Willkommen in Europa! Josefschüler blicken nach Osten

Wer errät die Namen? Die Kinder der Klasse 3b mit Namensschildern in kyrillischer Schrift.
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  • Wer errät die Namen? Die Kinder der Klasse 3b mit Namensschildern in kyrillischer Schrift.
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„Und das ist der Baikalsee“ - Victoria Ivantsova (22), Pädagogik-Studentin aus Rostow im Süden Russlands entlockt den Kindern der Klasse 3a der Josefschule ein entzücktes Raunen, als sie in ihrer Power-Point-Präsentation Ansichten des weltgrößten Binnensees zeigt.

Im Raum gleich gegenüber erläutert die 21-jährige Studentin Tetiana Tkachova der Klasse 3b gerade die Landesfahne ihrer Heimat Ukraine: „Das Blau seht für den Frieden, für blauen Himmel, das Gelb für Kornfelder, für Fruchtbarkeit.“ Es ist wieder „Europa macht Schule“-Zeit in diesen Tagen an der Josefschule in Kupferdreh.
„Die Aktion im letzten Jahr ist so gut angekommen, dass wir sie auch in diesem Jahr wieder an die Schule geholt haben“, berichtet Dorothe Noll, Klassenlehrerin der 3a. „Europa macht Schule“ ist ein Programm, bei dem Schüler mit einem jungen Europäer in Berührung kommen und mit ihm zusammen an einem europäischen Thema arbeiten. Studenten von Finnland bis Malta machen mit bei diesem Projekt unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Im vergangenen Jahr begrüßte die Josefschule bereits einen Studenten aus Italien und eine Studentin aus Finnland. „Noch heute erzählen die Kinder ab und an davon“, so Dorothe Noll. Damals fand „Europa macht Schule“ in den beiden zweiten Klassen statt, diesmal im dritten Jahrgang - es handelt sich also um dieselben Schüler, die „europatechnisch“ immer weiter über den eigenen Tellerrand blicken können. „Im Vergleich zum letzten Jahr ist ein echter Fortschritt zu erkennen“, attestiert Christiane Engemann, Klassenlehrerin der 3b, den Schülern. „Bei der Geographie war die Klasse damals noch etwas desinteressiert, das ist heute anders. Die Aufmerksamkeit war von Anfang an da.“
Insgesamt fünf Wochen lang kommen die Austauschstudentinnen Victoria und Tetiana für jeweils einen Tag an die Kupferdreher Grundschule, den Rest der Zeit verbringen sie an der Universität Duisburg-Essen und natürlich in der Region, schauen sich Land und Leute an. Dabei ist Deutschland kein unbekannter Ort für die jungen Frauen. Beide sind schon zum dritten Mal da. „Die Atmosphäre ist in Deutschland freier“, meint die Russin Victoria bezogen auf den Unterricht. „In Russland sitzen die Schüler zu zweit an den Tischen, hier dagegen setzt man mehr auf Gruppenarbeit“, so die Lehrerin in spe.
Das hiesige Schulsystem interessiert die beiden Studentinnen besonders. Tetiana Tkachova, deren Mutter Grundschul-Lehrerin in der Ukraine ist, hat den direkten Vergleich der Grundschulsysteme im Blick. „Insgesamt ist das ganze Bildungssystem anders“, so die 21-Jährige, die in der Heimat Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert und über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) zum Projekt „Europa macht Schule“ gekommen ist.
Zurück in die Klassenräume: „Die Ukraine ist fast doppelt so groß wie Deutschland, hat aber nur halb so viele Einwohner. Man kann lange fahren, ohne überhaut einen einzigen Menschen zu sehen“, erklärt Tetiana den Mädchen und Jungen der 3b in einwandfreiem Deutsch. Die Studentin aus Tcherkassy im Zentrum der Ukraine nimmt seit acht Jahren Deutschunterricht.
Klasse 3a ist mittlerweile beim kyrillischen Alphabet angekommen. Von Victoria haben die Kinder die Aufgabe bekommen, in kyrillischer Schrift geschrieben deutsche Wörter zu „übersetzen“. Eifrig geht es hin und her an den Gruppentischen. Wer ist schneller fertig und ist das überhaupt richtig? „Die Kinder machen das unheimlich gerne, das ist praktisch wie ein Rätsel für sie“, freut sich Klassenlehrerin Dorothe Noll. Danach bittet die russische Studentin die Kinder, die Namen ihrer Eltern in kyrillischen Buchstaben zu schreiben. Pauline hat in kurzer Zeit „Dirk“ und „Martina“ in dem fremden Buchstabensystem aufs Blatt geschrieben. „Das war doch einfach!“

Mit dem Gong zur großen Pause endet der Exkurs nach Osteuropa an diesem Tag. Aber die Josefschüler erwartet in den kommenden Wochen noch einiges mehr - etwa Einblicke in Feste und Bräuche, das Schulsystem, Gesten und deren „Übersetzung“, Politik, Staat, Spiele, Lieder und mmh - das darf auf keinen Fall fehlen - Kochen und Backen!

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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