Kurzgeschichte
Der kalte Nebel des Grauens

In einer kleinen, abgelegenen Stadt namens Nebelheim, die tief in den Bergen lag, erzählte man sich seit Generationen von einem unheimlichen Phänomen. Jedes Jahr, wenn der Herbst in den Winter überging, zog ein dichter, kalter Nebel über die Stadt. Die Bewohner nannten ihn den “Nebel des Grauens”.

Es war eine besonders kalte Nacht, als der Nebel wieder einmal über Nebelheim hereinbrach. Die Straßenlaternen warfen nur schwache Lichtkegel durch die dichten Schwaden, und die Geräusche der Stadt wurden von der feuchten Stille verschluckt. Die Menschen blieben in ihren Häusern, verriegelten Türen und Fenster und wagten es nicht, hinauszugehen.

Doch an diesem Abend war Anna, eine junge Frau, gezwungen, sich dem Nebel zu stellen. Ihr kleiner Bruder, Tim, war verschwunden, und sie wusste, dass sie ihn finden musste. Mit einer Taschenlampe bewaffnet, machte sie sich auf den Weg durch die verlassenen Straßen.

Der Nebel war so dicht, dass Anna kaum ihre Hand vor Augen sehen konnte. Jeder Schritt hallte unheimlich wider, und sie hatte das Gefühl, dass der Nebel selbst lebendig war und sie beobachtete. Plötzlich hörte sie ein leises Wimmern. Es kam aus einer alten, verlassenen Scheune am Rande der Stadt.

Mit klopfendem Herzen näherte sich Anna der Scheune. Die Tür knarrte, als sie sie öffnete, und der kalte Nebel strömte hinein. In einer Ecke fand sie Tim, zitternd und verängstigt. Er erzählte ihr, dass er von seltsamen Schatten verfolgt worden war, die im Nebel lauerten.

Anna nahm Tim an die Hand und sie eilten zurück nach Hause. Der Nebel schien dichter und kälter zu werden, als ob er sie nicht entkommen lassen wollte. Doch schließlich erreichten sie ihr Haus und schlossen die Tür hinter sich. Der Nebel des Grauens blieb draußen, und die beiden waren in Sicherheit.

Seit jener Nacht wagte es niemand mehr, während des Nebels des Grauens das Haus zu verlassen. Die Legende von den Schatten im Nebel wurde von Generation zu Generation weitergegeben, und die Menschen von Nebelheim lernten, den kalten Nebel des Grauens zu fürchten und zu respektieren.

Autor:

Thomas Ruszkowski aus Essen-Ruhr

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