – umgangssprachlich auch ‚gelber Urlaubsschein’ genannt. ‚Wegen Migräne? So etwas ist doch immer nur vorgeschoben’, dachte sich wohl der Arbeitgeber und sorgte unverzüglich für eine neue Mitarbeiterin, die den Arbeitsplatz der Patientin übernehmen sollte. Eine Kündigung war angedacht.

Die behandelnden Ärzte kehrten das Innerste nach Außen, krempelten die Patientin vollständig um, fanden keine Ursache. Die Psyche der jungen Frau wurde getestet, ein EEG geschrieben, etc. etc. – alles ohne Befund. „Sie sind kerngesund, ich kann nichts finden.“, hieß es schließlich. „Wenn Sie Migränikerin sind, dann müssen Sie hinnehmen, wenn man Ihnen kündigt. Das kann schließlich einem Unternehmen nicht zugemutet werden.“, hörte sich die junge Frau, die gerade am Anfang ihrer beruflichen Karriere stand, abschließend an. Die Ärzte waren sprichwörtlich mit ihrem Latein am Ende.

Nun hatte sich im Laufe der zurückliegenden Wochen und Monate das körperliche Zyklus-Verhalten der Patientin derart gravierend verändert, dass diese – entgegen den mahnenden Worten des Gynäkologen – beschloss, eine Pillenpause einzulegen…
Was nun folgte, muss wohl ein Wunder gewesen sein, denn ein Zusammenhang zwischen Pille und Migräne war schließlich noch nie nachgewiesen. Innerhalb kürzester Zeit verschwand die Müdigkeit. Die Antriebslosigkeit wich einer kaum zu bremsenden Energie und Lebenslust. Die Migräne war verschwunden – auf Nimmerwiedersehen...

Autor:

Ilia Faye aus Essen-Ruhr

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