...VERGÄNGLICHKEIT...
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"Anti-Depressions-Spaziergänge"
und mehr ...
VERGÄNGLICHKEIT...
Beim Ausstieg aus dem Bus weht ihr eine Brise Wind entgegen.
November. Das Jahr vergeht so langsam.
Sie zieht den Reißverschluss weiter hoch, versucht den Hals ein wenig tiefer im Jackenkragen zu verstecken.
Die Fußgänger-Ampel springt auf GRÜN.
Sie überquert die Straße.
Die Busfahrt liegt hinter ihr, wie auch diese Woche, diese schreckliche Woche.
Als sie einige Meter weiter durch das Eingangsportal läuft, kommen die Erinnerungen…
Viele, sehr viele alte Bilder schwirren durch ihren Kopf. Nur Bilder der Vergangenheit.
Nun ist auch dieser Herbstbeginn schon Vergangenheit, mitten drin steckt sie,
im November.
Vorbei an ordentlich eingerahmten Flächen, brav auf den Wegen bleibend.
Der Wind ist schon ein wenig frischer, an diesem Herbsttag.
Doch schon nach wenigen weiteren Schritten wird ihr wärmer.
Sie sieht ihn wieder vor sich, und auch alle anderen, die damals noch mit dabei waren.
Die fein säuberlich und wirklich dekorativ zurecht gesteckten Blumen sieht sie auch.
Und auch hier, sieht sie, vergangene Szenen.
Die Kerzen, die aber hier draußen nicht wirklich Wärme spenden, nicht mal´ genug Licht, wäre es nun schon dunkler.
Weiter läuft sie, mal´ sind ihre Schritte schneller, dann wieder langsamer, verhaltener.
Sie bleibt stehen, plötzlich…
wieder Vergangenes im Hinterkopf.
Das Kino will nicht enden.
Tief durchatmen. Einen Fuß vor den Anderen.
Den Reißverschluss der Jacke wieder aufgerissen, ganz weit, bis unten durch.
Da sieht sie Jemanden, ist es nun das Jetzt und Hier, oder ist es wieder ein Bild längst vergangener Tage?
Es vergeht.
Nicht nur dieses Jahr vergeht so langsam.
An der nächsten Ecke biegt sie ein. Hier, an diesem Feld ist es, da will sie hin. Zu dem Baum, der nun eigentlich keiner mehr ist. Der letzte große Sturm hatte ihn zerstört, beschnitten. Und fast wäre auch er, der Baum, Vergangenheit gewesen.
Alles vergangen.
So ist es halt, alles vergeht, einmal, irgendwann…
Auch die Blumen, hier und dort drüben´, bereits welk.
Ein Blick hinunter, auf die Erde, einen Blick gen Himmel.
Es ist November, und bald wird auch dieser Herbst zu Ende gehen, dieses Jahr und diese schrecklichen Wochen enden auch.
Der Wind weht noch immer zart um ihr Gesicht herum. Wie damals.
Es vergeht alles, und doch nichts.
Für immer da, in Gedanken, im Herzen.
Sie dreht sich weg, von diesem Flecken Erde.
Umdrehen, weitergehen.
Wieder vorbei an all´ den vielen sauber angelegten kleinen Parzellen.
Vergänglichkeit, das ganze Leben …
Der Tag senkt sich langsam, man merkt es an dem schwindenden Licht. Sie tritt den Rückweg an.
Den, in die andere Richtung.
Nicht zurück, aus der Richtung, aus der sie gekommen ist.
Den Friedhof nun hinter sich lassend, an der Straße entlang.
Die Ruhe, auch vergangen, einfach vorbei.
Ihre Schritte werden wieder schneller, die Gedanken auch.
Wenn auch weniger intensiv, vergehen rascher … nun.
Das ist jetzt schon Vergangenheit.
Alles, vergeht, einfach so, irgendwie, irgendwann.
Da, der Bus kommt. Sie reagiert, sprintet ein wenig, will diesen noch erreichen…
Der Wind, von vorne nun, ist dabei wieder deutlich spürbar.
Der Wind, von vorne.
Etwas, was wohl nie vergeht ….
... aus der REIHE "Anti-DepressionsSpaziergänge
NOVEMBER 2017
Text+Fotos: AAT
ES VERGEHT ALLES, und doch NICHTS...
Autor:ANA´ stasia Tell aus Essen |
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