Geschichte neu erleben: Studierende des Berufskollegs Ost erarbeiteten Sanierungs- und Nutzungskonzept für die Arbeiterhäuschen im Deilbachtal

Der Zahn der Zeit nagt an den Objekten im Deilbachtal; im Bild: das Arbeiterhaus.    Archivfoto: ms
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  • Der Zahn der Zeit nagt an den Objekten im Deilbachtal; im Bild: das Arbeiterhaus. Archivfoto: ms
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Einst betrieb man hier Eisen- und Kupferverarbeitung und baute Kohle ab, heute ist es eine Außenstelle der Ruhr Museums: Die Bedeutung des Denkmal-Ensembles in der Kulturlandschaft Deilbachtal ist unbestritten. Aber immer noch harren die vorindustriellen Artefakte, deren Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht, ihrer Sanierung, die doch so nötig ist. Studierende des Berufskollegs Ost haben sich unlängst im Rahmen einer Projektarbeit der Arbeiterhäuschen im Deilbachtal angenommen und ein Sanierungs- und Nutzungskonzept erarbeitet.

Auf das Thema aufmerksam geworden waren sie durch einen Artikel im RUHR KURIER. Das geschichtsträchtige Deilbachtal und seine Kulturdenkmäler, an denen der Zahn der Zeit unablässig nagt und die Vorschläge für deren Sanierung schon ihre eigene Geschichte haben.

Unter dem Titel „In Zukunft Geschichte neu erleben“ haben Studierende der Fachschule für Bautechnik am Berufskolleg Ost jetzt ein Sanierungskonzept für die Arbeiterhäuser des Deilbachhammers erarbeitet. Mehr noch: Die jungen Leute legten ein Nutzungskonzept für die Häuschen vor. „Die Häuser sollen so hergerichtet werden, dass man wieder in ihnen wohnen könnte und damit die Geschichte der Industriezeit wieder erlebbar würde“, erläutern die Bautechniker in spe.
Unterstützung gab es von Achim Mikuscheit, Bereichsleiter Außenstellen der Stiftung Ruhr Museum, der die Studierenden mit den nötigen Unterlagen versorgte und den Kontakt zum Denkmalschutz herstellte. „Vor der Umsetzung dieser Pläne, muss die Bausubstanz erhalten werden“, betont Markus Jäger, der sich besonders mit den Feuchteschäden auseinandergesetzt hat. „Auf Grund der Feuchtigkeit hat sich die Bausubstanz dramatisch verschlechtert und Schädlinge wie Pilze und Holzkäfer haben sich ausbreiten können. Die aufsteigende Feuchtigkeit hat den Befall durch die Weißfäule des Hausporlings - ein holzzerstörender Pilz - weiter befördert.“
Bauteil für Bauteil haben die Studierenden analysiert und verschiedene Methoden der Schadensbeseitigung untersucht. „Die Tragsicherheit der Boden- und Deckenbalken ist durch den Hausbockbefall stark gefährdet, aber durch Aufdoppelung der bestehenden Balken sind die meisten tragenden Teile noch zu retten“, erläutert Mario Gentz, der für die Standsicherheitsnachweise zuständig war.
Ein großer Bereich der Projektarbeit ist der Beseitigung der vorhandenen Feuchtigkeit gewidmet. „Dabei haben wir unter anderem verschiedene Möglichkeiten der Trocknung untersucht und uns für die Trocknung des Mauerwerks durch Infrarotstrahlung entschieden. Diese Art der Trocknung ist für die Handwerker und das Bauwerk die schonenste Methode“, beschreibt Studentin Christina Runkel diesen Teil der Arbeit.
Nach der Sanierung könnte dann das Nutzungskonzept umgesetzt werden. Darin ist vorgesehen, den rechten Teil der Arbeiterhäuser als museumspädagogische Begegnungsstätte auszustatten. Der linke Teil ist im Wesentlichen dem Motto der Projektarbeit gewidmet: „In Zukunft Geschichte neu erleben“ Dazu würde dieser Bereich so wieder hergestellt, wie er in der Anfangszeit der Nutzung eingerichtet war. Als Vorlage hierfür dient den Studierenden eine Fotografie einer Wohnstube aus den 1920er Jahren. „Wenn die Wohnung entsprechend ausgestattet ist, kann man für eine begrenzte Zeit in die Geschichte der damaligen Zeit eintauchen. Ob man allerdings dauerhaft in den sozialen Bedingungen des 18. oder 19. Jahrhunderts leben möchte, sei doch sehr dahingestellt, betont Michael Nocke.
Die Kosten für die Umsetzung ihrer Vorschläge haben die Studierenden erst einmal außer Acht gelassen. „Wir wollten uns nicht schon im Vorfeld Fesseln anlegen und so vielleicht konstruktive Lösungskonzepte wegen der Kosten ausschließen“, erläutert Christina Runkel. „Wir würde uns natürlich freuen, wenn das Konzept auch umgesetzt würde. Vorerst sind wir aber damit zufrieden, dass unsere Arbeit mit einer sehr guten Note bewertet wurde“, resümiert die Gruppe ihre Arbeit.

Hintergrund:

Die Studierenden sind allesamt Berufspraktiker aus der Bauwirtschaft, die am Berufskolleg Ost einen Weiterbildungsstudiengang belegt haben.

Ihr Sanierungs- und Nutzungskonzept ist ihre Projektarbeit - eine 150-seitige Expertise - die mit der Note 1.0 bewertet wurde.

Das sagt der Fachmann Achim Mikuscheit: Die Studierenden haben sich sehr konkrete Gedanken gemacht und alle Dinge berücksichtigt, die bei der Restaurierung eines so alten Gebäudes zum Tragen kommen. Ihre Untersuchungsergebnisse werden auf jeden Fall in die weiteren Überlegungen zur Sanierung einbezogen. Andernfalls hätte die Stadt Aufträge vergeben müssen, was bei der derzeitigen Finanzlage schwierig geworden wäre. Die Arbeit ist ein wertvoller Beitrag und wir sind froh, dass sich die Studierenden des Themas und des Objekts angenommen haben.“

Der Zahn der Zeit nagt an den Objekten im Deilbachtal; im Bild: das Arbeiterhaus.    Archivfoto: ms
V.l.: Mario Gentz, Markus Jäger, Christina Runkel und Michael Nocke haben sich in ihrer Projektarbeit den Arbeiterhäuschen im Deilbachtal gewidmet. Ihre Ausarbeitung ist ein ganz konkreter Beitrag zur Sanierung der alten Gebäude.  Foto: Janz
Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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