Schule in Dilldorf

Dilldorfschule Oslenderstraße
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Seit dem 1. August dieses Jahres (2010) gibt es in Dilldorf keine Schule mehr – nach mehr als 200 Jahren war Schluss. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die Dilldorfer Kinder ihre Schule direkt am Ort, aber immer weniger Kinder besuchten zuletzt die Gemeinschaftsgrundschule, so dass sie geschlossen werden musste.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren die meisten Dilldorfer wohl des Lesens und Schreibens unkundig. In der Kupferdreher Chronik wird aber berichtet, dass etwa ab 1780 ein "Friedrich Leven" den Dilldorfer Kindern Unterricht erteilte, und zwar in einem Nebenbau des Priemenhofes (heute im Bereich der Firma Getränke Michel). "Meister Leven" war eigentlich Holzschuhmacher und konnte Lesen und Schreiben. Er führte den Titel "Lehrer in Dilldorf" und leitete eine sogenannte "Heckenschule" mit 18 - 12 Schülern. Die offizielle Schule für die Dilldorfer Kinder befand sich in Werden und war wegen des weiten Weges für die meisten nicht erreichbar. Im Jahre 1800 genehmigte der Reichsabt von Werden eine Schule in Dilldorf, die dann 1801 von dem Franziskanerpater Dohmen gegründet wurde. Der Schulraum war an die neue Kapelle angebaut. 1808 bekam die Schule durch den Einsatz eines ausgebildeten und fest angestellten Lehrers den offiziellen Status einer Volksschule. Der Lehrer Johann Bahnscheid nahm am 8.10.1808 seinen Dienst auf. Bis 1814 wurde in der Kapelle unterrichtet, dann gab es die erste „richtige“ Schule am Rathgeberhof, ein Anbau an die Kapelle. Den Berichten nach handelte es sich um das Haus, das heute noch dem Marienheim vorgelagert ist. Lehrer Bahnscheidt wurde 1817 nach Byfang versetzt, da er in Dilldorf offensichtlich Probleme hatte. Zu dem Zeitpunkt besuchten etwa 40 Kinder die Dilldorfer Schule. Nachfolger wurde der Lehrer Heinrich Timmerscheidt im Alter von 17 Jahren. Er blieb 47 Jahre lang Lehrer in Dilldorf.
1839 besuchten schon 130 Kinder die Schule an der Kapelle. Ein Neubau der Schule mit 2 Klassenräumen oberhalb der Kapelle wird für das Jahr 1840 berichtet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs die Schule rasch, da die Industrie in Dilldorf viele Familien anzog. Die Gesellschaft "Phönix" baute in Dilldorf Hochöfen und schuf damit viele Arbeitsplätze. Bald wurden an die 300 Kinder von 2 Lehrern in 2 Klassen unterrichtet. Zeitweise befanden sich 160 Kinder in einem Klassenraum, darunter viele Kinder ohne Deutschkenntnisse, weil die Eltern aus dem Ausland zugezogen waren. 1863 gab es den nächsten Um- und Anbau für eine reine Mädchenklasse.
Als 1879 die Dilldorfer Kirche eingeweiht wurde, war die Kapelle frei und konnte nun komplett zum Schulgebäude umgestaltet werden, das 1882 bezogen wurde. 1889 besuchten 682 Kinder die Schule in Dilldorf, dazu zählten aber auch Kinder aus Hinsbeck und Hamm. 1893 bzw. 1898 wurden dort ebenfalls Schulen errichtet, so dass die Dilldorfer Schule entlastet werden konnte.
Ab 1881 gab es eine eigene Schule für die evangelischen Kinder, der Unterricht fand zunächst in der Gaststätte Bender (heute Talburg) statt. Zuvor besuchten die evangelischen Kinder die Hinsbeckschule in Kupferdreh. 1885 bezog man dann auf dem Priemberg eine zweiklassige Schule, die immerhin bis 1930 geführt wurde und auch evangelische Kinder aus Voßnacken und Rottberg aufnahm. Die meisten evangelischen Kinder aus Dilldorf konnten 1902 endlich die neue Deilbachschule beziehen.
Die Situation für die katholischen Schulkinder und Lehrer blieb in Dilldorf aber unbefriedigend - und nicht nur das. Die Schule machte krank. Beim Entlassjahrgang 1930 litten 50% der Abgänger an tuberkulösen Infektionen, und auch in den anderen Jahrgängen waren TBC-Erkrankungen unverhältnismäßig hoch. Als Grund wurde das marode Schulgebäude gesehen: so feucht, dass nicht einmal der Mörtel an den Wänden hielt, und ohne jede Sonneneinstrahlung. Es war klar, dass ein kompletter Neubau nach Dilldorf musste, doch die Planungen zogen sich wegen des fehlenden Geldes hin.
Die neue Dilldorfschule an der Oslenderstraße wurde am 10.11.1933 im Rahmen des Martinszuges eingeweiht, endgültig fertig war sie aber erst 1935. Seit 1923 unterrichtete dort die Lehrerin Maria Koch aus Überruhr, die nach dem 2. Weltkrieg Schulleiterin wurde, später gefolgt von der Montessori-Pädagogin Ina Fischer. Während der letzten Kriegsjahre fand kein Unterricht statt, die Schule wurde, wie die meisten Essener Schulen, geräumt. Das Schulgebäude war mal von Soldaten, mal vom Postscheckamt belegt. Viele Kinder besuchten deshalb Schulen in umliegenden Gemeinden, einige nahmen an der "Kinderlandverschickung" in sichere Gegenden Deutschlands teil. Nach dem Krieg fand der Unterricht zunächst für alle Dilldorfer Kinder in der Deilbachschule statt, ehe 1948 die Dilldorfschule wieder bezogen werden konnte. Sie blieb bis 1968 eine katholische Grundschule, teilweise mit einem Montessori-Zweig. Evangelische Kinder aus Dilldorf besuchten die Deilbachschule.
1968 wurde die Dilldorfschule eine Städtische Gemeinschaftsgrundschule, die alte Deilbachschule diente zunächst als Sonderschule, später als Übergangswohnheim. Seit einigen Jahren steht sie leer.

2018: Die überraschende Wende! Die Dilldorfschule wird reaktiviert, in 3 Jahren sollen hier wieder Kinder lernen. 
2021: Die Sanierung macht gute Fortschritte, viel mehr als die Außenmauern sind nicht geblieben....

Anmerkung: Bei einigen Jahreszahlen zur Schule in Dilldorf gibt es in den Chroniken leichte Unterschiede, auch sind die jeweiligen Schulgebäude nicht immer klar definiert.

Literatur:
Kupferdreh auf Kohle und Stein Essen 1983 (1. Auflage)
200 Jahre Gemeinde St. Mariä Geburt Hg. von der Pfarrgemeinde 2001
Archiv der Kupferdreher Bürgerschaft

Autor:

Magdalena Reuter aus Essen-Ruhr

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