Nehmen, geben, lesen - ist nun auch im Wohngebiet möglich
Suche alte Telefonzelle - "Zum gelben Bücherwurm" gefunden
Was ist knallgelb, eckig, fasst genau eine Person und steht mitten in einem Heisinger Vorgarten? Wer jetzt nicht sofort drauf kommt, dem sei verziehen. Denn die alten Telefonzellen sind selten geworden ...
... und sie haben auch nix in Vorgärten zu suchen. Es sei denn, sie wurden umfunktioniert. Das gelbe Ding mit dem Standort Am Krusen 2a ist nicht zum telefonieren gedacht. Es ist eine "Bücherzelle". Zum tauschen und lesen von Büchern. "Wir haben das im Harz im Urlaub gesehen und waren davon ganz angetan", erzählt Kriemhild Mühlbauer, die zusammen mit Günter Paneck die Idee zu diesem Vorgartenprojekt hatte. Eigentlich hätte es eine rote, englische Telefonzelle werden sollen, doch die wäre noch schwieriger aufzufinden gewesen. Man habe also mit dem deutschen Pendant Vorlieb nehmen müssen - keine schlechte Wahl, wie man im Nachhinein sieht.
Gefunden haben die Bücherschrank-Inhaber das 270-Kilogramm schwere Stück im Norden von Essen, von dort man es - weil man die Transportmittel zur Verfügung hatte - ihnen sogar bis ans Grundstück hat liefern können.
Alte Telefonzelle erworben
Doch am Hang einfach so aufstellen? "Der Zahn wurde uns schnell gezogen", sagt Mühlbauer. Erst musste ein Fundament zur Verankerung gebaut werden. Eine Grundreinigung, ein paar Ausbesserungen am Lack und ein neues Bodenblech später konnte sich das Paar an die Inneneinrichtung begeben. Licht wurde angeschlossen und ein Regal eingebaut - schwups - war fertig das Zuhause für 1001 Geschichten. "Zum Gelben Bücherwurm" heißt der Hort, der sogar einen eigenen Briefkasten hat. "Uns macht das viel Spaß und es wird sehr gut angenommen", so die 54-jährige Diplom-Ökonomin. So etwas Analoges ist schon besonders in der digitalen Welt: Die Leseratten können stöbern in Krimis und historischen Schmökern, Kochbüchern und humoristischen Werken, in Reiseführern - sogar in Lexika. "Kinderbücher sind sehr gefragt", weiß Mühlbauer. Sich selbst habe sie mal den "kleinen König Dezember" rausgefischt oder den Weltbestseller "Eat that frog" - einen Ratgeber. Manchmal wurden sogar Bücher in Folie gesichtet und Biographien, zum Beispiel von Berthold Beitz - das Angebot ist allumfassend und interessant. Und das Schöne: Es wechselt täglich.
Lust aufs Lesen: Bücher kostenlos
Am Sonntag, 8. Dezember, feiert die Zelle ihren ersten Geburtstag zwischen Baum, Stauden und Bodendeckern. Und wer Lust hat aufs Lesen, ist eingeladen herzukommen. Zwei bis drei Leute pro Tag nutzen den Ort. "Ich freue mich über alle Bücher, würde mich aber noch mehr darüber freuen, wenn auch mehr Bücher geholt werden", sagt Mühlbauer. Kriemhild Mühlbauer heißt gerne alle Bücherfans willkommen. Am 8. Dezember steht die Zelle bereits ein Jahr. Ganz schön viel Platz in so einer Telefonzelle, die (unten rechts) übrigens einen Briefkasten hat.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.