Anliegen am Anleger - CDU sucht nach Ideen für den Baldeneysee

Hier wunderschön, dort völlig marode: Den Baldeneysee und seine Infrastruktur stellen Ortspolitik, Anlieger und Experten auf den Prüfstand.  Foto: Janz

Alarm schlagen die Wassersportler. Weder die verrottete Tribüne noch der Regattaturm entsprechen internationalen Standards. Ohne Abhilfe droht Essen Welt- und Europameisterschaften der Ruderer, Segler und Kanuten zu verlieren.   Foto: Janz
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  • Hier wunderschön, dort völlig marode: Den Baldeneysee und seine Infrastruktur stellen Ortspolitik, Anlieger und Experten auf den Prüfstand. Foto: Janz

    Alarm schlagen die Wassersportler. Weder die verrottete Tribüne noch der Regattaturm entsprechen internationalen Standards. Ohne Abhilfe droht Essen Welt- und Europameisterschaften der Ruderer, Segler und Kanuten zu verlieren. Foto: Janz
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„Kurzfristige, preiswerte Lösungen dürften die realistischeren sein.“ Nach gut dreistündiger Aussprache über die Zukunft des Baldeneysees zog Moderator Ulrich Führmann ein wenig überraschendes Fazit. „Den großen Wurf wird es wohl nicht geben.“ Und: „Erst nachdenken, dann planen.“


Von Henrik Stan

Um die Themen Bauen, Baden, Bedürfnisanstalten kreisten die Beiträge der gut 80 CDU-Mitglieder, Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft bei einer Partie auf der MS Baldeney. Vertreter der Sportvereine schlugen indes Alarm. Tenor: Wenn an der Regattastrecke nicht bald etwas passiert, wird die Stadt internationale Wettbewerbe wie die Welt- und Europameisterschaften im Kanu-Polo, ausgerichtet von der KG Rothe Mühle, aus ihrem Veranstaltungskalender streichen müssen. Grund: Regattaturm und Tribünen gammeln seit Jahren vor sich hin (sie entsprechen schon lange nicht mehr den von Weltverbänden geforderten Standards), die erforderliche Mindesttiefe von zwei Metern wird fortwährend durch Sedimentablagerungen in den See gefährdet. „Die Kanu-WM 2013 droht, an Unterbringungsschwierigkeiten zu scheitern“, warnt Hans-Walter Fink, Vorsitzender der IG Baldeney, in der gut 6.500 Ruderer, Segler und Kanuten organisiert sind. „Veranstaltungen dieser Qualität und Größenordnung werden von der Stadt zu wenig gewürdigt. Im Rathaus hat man den Wert dieses Standortfaktors noch immer nicht erkannt.“
Essen und sein See, man scheint es mit keinem ungetrübten Verhältnis zu tun zu haben. Ist denn wirklich alles prima? Müsste dieses Juwel, dieser wohl schönste der Ruhr-Stauseen nicht im selben Atemzug wie Museum Folkwang oder, besser noch, Welterbe Zollverein genannt werden?

"Ecken, die perfekt sind, müssen es auch bleiben." Aber: "Die Kanu-Wm 2013 droht an Unterbringsungsschwierigkeiten zu scheitern."

„Ecken, die perfekt sind, müssen perfekt bleiben“, so Matthias Hauers Plädoyer wider das Verschlimmbessern. Das „Seaside Beach“, vormals „Licht- und Luftbad“, noch vormaliger Badeanstalt, lobten die Christdemokraten unisono als Erfolgsmodell. „Ganz ehrlich: Wer hätte denn vermutet, dass sich dieser Betrieb so gut entwickelt?“, fragte Hauer und erntete verständiges Kopfnicken.
Franz-Josef Ewers benennt das Erfolgsrezept: „Es besteht die große Chance, verschlossene Bereiche zugänglich zu machen. Menschen können den See aus bislang unbekannter Perspektive erleben.“ Auch sein Unternehmen zeige, wie es funktionieren kann. Die Hafenmole biete seit diesem Jahr neue Wochenendvergnügen, mit dem Regattaturm habe man noch Großes vor. Das Modell Prinz Friedrich erntete einhelliges Lob. Es wird in dieser Form aber einzigartig bleiben. Einzigartig dürfte auch das architektonische Kleinod Schloss Baldeney sein. Eigenartig finden deshalb viele sein Schattendasein.
„Ein schickes Hotel, das die Yuppies aus Düsseldorf in Staunen versetzt“ wünscht sich Surferin Hildegard Männig.

"Ein schickes Hotel, das die Yuppies aus Düsseldorf in Staunen versetzt."

Wohnbebauung in direkter Ufernähe sei mit ihnen nicht zu machen, bekräftigen alle CDU-Mandatsträger. Ohne Sichtschutz zu den öffentlichen Flächen verbiete sich jede Form der Flächennutzung. „Das haben wir immer so gehalten und daran wird sich auch nichts ändern“, stellte Hanslothar Kranz (CDU Werden) klar. Ohne Bauleitplanung gehe es nicht. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Begriff, den die Ratsfraktion in die Diskussion einbrachte, sei als Klammer zu verstehen, als Papier in dem festgelegt wird, unter welchen Bedingungen Erholung, Sport und Arbeiten (gemeint ist in erster Linie die Gastronomie) am See künftig möglich sein werden. „Es geht um Rahmenbedingungen, das bedeutet nicht, dass morgen Bagger anrollen“, so Ratsherr Fabian Schrumpf aus Heisingen. Wohnen in Seenähe wollte Dirk Kalweit (CDU Kupferdreh/Byfang) indes nicht kategorisch ausschließen. „Zu einer wachsenden Stadt gehört adäquater Wohnraum“. Bei solcherlei hochpreisigen Immobilien ist die Frage nach deren Vermarktung rein rhetorisch. Eklatente Mängel der Verkehrsführung (etwa rund um den Regattaturm) werden sich nicht mit einem Schlag aus der Welt schaffen lassen. Auch auf ein möglichst friedliches Miteinander von Radlern, Skatern und Fußgängern wird man nur kleinteilig einwirken können.

Mängel in der Verkehrsführung können nicht auf einen Schlag beseitigt werden

Keinen Konsens gab es bei der Frage, ob die vor etwa zehn Jahren entfernte Trennlinie wieder aufs Pflaster gepinselt werden sollte. „Lieber nicht“, meinte Lothar Rust (Essen Werdener Ruderclub). Das Prinzip gegenseitiger Rücksichtnahme habe sich recht gut eingespielt. Diese Beobachtung en détail illustriert, dass keine Blütenträume ins Kraut schießen.
Eine nicht uncharmante Idee zur Lösung des Verkehrsproblems steuerte Hans Ullmann zur Diskussion bei. „Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Bähnchen, vergleichbar mit dem im Grugapark, um den See fährt“, so der ehemalige Leiter des Bäderamts. Für eine Schmalspurtrasse wäre zumindest zwischen Stauwehr und Kupferdreh ausreichend Platz. Das Verkehrsmittel en miniature würde ein ganz unmittelbares Erlebnis am Seeufer bieten. Von zentralen Haltepunkten aus könnten Besucher die beliebtesten Stellen direkt anfahren. Ullmann verspricht sich davon eine spürbare Entzerrung bei Hin- und Rückfahrten. „Das müsste machbar sein“, so Ullmann. Die Stadt scheide als Betreiber aber aus. „Es geht nur mit einem Investor.“
Einen See ohne Badeverbot mag sich Markus Rüdel vom Ruhrverband in absehbarer Zeit nicht vorstellen. „Das wird nicht billig“, erklärt Rüdel und verweist auf ausstehende Gutachten zur Wasserqualität. Kleinteilig, in gemächlicher Schrittfrequenz wird es vorangehen. Wurschtelei ohne Absprache will man nicht dulden. Ewers blickt nach Kemnade. Dort gibt es einen Koordinator. Und dank seiner blühe das Leben im Städtedreieck Bochum, Hattingen und Witten. Der Mann von der Weißen Flotte wirbt so überzeugend für diese Lösung, dass für Essen kein Weg an ihr (und ihm?) vorbei zu führen scheint.

Handlungsbedarf
Anfahrt und Parken: Entzerrung wünscht sich die Versammlung. Der Regattaturm müsse entlastet werden. Bewirtschaftete Parkflächen lehnt die Weiße Flotte ab.

Toiletten: Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Anlage der Kleingärtner in Heisingen genießt Bestandsschutz, die anliegenden Sportvereine sollten bei menschlichen Bedürfnissen kulanter sein.

ÖPNV: Der Hügel-Bahnhof bleibt für ältere Besucher unzumutbar, die SeeLinie 181 der Evag defizitär, könne aber bis Kupferdreh verlängert werden. Auch eine Anbindung Bredeneys sei vorstellbar.

Wege: Insbesondere die Lücke zwischen Schloss und Seaside-Beach müsse gechlossen, Wege einheitlich gekennzeichnet und beleuchtet werden. Hinweise auf attraktive Ziele in den Stadtteilen sind wünschenswert.

Autor:

Lokalkompass Essen Ruhr aus Essen-Ruhr

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