Als Team meistern viele Grundschulen gemeinsam mit Eltern und Kindern die schwierige Lernsituation
Überruhr/Burgaltendorf: Lernen in der Corona-Krise
Trotz der vorübergehenden Schulschließung infolge der Corona-Pandemie geht der Unterricht der Grundschulen weiter. Wie sieht aber der Alltag in Zeiten der Corona-Krise in Schule und Unterricht aus? Welche Herausforderung stellt diese neue und unbekannte Situation für die Lehrer dar? Welche Chancen bieten sich? Der KURIER hat nachgefragt bei Esther Liers, Rektorin der Grundschule Überruhr, sowie bei Holger Papieß, Schulleiter der Grundschule Burgaltendorf.
Alle Schulen sind geschlossen und das wohl noch bis zu den Osterferien. Keine leichte Zeit für Eltern, aber auch für das Lehrpersonal.
"Vieles von dem, was sonst alltäglich ist, ist zur Zeit nicht möglich. Es ist anders. Anders heißt aber nicht immer schlecht. Ich erlebe zurzeit, gerade auch im schulischen Kontext, eine große Solidarität und Hilfsbereitschaft, die hilft, diese Krise zu überwinden", so Esther Liers.
Die Schulleiterin der Grundschule Überruhr zeigt sich vor allen Dingen dankbar dafür, dass ihr "wunderbares Team" alles dafür tut, damit Schule – trotz Corona Krise – weiter funktioniert und die Lehrer mit den Kindern und ihren Eltern, trotz Distanz, in Verbindung bleiben.
Schulaufgaben per E-Mail
Wie an den meisten anderen Grundschulen erhalten auch an der Grundschule Überruhr die Kinder montags per E-Mail einen von den Klassenlehrerinnen erstellten Wochenplan mit Aufgaben, die sie überwiegend selbstständig bearbeiten können.
Esther Liers: "Dieser Arbeitsplan ist so aufgebaut, dass die Kinder jeden Tag eine Lerneinheit im Fach Mathematik und Deutsch bekommen. Darüber hinaus erhalten sie für die ganze Woche Aufgaben für die Fächer Sachunterricht, Englisch, Sport, Kunst. Hier greifen die Kolleginnen auf Links und Lern-Apps zurück, die speziell für das sogenannte 'Distanzlernen' empfohlen wurden."
Auch an der Grundschule Burgaltendorf stellt jede Klassenlehrerin den Kindern der eigenen Klasse per Mail Aufgaben zur Verfügung.
"Aufgrund der Corona-Krise und damit der Schließung aller Schulen, mussten wir das Distanzlernen organisieren. Wir haben uns dabei überwiegend auf die Hauptfächer Mathematik und Deutsch beschränkt. Die Inhalte wurden in den Jahrgangsstufenkonferenzen festgelegt. Dabei sollte es vorwiegend um das Üben und Vertiefen bereits eingeführter Unterrichtsinhalte gehen", erklärt Schulleiter Holger Papieß.
Nur in kleinen Teilbereichen (wie z.B. Geometrie) werden von der Grundschule Burgaltendorf auch neue Inhalte bereitgestellt. Zusätzlich senden die Fachkollegen (Englisch, Sport) den Klassenlehrerinnen zusätzliche Inhalte. Es wurden aber auch schon besonders schöne Aufgaben per Mail verschickt, wie z.B. Knobelaufgaben, um die Schüler besonders zum Lernen zu motivieren. Die Klassenlehrerinnen boten den Eltern dabei (per Mail oder auch telefonisch) Beratung und Hilfestellungen an. Dies wurde von allen Beteiligten bisher rege genutzt.
Hilfestellung für Eltern und Schüler
Hilfestellung und Infos bietet auch die Grundschule Überruhr Eltern und Schülern. So wurden auf der Homepage der Schule Empfehlungen von Lernplattformen und Apps verlinkt, die besonders gut fürs Lernen genutzt werden können. "Uns als Lehrerinnen ist bewusst, dass nicht nur die Kinder diese Form von Lernen vor eine große Herausforderung stellt, sondern auch ihre Eltern. Darum appellieren wir immer wieder an die Eltern, Geduld mit ihren Kindern und sich zu haben und sicher zu sein, dass wir Verständnis für nicht vollständig bearbeitete Aufgaben haben", betont Esther Liers und unterstreicht gleichzeitig, dass das digitale Lernen quasi leider noch in den Kinderschuhen steckt. Man schöpfe aber die Möglichkeiten, die der Schule zur Verfügung stehen, auf jeden Fall aus.
Auch für die Burgaltendorfer Lehrer und Schüler ist es eine erste Erfahrung auf dem Weg zum E-Learning - die Versendung und Bearbeitung der Aufgaben habe aber bisher insgesamt gut geklappt. Holger Papieß: "Demnächst werden alle Schulen im Zuge des Digitalpaktes mit wesentlich besseren Medien ausgestattet. Die Teilnahme und Nutzung der Lernplattform LOGINEO des Landes NRW wird demnächst von unserer Schule genutzt. Hier ist der Antrag gestellt. Insofern sind diese Zeiten weitere intensive Erfahrungen auf dem Weg zum digitalen Lernen."
Notbetreuung von Schülern
Trotz der Corona-Krise gibt es noch Kinder, die zur Schule gehen müssen, sie sind für eine „Notbetreuung“ angemeldet. Ihre Eltern arbeiten in sogenannten systemrelevanten Berufen.
An der Grundschule Überruhr sind hierfür zurzeit neun Kinder angemeldet, wobei im Durchschnitt täglich vier Schüler kommen. "Diese ungewohnte Betreuungssituation ist insbesondere für die Kinder nicht ganz leicht. Sie spüren, trotz aller Bemühungen, dass etwas anders ist. Uns ist sehr wichtig, dass die Kinder sich in dieser für sie doch sehr ungewohnten Situation wohl fühlen und wir ihnen ein kleines Stück Normalität geben können", erklärt Esther Liers.
Oberste Priorität habe hierbei die Gesundheit und Unversehrtheit der zu betreuenden Kinder, der Lehrkräfte und weiteren Betreuungskräfte. So beachte man man mit hoher Gründlichkeit die Vorgaben zum Infektionsschutz des RKI. Besonders freut es die Schulleitung, dass alle Eltern sehr verantwortungsbewusst mit dem (erweiterten) Angebot der Notbetreuung umgehen und ihr Kind auch wirklich nur dann schicken, wenn es gar nicht anders möglich ist.
Aber auch Rektorin Esther Liers fühlt sich in der Krise nicht allein gelassen: "Für alle ist die Situation, in der wir uns zur Zeit befinden, neu und fremd und war auch nicht planbar. Ich erlebe ein gutes Miteinander mit gegenseitiger Wertschätzung seitens der Schulaufsicht, Schulverwaltung und des Ministeriums. Darüber hinaus ist der intensive Austausch mit Schulleiter-Kollegen sehr hilfreich." Die aufkommende Kritik an der Informationspolitik teile sie daher nur bedingt. Sie wünsche sich zwar, manche Fragen schneller beantwortet zu bekommen oder Informationen eher zu erhalten. Sie sei sich jedoch darüber im Klaren, dass dies einfach manchmal nicht besser machbar ist.
Trotz allem was gestemmt wird, zeigt die aktuelle Situation auch einmal mehr, dass Schule eben mehr bedeutet, als nur Lernaufgaben zu lösen.
Holger Papieß: "Der persönliche Kontakt fehlt uns allen. Viele Projekte (z.B. Trommelzauber-Projekt) und auch Klassenfahrten werden in diesem Schuljahr aufgrund der Corona-Krise nun ausfallen und damit viele Möglichkeiten des sozialen Lernens. So hoffen wir nun alle, dass wir uns bald wieder gesund und munter an der Grundschule Burgaltendorf wiedersehen."
Esther Liers zitiert aus einem Schreiben des französischen Bildungsministeriums an alle Eltern schulpflichtiger Kinder: „Am Ende wird die psychische Gesundheit unserer Kinder wichtiger sein als ihre akademischen Fähigkeiten“.
Und ergänzt abschließend: "Die uns anvertrauten Kinder sollen diese schwierige Zeit gut überstehen. Ich wünsche mir sehr, dass dies in unser aller Köpfen und Herzen ist."
Autor:Beatrix von Lauff aus Essen-Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.