Kurzgeschichte
Zuversicht vertreibt den Nebel
Es war ein kühler Herbstmorgen, als der kleine Max sich auf den Weg machte, um im nahegelegenen Wald Kastanien zu sammeln. Der Nebel lag dicht über den Bäumen und verwandelte den Wald in eine geheimnisvolle, fast magische Welt. Max liebte es, durch das raschelnde Laub zu laufen und die bunten Blätter zu betrachten, die wie kleine Kunstwerke auf dem Boden lagen.
Doch je tiefer er in den Wald ging, desto dichter wurde der Nebel. Bald konnte Max kaum noch die Hand vor Augen sehen. Er drehte sich um, doch der Weg, den er gekommen war, schien verschwunden zu sein. Ein leises Gefühl der Panik stieg in ihm auf. „Wo bin ich?“, fragte er sich und versuchte, ruhig zu bleiben.
Max erinnerte sich an die Geschichten, die seine Großmutter ihm erzählt hatte. „Wenn du dich jemals verirrst, bleib ruhig und höre auf die Geräusche um dich herum“, hatte sie gesagt. Also blieb Max stehen und lauschte. Er hörte das leise Plätschern eines Baches in der Ferne. „Wenn ich dem Geräusch folge, finde ich vielleicht den Weg zurück“, dachte er.
Vorsichtig tastete er sich durch den Nebel, immer dem Plätschern des Wassers nach. Nach einer Weile erreichte er tatsächlich den kleinen Bach, den er kannte. Er folgte dem Bachlauf und bald lichtete sich der Nebel ein wenig. Max erkannte den großen alten Baum, der am Rand des Waldes stand. Er wusste, dass er jetzt auf dem richtigen Weg war.
Erleichtert und ein wenig stolz auf sich selbst, machte sich Max auf den Heimweg. Als er aus dem Wald trat, sah er seine Mutter, die ihn besorgt suchte. „Max, da bist du ja!“, rief sie und schloss ihn in die Arme. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“
„Es tut mir leid, Mama“, sagte Max. „Ich habe mich im Nebel verirrt, aber ich habe den Bach gefunden und bin ihm gefolgt.“
Seine Mutter lächelte und strich ihm über das Haar. „Du hast das genau richtig gemacht, mein Schatz. Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“
Und so endete Max’ Abenteuer im Herbstnebel. Er hatte gelernt, dass man auch in schwierigen Situationen ruhig bleiben und auf seine Sinne vertrauen sollte. Und er wusste, dass er immer wieder in den Wald zurückkehren würde, um neue Abenteuer zu erleben – aber vielleicht nicht mehr allein im dichten Nebel.
Autor:Thomas Ruszkowski aus Essen-Ruhr |
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