Umweltschutz für die Ruhr: Mülheimer Modellprojekt verhindert Eingang von Röntgenkontrastmittel
Nach Untersuchungen mit Röntgenkontrastmittel gelangen diese durch den Urin der Patienten ungefiltert in die Ruhr. Die Mittel haben zwar
keine schädliche Wirkung auf Mensch oder Umwelt. Sie sind weder toxisch noch reichern sie sich in Lebewesen dauerhaft an. Doch Wasser transportiert sie. Als Beispiel für menschengemachte Chemikalien können sie aufgrund ihrer Langlebigkeit nahezu überall gefunden werden: in Spuren sogar im Trinkwasser, So gelangen sie unerwünscht in Nahrungsmittel, stören die Wasserversorger, die Verbraucher und die Öffentlichkeit.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gibt 299.000 Euro
"Wir müssen den Eintrag von Arzneimitteln in Oberflächen- und Grundwasser drastisch verringern“, so Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Er stellte das Modellprojekt „MERK´MAL“ vor, das Röntgenkontrastmittel im Wasserkreislauf verringern soll. Im Fokus stehen dabei Patienten, die bei radiologischen Untersuchungen Röntgenkontrastmittel einnehmen. Sie sollen in einer Testphase von Juli bis Oktober nach der Untersuchung Urinbeutel verwenden, in denen ein spezielles Mittel den Urin verfestigt. Die Beutel können anschließend im normalen Hausmüll entsorgt werden – die Kontrastmittel gelangen dann nicht mehr ins Abwasser. Die DBU fördert das Projekt fachlich und finanziell mit knapp 299.000 Euro.
Bottermann erklärte: „Bis zu 500 Tonnen Röntgenkontrastmittel werden pro Jahr bei radiologischen Untersuchungen in Deutschland eingesetzt. In mehr als 70 Ländern der Welt wurden im Abwasser, Oberflächen- und Grundwasser über 500 verschiedene Arzneimittel und deren Abbauprodukte gefunden.“ Die Einträge stammten aus der Human- und der Tiermedizin. Neben Antibiotika seien auch Hormone, Schmerzmittel, Antidepressiva und blutdrucksenkende Mittel sowie in hohem Maße Röntgenkontrastmittel nachzuweisen.
„Wir müssen vorsorgend tätig werden, um die hohe Qualität unserer Gewässer und des Trinkwassers zu erhalten," so der DBU-Generalsekretär. „Wir hoffen auf die Unterstützung der Patientinnen und Patienten. Nur mit ihnen können wir das Ziel erreichen und das Röntgenkontrastmittel aus den Gewässern fernhalten“, so der DBU-Generalsekretär. Das Vorhaben könne nicht nur für die Ruhr, sondern für Einzugsgebiete ganzer Flusssysteme in Deutschland und darüber hinaus Modellcharakter haben. Das werde aber nur gelingen, wenn es auf große Resonanz und Akzeptanz in der Bevölkerung stoße. Langfristig könne das Vorhaben dazu beitragen, auch andere umweltrelevante und unerwünschte Stoffe im Wasserkreislauf zu verringern.
Beteiligte Partner in Mülheim
„Wir gehen einen neuen Weg, in dem wir Röntgenkontrastmittel verursachungsgerecht direkt an der Quelle zurückhalten, damit sie erst gar nicht in den Wasserkreislauf gelangen“, so Dr. Franz-Josef Schulte, Geschäftsführer des Wasserversorgers RWW in Mülheim. Unter der Federführung des IWW Zentrum Wasser und unter der Schirmherrschaft des Mülheimer Oberbürgermeisters Ulrich Scholten entstand das Projekt „MERK’MAL“. Als Partner nehmen das Evangelische Krankenhaus und das katholische St. Marien-Hospital, das Medizinische Versorgungszentrum Mülheim (MVZ) sowie die Radiologische Gemeinschaftspraxis in Mülheim teil. Dort erhalten die Patienten bei der Untersuchung alle erforderlichen Informationen und bekommen auch die Urinbeutel ausgehändigt. Die Ärzte und das Pflegepersonal könnten so sehr genau bilanzieren, wie viel Röntgenkontrastmittel verwendet wurde.
Autor:Mirjam Bauer aus Essen-Ruhr |
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