Das ‚richtige’ Verhalten eines Mobbing-Opfers – Kommentar
Dieser Kommentar richtet sich an die zahllosen Wegseher – Möglichmacher – und Ratgeber, die sich stets selbst dafür auf die Schulter klopfen, wie hervorragend sie sich ‚heraushalten’, wenn ein Mitmensch dringend Hilfe braucht.
Ich denke, ich habe in den veröffentlichten ‚Lektionen’ die wirkliche Situation der Menschen, die dieser sozialen Pest namens Mobbing zum Opfer fallen, unmissverständlich dargestellt: es hagelt ‚gute’ Ratschläge.
Dabei ist es tatsächlich vollkommen gleichgültig, wie das Opfer sich verhält – letztlich wird jeder Vorfall solange verdreht, bis man ihm schließlich die Schuld zuweisen kann. Es ist ja so einfach, mit dem Finger auf das Opfer zu zeigen und „Schuld“ zu rufen – die simpelste Art von Gewissensberuhigung.
Ist die ‚Schuldfrage’ erst ‚geklärt’, ist jedem klar: da kann ich mich doch raushalten!
Je deutlicher das Opfer im Laufe der Zeit seine vollständige Hilflosigkeit wahrnimmt, desto mehr spitzt sich die Situation zu. Während inzwischen für das Handeln des/der Täter/s jede erdenkliche Rechtfertigung konstruiert wird, wird das Opfer genauestens unter die Lupe genommen. Das Opfer hat perfekt zu sein – aber, ganz ehrlich: wer ist das schon?
Nach und nach erhält das Opfer wegen seiner Reaktionen, seiner wiederkehrenden Hilferufe – ggf. wegen aufkeimender Depressionen – den Stempel eines Geisteskranken...
Wäre Mobbing eine Form von Gewalt, die man ‚anfassen’ kann, so würde jeder über Täter und Wegseher die Nase rümpfen. Da es sich aber bei Mobbing in der Regel um psychische Gewalt handelt, betreibt das Umfeld einen regelrechten Wettbewerb der Verharmlosung – aber alle ‚wissen’, wie das Opfer sich doch am besten verhalten sollte.
Hilfe erfährt das Opfer im Regelfall nicht!
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Ich selbst habe alle geschilderten ‚richtigen’ Verhaltensweisen ausprobiert, habe nichts unversucht gelassen, mein altes Leben zu retten. Nichts hat geholfen. Niemand hat geholfen.
Nachdem ich nach meiner ‚Hinrichtung’ im Verein mit einem unglaublichen Kraftakt mein Buch veröffentlicht hatte, wurde ich mittels anonymer Emails bedroht. Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd...
Diese anonymen Drohungen aus dem Kreise der Täter wurden später nicht einmal als Indiz gewertet...
Nach kräftezehrendem Schriftwechsel mit dem Sportverband und einem offenen Brief an den DOSB nahm der LSB NRW dieses Problem mal ‚stellenweise’ ernst. Man zog einen Mediator hinzu – ein echter ‚Fachmann’. Der wollte gar nicht wissen, was mir widerfahren war – kein Wort über die Vergangenheit, nur über meine Zielsetzung. Sein Kommentar: „Mal sehen, wie wir das hinkriegen, ohne dass die Täter ihr Gesicht verlieren...“. Mein erlittener Gesichtsverlust spielte dabei keine Rolle.
Man versteckte sich hinter ‚Erkenntnissen’, wie: „Da steht Aussage gegen Aussage – das kann man nicht beweisen.“ Meine Beweise wollte niemand sehen...
Da wurde an meine Vernunft appelliert – die ‚Vernunft’ des/der Täter/s war kein Thema.
Zahllose Menschen sprachen mir ihr Bedauern und ihr Mitgefühl aus – keiner davon hat den Tätern mal analytische Fragen gestellt, keiner die enorme Gewaltbereitschaft zum Ausdruck gebracht. Niemand hat denen mal ins Gesicht gesagt: „Ihr solltet euch doch schämen!“
Ich habe inzwischen lernen müssen, dass es völlig in Ordnung ist, andere Menschen systematisch fertig zu machen – ein Schwerverbrechen hingegen, darüber zu berichten...
Der Geschäftsführer des Sportverbandes nannte mein Buch ‚Ein Buch voller Anschuldigungen’ – und versteckte sich hinter fehlenden Regularien gegen Mobbing im Sport...
Durch meine Öffentlichkeitsarbeit werde ich selbst immer wieder zur Zielscheibe, jedoch habe ich in meinen Vorträgen schon mehrfach ‚Wegseher’ dazu veranlassen können, über ihr eigenes Verhalten – über ihre ganz wichtige Rolle bei Mobbing – nachzudenken.
Nicht zuletzt dieser – wenngleich vielleicht winzige – Erfolg stellt mich immer wieder vor die Frage, warum Medien Aktionen wie meine Aufklärungsarbeit totschweigen.
Hier und da berichtet man über die gravierende Folgen von Mobbing – vielleicht bietet ein Suizid auch gerade mal wieder ‚Stoff’, um die Quoten zu erhöhen.
Ein paar Zeilen – ein kleiner Hinweis – auf Anti-Mobbing-Projekte jedoch, das ist wohl zuviel verlangt.
Als ich dies Anfang Februar zum Anlass nahm, von meinen paar ‚Kröten’ ein Inserat zu schalten, das in der mir eigenen Art auf dieses Problem aufmerksam machen sollte, lehnte die WAZ meine Anzeigenschaltung ab.
Dazu gibt es für Interessierte einen Beitrag nebst Kommentar in meinem Blog ‚Hexenjagd – wenn aus Freundschaft Mobbing wird…’.
Nicht das erste Mal, dass ich zu Gunsten der Täter ‚ausgebremst’ wurde. So wurde ich bereits vor geraumer Zeit durch LK aufgefordert, eine von mir veröffentlichte Grafik – obwohl diese lediglich Alias-Namen enthielt – zu entfernen, damit die Täter sich nicht irgendwie unangenehm erwähnt fühlten...
Meine Öffentlichkeitsarbeit hat mich inzwischen eine 4stellige Summe gekostet. Ich habe das Geld nicht ‚in der Ecke’ liegen, aber wenn ich dadurch nur einem einzigen, verzweifelten Menschen helfen kann, dann ist es mir das Wert. Diese Kosten versuche ich, durch den Verkauf meiner Bücher wenigstens teilweise aufzufangen.
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Vielleicht lässt man sich seitens der LK-Redaktion mal zu einer vernünftigen Begründung über das Totschweigen dieses wichtigen Themas hinreißen. Einer offenen, sachlichen Diskussion habe ich mich noch nie verweigert.
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Bei all meinen Darstellungen mag es Ausnahmen geben, in denen es anders läuft – rühmliche Ausnahmen – aber immer noch Ausnahmen eben.
die ein Mobbing-Opfer wirklich beachten sollte
– überschaubar an der Zahl –
in Kürze hier an gleicher Stelle...
Autor:Ilia Faye aus Essen-Ruhr |
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