Das ‚richtige’ Verhalten eines Mobbing-Opfers – Lektion 1
Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen noch immer nicht so ganz genau wissen, was Mobbing eigentlich ist. Die einen beklagen bei jedem Kinkerlitz: ‚Sie würden ja jetzt auch gemobbt!’ – die anderen verharmlosen pauschal: ‚Was soll's? Irgendeinen Ärger hat ja jeder mal. Da muss man durch!’
Einige Erklärungen zum Thema finden sich bereits im Beitrag Mobbing – Irrtümer und Wahrheiten eines sozial- und gesellschaftspolitischen Problems.
Es ist bemerkenswert, wie viele Menschen trotz offensichtlich weit verbreiteten Informationsdefiziten ganz genau ‚wissen’, wie ein Mobbing-Opfer sich denn wohl ‚richtig’ verhält. Mit guten Ratschlägen können Mobbing-Opfer quasi die Straßen pflastern.
Als erstes Beispiel sei hier die Erfahrung des ‚stillen’ Typs genannt: Nicht jeder Mensch platzt bei jeder Gelegenheit mit seinen Gedanken gleich frei heraus. Manch einer hält sich lieber bedeckt. Wird ein solcher Mensch zum Mobbing-Opfer – wird systematisch fertig gemacht bis hin zum Suizid(-Gedanken) – so ‚wissen’ später alle, die diesen Psychoterror seelenruhig und untätig von außen beobachtet haben, unter zustimmendem Nicken irgendwelcher ‚Fachleute’, dass ‚er/sie ja nur mal etwas hätte sagen müssen, dann wäre ja alles nicht passiert...’.
Im Umkehrschluss bedeutet das: wer durch Schüchternheit, Krankheit oder warum auch immer nicht offen über seine Empfindungen, Probleme, Sorgen oder Belastungen referiert, hat ein Kommunikationsproblem und darf gemobbt werden was das Zeug hält. Er ist ja schließlich selbst schuld.
Wer hier seine bereits vorgefasste Meinung bestätigt sieht mag nun ebenso auf Lektion 2 gespannt sein, wie der Leser, der hier seine Zweifel hat.
Autor:Ilia Faye aus Essen-Ruhr |
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