Dilldorf, A 44 und andere Katastrophen
Die Arbeiten an der A 44 zwischen Velbert und dem Ende bei Heisingen sind abgeschlossen, die letzten blauen Schilder errichtet.
Mitten durch den alten Kupferdreher Ortsteil Dilldorf geht die Autobahn, trennt den Ort, die Wohngebiete und die Menschen. Es dürfte im Deutschland der neueren Zeit wohl einmalig sein, dass eine Autobahn mitten durch einen Ort gebaut wird. So unvorstellbar es auch ist – diese Tatsache war den Medien nicht einmal eine Meldung wert.
In den letzten 20 Jahren hat unser einst so schöner und ruhiger Ortsteil so viel hinnehmen müssen, wie er eigentlich nicht verkraften kann. Erst wurde das Gewerbegebiet Süd im Deilbachtal immer stärker ausgebaut, ohne dass eine Zuwegung abseits des Wohngebietes geschaffen wurde. Tag und Nacht, sonn- und feiertags fahren seitdem die schweren Lkws EDEKA/Rasting an, dazu kommt an Werktagen der Schwerlastverkehr zu/von den Steinwerken, alles mitten durch das Wohngebiet und durch den Ortskern. Daneben werden auch noch ein Export-Import-Handel und etliche kleinere Firmen angefahren.
Hinten im Deilbachtal befindet sich die Kraftwerkerschule, die zusätzlich für ein hohes Pkw-Aufkommen im Deilbachtal sorgt.
Aber es sollte nicht bei einem Gewerbegebiet bleiben. Im Zuge der Stadterneuerung Kupferdrehs gibt es nur noch eine Zufahrt ins Gewerbegebiet Phönixhütte: durch Dilldorf. Jetzt ist Dilldorf also Dreh- und Angelpunkt für 2 Gewerbegebiete.
Die alte B 227, 2-spurig, mitten durch Dilldorf und nicht einfach zu überqueren, aber immerhin "nur" eine Landstraße, wurde durch eine 4-spurige Straße ersetzt, die 2005 in Betrieb ging. Jetzt konnte der Verkehr fließen – schnell und laut – aber das Dorf war mittendurch geteilt.
Wer jetzt dachte – und eigentlich dachten wir es alle – das war's aber jetzt, nun ist Dilldorf ausgereizt, der kam von einem Alptraum in den nächsten. Klammheimlich, ohne Einbeziehung irgendwelcher demokratischer Gremien, widmete der Landesstraßenbaubetrieb "Straßen.NRW" die B 227n um zur Autobahn A 44. Seit dem 1.1.2010 führt also eine Autobahn mitten durch Dilldorf.
Schlimmer geht es nun nicht mehr? Falsch gedacht. Straßen.NRW hat für Dilldorf noch eins drauf gesetzt in Form der blauen Ein- und Abfahrtschilder. Weil Ausfahrten ja irgendwie heißen müssen, nannte man die in Kupferdreh "Überruhr", die Ausfahrt in Dilldorf an der Kirche nannte man "Kupferdreh", und in den Kreisverkehr Richtung Werden führt die Ausfahrt "Dilldorf". Immer mit E- davor, was für Dilldorf natürlich falsch ist.
Heißt zum Beispiel: Wer sich auf die blauen Autobahnbeschilderung verlässt und nach Kupferdreh zum Baldeneysee will, zur Hespertalbahn oder zur Sporthalle, wird nach Dilldorf geleitet. Dabei gibt es eine viel nähere Ausfahrt, die aber "Überruhr" heißt, und eine direkte Zufahrt ohne Kupferdreh zu berühren von der Abfahrt "Heisingen" aus, aber da gibt es keine Hinweise. Von Dilldorf aus muss unser Beispielfahrer dann über die Nierenhofer Straße bis zur Einmündung der Kupferdreher Straße, und diese – als absolut neuralgisch bekannt – durch bis zur Poststraße.
Ja, und wer nach Dilldorf will, muss erst mal zur Dilldorfer Höhe, damit er unseren Ortsteil bei einer unfreiwilligen Rundfahrt auch richtig kennenlernt. Leider konnten weder die Initiative "Bürger Für Dilldorf" noch Kupferdreher Politiker eine Änderung bei Straßen.NRW erreichen.
Nun haben wir aber alles geschluckt, was möglich ist? Schon wieder falsch. "Wohnen am See" heißt das Projekt, das gehobenen Wohnungsbau hinter dem Gewerbegebiet Phönixhütte schaffen soll und in der konkreten Planung ist: Etwa 100 Wohneinheiten in Seenähe, dazu ein Hotel, eine Radlerunterkunft und Platz für ca. 400 Studenten des neu zu gründenden Fachbereichs für Heilberufe. Eigentlich alles begrüßenswert, und ein Gewinn für Essen und Kupferdreh. Der Haken: Weder Investor noch Stadt sind bereit, dieses Gebiet direkt an Kupferdreh anzuschließen. Folge: Alles geht durch Dilldorf, und von dort auf die A 44 oder zum Einkaufen nach Kupferdreh. Dabei sind es nur knapp 300 m Luftlinie bis Kupferdreh – die Hin- und Rückfahrt mit dem Auto wird bei 5 km liegen. Und 2x durch Dilldorf führen.
Welche potentielle Katastrophe schlummert wohl jetzt noch in einer Verwaltungsschublade? Gut, für einen Flugplatz ist Dilldorf zu klein. Und ein neues Atomkraftwerk, das ja prächtig zur Kraftwerkerschule ins Deilbachtal gepasst hätte, ist im Deutschland unserer Tage nicht in Sicht.
Aber – sucht man nicht gerade nach einem geeigneten Platz für ein Atommüll-Endlager??????
Autor:Magdalena Reuter aus Essen-Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.