Wenn Trolle die Community stören...

...und wenn Gärtner sich zu Böcken machen

Im „WEST-ANZEIGER“ war heute eine „lokalkompass.de-Beilage zu finden.
Die sollte zweifellos für die Internet-Community werben, die sich selbst „ihre Zeitung“ schnitzt. Die Autorin Petra de Lanck legte jedoch einen Finger in jene Wunden, mit der man bei frei zugänglichen WEB-Aktivitäten stets rechnen muss: Das Zuschlagen durch „TROLL“-Belästigungen.

Nun sind solche Unpässlichkeiten in den Hirnen mancher Foren-Benutzer nicht selten verständlich. Unsere Gesellschaft fällt immer mehr auseinander. Die EGO-Gesellschaft wuchert immer stärker und wird für die Einzelnen in ihr deutlicher fühlbar. In Unternehmen zeigen sich die Folgen unter anderem auch als Mobbing. Hinzu kommt als „Seitenaspekt“, dass der Computer und die weltweiten Kommunikationsmöglichkeiten bei einer großen Zahl von Benutzern immer noch nicht als profanes „Werkzeug“ verinnerlicht sind und oft eher als „Spielzeug“ und Zeitvertreib genutzt werden. Als das Telefon aufkam, war es eine Sensation, und viele Leute haben es anfänglich nur deshalb benutzt, weil sie einmal und öfter erleben wollten, wie das ist, mit irgendjemandem in weiter Ferne ohne zeitliche Verzögerung so sprechen zu können, als säße er mit am Tisch. Doch niemand käme heute auf die Idee, ständig andere Leute anzurufen, nur weil das möglich ist. Beim Computer und bei den Netzen heutigen Standes ist das völlig anders. Viele Aktivitäten im Metz lösen aus Nachrichten aus, die als „Rufe“ wahrgenommen werden. Und um auch selbst „wahrgenommen“ zu werden, jemand zu „sein“, folgen unzählige Menschen solchen Rufen, auch wen sie nur melden „Ich hab's gelesen!“. Die Gefühlswelt der Menschen ist angesichts der vielen Medien und der anerzogenen Komsumsucht weitgehend durcheinander geraten.

Viele Menschen leben in Angst, die offenkundig von einigen Eliten bewusst geschürt und von etlichen Medien nicht ungern noch verstärkt wird. Jene Solidarität, wie sie auch von der „Sozialen Marktwirtschaft“ gefördert werden sollte, geht zugrunde, weil auch der „Sozialstaat“ von den „Volksvertretern“ systematisch in Grund und Boden regiert wird. Da fühlen viele Menschen eine kalte Ausgrenzung und landen nicht selten auch in fast unerträglicher Verlassenheit und Einsamkeit. Ihren Seelen schlagen von anderen Menschen zumeist unbemerkt um sich.

Nun sind der Besitz eines Rechners - ob nun Tower, Notebook oder Tablet-PC - und der preiswerte Zugang zum Internet heute kaum noch etwas Besonderes. Im Fernsehen ist bei häufigen Reportagen aus „prekären“ Lebensbereichen fast regelmäßig ein Notebook zu sehen, das aufgeklappt auf dem Sofa oder auf dem Tisch mit ins Bild kommt. Gerade die Menschen, die „am Rande der Gesellschaft“ leben müssen, decken ihren Bedarf an Informationen überproportional aus dem Internet. Das ist sogar billiger als ein Zeitungs-Abonnement und viel weitgreifender und aktueller. Auch spenden sie sich via Internet oft Trost und Rat über einschlägige Interessenvereinigungen und spezialisierte Foren, was ihre vermeintlich oft aussichtslos scheinenden Positionen auf eine Weise bessern mag, die ohne die neuen technischen Möglichkeiten nicht denkbar wäre.

Es sind nun nicht immer diese vom Schicksal bedrängten Mitbürger, die in Foren, in „Communities“ ihr Unwesen als „Trolle“ treiben. Es gibt in allen Gesellschaftsschichten Menschen, die sich auf sich selbst zurückgeworfen fühlen und oft unterbewusst und nicht selten zwanghaft eine „Gegenwehr“, eine „Kompensation“ versuchen, weil sie ihr Schicksal nicht, was eine Alternative wäre, „verarbeiten“ können. Daneben gibt es noch pathologische Fälle, die durch ADS oder ADHS begründet sein mögen. Für ADS typisch ist „ein ausgeprägt unaufmerksames und impulsives Verhalten, vor allem in Gruppensituationen“. Untersucht wird noch, ob Gruppenverhalten an Webboards bei entsprechenden Erscheinungsformen auf eine besondere Art von „ADS“ schließen lässt, nie neben der „typischen“ Definition von ADS Bestand haben könnte.

Was ein „Troll“ ist, wird unter anderem bei Wikipedia klar dargelegt: „Als Troll bezeichnet man im Netzjargon eine Person, die Kommunikation im Internet fortgesetzt und auf destruktive Weise dadurch behindert, dass sie Beiträge verfasst, die sich auf die Provokation anderer Gesprächsteilnehmer beschränken und keinen sachbezogenen und konstruktiven Beitrag zur Diskussion darstellen. Ein gelegentlich gebrauchtes Synonym ist Twit (engl: Dummkopf).“

Doch sollte man dieser Erklärung auch eine andere mit einer gewissen „Unschärfe“ angedeihen lassen. Dann könnte man als „Trolle“ auch jene liebenswürdigen Mitmenschen ins Auge fassen, die sich gern höchstselbst von Gärtnern zu Böcken machen und ihre eigentliche Aufgabe gründlich missverstehen. Das können zum Beispiel auch Moderatoren sein, die jenes, dem sie eigentlich wehren sollen, selbst produzieren. Da mag ein Thema noch so seriös sein, ein Beitrag noch so objektiv und gekonnt geschrieben sein... - oft sind es gewisse Moderator/inn/en, die völlig am Thema vorbei in in belangloses „Off Topic“-Geplänkel verfallen und nicht selten sogar andere Mitglieder lächerlich machen wollen und provozieren.

Um einem späteren Vorwurf nachzukommen, hier einmal „Ross und Reiter“:


(Quelle: HIER)

Es ist nicht ersichtlich, warum hier mehrfach nachgestoßen wurde (23:30, 23:31, 23:37 und 00:07 mit stets neuen Postings, ohne dass sich dazwischen ein anderer User gemeldet hätte) und sogar eine beleidigende Behauptung erhoben sowie eine herabsetzende Frage gestellt wurde, wofür es später eine Entschuldigung gab. (Die Schreiberin -- Moderatorin der Bürger-Community in Moers -- hätte ja auch einmal im Profil des Autors nachschauen können.)

Was dabei leidet, ist die allgemeine Reputation des Mediums, sind auch die Anliegen vieler Benutzer, die lesenswerte Beiträge verfassen und dann erleben, wie ignorante und nicht selten auch arrogante, ja, sogar böswillige Mitglieder das Thema unappetitlich machen. Bei genauer Betrachtung der auf die Beiträge folgenden Kommentare mag man sich mancherlei Gedanken zu Intelligenz oder Mentalität, zu Empathie oder Egoismus mancher Zeitgenossen machen. Wenn in den Bereichen „Kultur“ oder „Politik“ etwas veröffentlicht wird und nicht explizit unter „Spaß“, gehen die Themen häufig die Allgemeinheit etwas an. Sie können sich auch mit bestimmten Problemen befassen, an deren Lösung zum Beispiel Bürgern bestimmter Stadtteile etwas liegen müsste. Jetzt kann es geschehen und geschieht es tatsächlich oft, dass etwas völlig zusammenhanglos aus einem Beitrag herausgepickt und arger Kritik unterzogen wird, der in vielen Fällen jede Substanz fehlt. Speziell in solchen Fällen ist das dann Anlass für andere Mitglieder, erst über jemand Bestimmten herzufallen und danach auch noch übereinander her zu ziehen. Angesichts der völligen Überflüssigkeit solcher Geplänkel mit der Folge einer Verunstaltung von Themen stellt sich hier die Frage, ob da nicht eine besondere Art des Trollens praktiziert wird.

Davon unberührt bleibt die Tatsache, dass widerstreitende Dispute von Teilnehmern zu einer Sache, die für alle Beteiligten von Nutzen sein kann, dem Anliegen selbst oft abträglich sind. Statt an einem Strick in eine einzige erfolgversprechende Richtung zu ziehen, wird gestritten und der Politik, die der Sache vielleicht ablehnend gegenüberstehen mag, in die Hände gespielt. Sie - die Politik - mag sich dann die Hände reiben und angesichts solcher Äußerungen beruhigt sein, ohne bei der nächsten Wahl eine Quittung von „mündigen“ Bürgern fürchten zu müssen. Denn gerade bei politischen Themen mischen sich gern unterbelichtete oder bewusst böswillige und intrigante Trolle ein, die ein Thema dann ins Lächerliche abdriften lassen. Als „Erfolg“ fällt dann für wen auch immer ab, dass Themen oft „einschlafen“, dass sich andere Bürger nicht mehr interessieren.

Besondere Gefahr besteht auch für lange, für sehr ausführliche und gut abgesicherte Beiträge. Bei diesen wird oft aus den Kommentaren erkennbar, dass viele Leser überhaupt nicht mehr in der Lage sind, einen geschilderten Sachverhalt in seiner Gänze zu erfassen und zu überdenken, ehe sie „loslegen“. Und je mehr Kommentatoren ins Nebensächliche oder gar Lächerliche abrutschen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Trolle sich des Themas bemächtigen und durch hingeworfene Bemerkungen auch gern persönlich werden. Natürlich darf man fragen, ob die Community für anspruchsvolle Themen vielleicht die falsche Adresse ist. Für was aber ist sie dann die „richtige“ Adresse? Für sinnlosen Quatsch?

Wo das von Gutmann und Vitte verteidigte „Kommunikationsniveau“ dann bleibt, muss man nicht erst erraten. Es ist sowieso, auf das Ganze bezogen, ziemlich „im Keller“. Ob ihr „erhobener Zeigefinger“ oder ob „Charme“ zum Einsatz kommt, ist nicht besonders von Belang, wenn man die Ergebnisse sieht. Denn die beiden „Community-Manager“ kämpfen nicht selten gegen Windmühlenflügel, können andererseits aber auch nicht allgegenwärtig alles bemerken und notfalls moderieren. Wenn dann jedoch in einem Kommentar zu lesen ist: „@S., @S. - steht euer Anus eigentlich immer so weit offen? Und wenn ja ist es ein Geburtsfehler oder liegt es am gegenseitigen hinein kriechen?“ und dieses Posting dort stehenbleibt und selbst nach vielen Stunden noch nicht geahndet wird, muss man sich wundern und fragen, wer denn da wo moderiert. Denn „Moderatorinnen“ und „Moderatoren“ gibt es zuhauf, in jeder Region meist sogar mehrere.

Es mag jedoch nun sein, dass man einem Großteil tatsächlicher Trolle ihr Treiben vielleicht nachsehen kann, wenn man ihre Lebenssituation kennt. Eingangs wurde schon angerissen, dass unsere Gesellschaft für viele Bürger zu einen wahren Stresstest ausgeartet ist. In etlichen Fällen ließ sich feststellen, dass „trollige“ Ausrutscher von Personen kamen, die durch sehr viele Kommentare in sehr kurzer Zeit „glänzen“. Achtet man auf die Datumsangaben und Uhrzeiten der Kommentare, kann man fast durchweg feststellen, dass die Kommentatoren den ganzen Tag für ihre „Arbeit“ zur Verfügung haben. Geben die Profilfotos Auskunft darüber, dass es sich anscheinend um Mitmenschen noch jüngeren Alters handelt, liegt die Vermutung nahe, dass man es mit Menschen ohne Arbeit zu tun hat, die vielleicht mit „Hartz IV“ abgespeist werden, in schlimmeren Fällen sogar einen Schuldenberg vor sich her schieben oder eine Privatinsolvenz an der Backe haben. Das alles kann so sein, muss es aber nicht, und es sind ähnliche Situationen denkbar, welche jedoch allesamt gemeinsam haben, dass sie „Druck im Kessel“ erzeugen. Der bricht dann irgendwann aus oder führt auch dazu, dass die derart gebeutelten Mitbürger sich gegen ihr Umfeld wenden und dabei auch im Lokalkompass unfriedlich auftreten. -- Wer macht sich aber schon Gedanken, warum etwas so ist, wie es ist, wenn es ihm nicht selbst unter den Nägeln brennt? Mithin mögen auch Moderatoren nicht immer mit dem Rotstift bei Fuß auftreten und manches durchgehen lassen. Mit Recht.

Zum Schmunzeln erhält man schließlich in anderer Hinsicht auch etwas: Jeder, der sich im Lokalkompass.de registriert, wird vollautomatisch zum „Bürgerreporter“ und als solcher auch in anderen Zusammenhängen betitelt -- ob er will oder nicht. Da werden dann Hühner und deren Federn in einen Topf geworfen und als „Suppe“ eher obskur.


(Quelle: Lokalkompass-Beilage im WEST-ANZEIGER)
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Ein aus der Praxis gegriffenes schönes Beispiel für einen Troll:

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HINWEIS:
Beim Lokalkompass handelt es sich um ein „elastisches“ Medium und nicht um etwas wie eine gedruckte Zeitung, in der sich Aussagen nicht nachträglich ändern.
So kann es sein, dass dieser Beitrag laufend verändert wird, ohne dass einmal Geschriebenes wieder herausgenommen wird. Denn das könnte ja bereits Gegenstand eines Kommentars geworden sein, der nicht nachträglich „in der Luft“ hängen soll.

„“

Autor:

Manfred Schuermann aus Essen-Ruhr

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