Obdachlosenunterkunft Liebrechtstraße: Teilabriss und Neubau

Still geworden war es in letzter Zeit um die Obdachlosenunterkunft an der Liebrechtstraße in Überruhr. Nach der Ratsentscheidung im Februar 2008, der Standort soll Essens letzte verbleibende zentrale Unterbringung für Obdachlose sein, hatte es Proteste von Bürgern gegeben.
In der jüngeren Vergangenheit soll es nach Auskunft der Verwaltung keine Beschwerden aus der Anwohnerschaft gegeben haben. „In enger Zusammenarbeit mit der Polizei“ würden „Schwierigkeiten bereits im Vorfeld verhindert und geklärt“. Also alles paletti an der Liebrechtstraße? Eher nicht. Die städtische Immobilie aus den 1960er Jahren ist ziemlich marode. Seit über 30 Jahren ist hier nicht wirklich renoviert worden. Bis heute nicht. Dabei war an den Ratsentscheid von 2008 ein eindeutiger Sanierungsbeschluss gekoppelt. „Erheblichen Renovierungsbedarf“ hat die Verwaltung in den Bereichen Heizung, Sanitär und Elektrik schon 2003 festgestellt.
„Die Obdachlosenunterkunft braucht endlich eine klare Perspektive“, forderte die SPD-Ratsfraktion deshalb im Juli 2011 und beantragte eine umfängliche Mitteilung zum Sachstand. Jetzt, sieben Monate später, liegt der Sachstandsbericht vor und ist am kommenden Dienstag Thema bei der Sitzung der Bezirksvertretung VIII, ein Vertreter der Verwaltung will Bericht erstatten.

Platz für 117 Personen soll die Unterkunft nach ihrer Sanierung bieten. Das entspricht in etwa dem Jahresmittel von 118 Personen im Jahr 2011 - die Mehrzahl davon sind von Obdachlosigkeit betroffene alleinstehende Männer.
Aufgrund der Nutzungsdichte käme nur eine abschnittweise Sanierung in Frage, so die Verwaltung. Die Obdachlosenunterkunft besteht aus fünf Wohnblöcken mit jeweils drei unterkellerten Häusern. Vor Beginn der Arbeiten an der Unterkunft soll allerdings erst die im Gebäude Liebrechtstraße Nr. 2 befindliche Kita „Wirbelwind“ ausgebaut werden. Nach den aktuellen Plänen der Verwaltung soll Gebäude Nr. 2 abgerissen werden. Die neue Freifläche soll der Kita zugeschlagen werden, die in die Gebäude Liebrechtstraße Nr. 4 und Nr. 6 ausgeweitet werden soll.
In der Obdachlosenunterkunft selbst sollen in den Kellern je ein Waschraum, ein Elektro-Anschlussraum, ein HLS-Anschlussraum (Heizung, Lüftung, Sanitär), ein Fahrradraum sowie ein Trocken- und Abstellraum errichtet werden. Außerdem ist der Einbau einer neuen Heizungsanlage geplant. In den Geschossen sollen verschiedene Wohneinheiten mit umgestalteten Sanitäreinheiten entstehen. Hier müssen zum Teil alte Innenwände abgerissen und neue aufgebaut werden, Türen ausgetauscht, Fußböden, Fenster, Tapeten und Leitungen erneuert.
Über die veranschlagten Kosten verrät die jüngste Verwaltungsvorlage zum Objekt Liebrechtstraße nichts. Im vergangenen Jahr wurde die Zahl von rund 4,6 Mio. Euro geschätzter Umbaukosten von der städtischen Immobilienwirtschaft verlautbart. Die Frage, wer den Umbau zahlen soll, ist nach wie vor ungeklärt. Für Obdachlosenunterkunft wie für das Kita-Gebäude soll ein Investor gefunden werden. Solange es den nicht gibt, rückt der im letzten Jahr wechselweise für „Anfang 2012“ bzw. „Ende 2012“ durch die Presse angekündigte Sanierungstermin in weitere Ferne. Sollte eine Investorensuchen negativ verlaufen, soll geprüft werden, die Sanierungsmaßnahmen durch das Amt für Immobilienwirtschaft selbst durchführen zu lassen. Bisher war das Vorhaben wegen der mauen Haushaltslage der Stadt nicht umgesetzt worden...