Filmtipp: Demnächst im Kino: Philomenia (UK, USA, Frankreich 2013)
Am 27. Februar kommt ein Film in deutsche Kinos nach dem Buch von Martin Sixsmith "The Lost Child of Philomena Lee", in dem die ausdrucksstarke Judi Dench eine Meisterleistung abliefert.
Nominiert für 4 Oscars ist diese Tragikkomödie, die mehr tragisch als komisch ist; basierend auf einem wahren Ereignis.
Genauer gesagt ist es eine geniale Balance von Tragik und Humor, die dem Film gelungen ist, etwas, das man nicht alle Tage sieht.
Eine Frau (Judi Dench) macht sich nach 50 Jahren des Verschweigens auf die Suche nach ihrem Sohn, der unehelich geboren wurde, von Nonnen weggenommen und zur Adoption gegeben wurde.
Woran die Mutter eventuell auch eine Mitschuld trug, niemand zwang sie, die Papiere zu unterschreiben, ABER das ihr aufgezwungene moralische Verständnis und das damit verbundene starke Schuldgefühl, brachte sie dazu, ihre „Verfehlung“ als krasse Sünde anzusehen, die Bestrafung verdiente.
Und zur Strafe für ihre „Sünde“ musste sie ohne Schmerzmittel gebären.
So nett konnten Nonnen sein.
Von ihrer Familie verstoßen, landete sie und ihr Sohn im Nonnen Konvent, einer Art Heim für ledige Mütter (wo nicht selten auch Kinder von Nonnen und Priestern landeten).
Solche Fälle hat es in Irland und anderswo in den 50ger Jahren (und davor und danach) zu Tausenden gegeben. Welche herzlosen Eltern verstoßen ihr Kind, wenn es unverheiratet schwanger wird fragt man sich. Das geschah damals wohl mehr als heute, in der westlichen Welt, insbesondere im streng katholischen Irland.
Es ist auch ein Form von Kindesmissbrauch, wenn man einem Kind die biologische Mutter raubt, aus dümmlich religiösen Gründen. Unvorstellbar, wieviel Leid vielen Menschen zugefügt wurde.
An der Seite von der Frau ist ein Journalist, großartig gespielt vom englischen Komiker Steve Coogan, der für den Schuss Humor sorgt - als Ausgleich zur Tragik, wie er kürzlich bei Piers Morgan auf CNN meinte.
Trotz allem, was ihr die Nonnen angetan hatten, ist die Hauptdarstellerin eine in die Messe gehende Katholikin geblieben, und versuchte ständig, die Nonnen und deren Verhalten zu entschuldigen.
Im wirklichen Leben traf sie (heute 80 Jahre alt) und ihre Tochter und Steve Coogan den jetzigen Papst, was die Frau recht beeindruckt hat.
http://www.theguardian.com/film/2014/feb/06/steve-coogan-pope-francis-philomena-lee
Die Rechtslage in Irland erlaubt bis heute adoptierten Menschen keinen Zugang zu Adoptionsarchiven und Geburtsurkunden.
Dies zu ändern, versucht das Philomenaproject.
http://thephilomenaproject.org/
Es ist ein sehr sehenswerter, zum Nachdenken anregender Film; die stärkste Szene in dem Film ist, wenn Coogan die verantwortliche Schwester Hildegard zur Rede stellt, achten Sie mal darauf. Denn anders als die ihres Kindes beraubte Frau kann der Journalist den religiösen Akteuren nicht vergeben.
Autor:Ulrich Jean Marré, M.A. aus Essen-Ruhr |
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