BÜCHER/RATGEBER zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen u v m

etwa ein MÄNGEL-EXEMPLAR...?!?

... ein fast ZEHN Jahre altes BUCH...
wieder neu im BÜCHERREGAL entdeckt...

...EINE DEPRESSION ist ein fucking EVENT!

Sarah Kuttner

"MÄNGELEXEMPLAR"

...
aus 2009...

… lesender weise auf dem Balkon liegend, kommt mir der Gedanke, dass ich doch endlich einmal auch dieses Eine, wie hieß es noch gleich, zum Thema psychische Erkrankungen und so, lesen könnte…
das BUCH von dieser Moderatorin damals, gerade so um die 30 war die seinerzeit und betonte oft, dieses Buch hätte KAUM autobiographische Züge.

Ihr erster Roman, war das in 2009, und leider habe ich irgendwann auch diesen zwar angefangen, zu lesen, aber nie zu  …
nun, JETZT habe ich es aber endlich getan!
AUSGELESEN, zu Ende gelesen, und zwar Zeile für Zeile und auch zwischendurch inne gehalten, geseufzt und, ja, ein wenig mit gefühlt.
Ich glaube, das ist sogar mal´ verfilmt worden, und wenn ich auch erst glaubte, zu Beginn, es wäre doch eher so ne´ ART FRAUEN-ROMAN-Schnief, nein, entpuppte es sich dann doch spätestens nach dem ersten Drittel als echt gut beschriebene Depressions-Lektüre.

Ja, so nenne ich es einfach mal´!

In einen fiktiven Roman gepackt, erzählt SARAH KUTTNER von einer Frau, Ende Zwanzig ganz locker-flockig, und doch sensibel genug, wie diese so ganz langsam aber sicher erkennt, in welchen Fahrwässerchen des Lebens sie gerade steckt! Diese Protagonistin ist scheinbar erfolgreich und „gut aufgestellt“, sollte man meinen.
Doch bei näherem Hinsehen…
Diese kluge, unnahbar wirkende KARO wird sich plötzlich bewusst, wie „stressig“ Gefühle sein können, nachdem sie den Job, den Freund und vielleicht auch so langsam ihre komplette Fassung verliert.
Ab Seite zwanzig in diesem knapp 260 Seiten starken Schmöker beginnt eben diese junge Frau immer mehr, ganz plötzlich weinen zu müssen.
Nein, leiden, nein, Karo leidet nicht, behauptet sie.
Sie empfinde keine Schmerzen….und nein,
Selbstmitleid ist doch nicht chic, oder?!

Was auf eben diesen ersten Blättern in diesem Buch beschrieben wird, klingt manches Mal ein klein wenig nach einem leichten typischen „Frauenroman“, wie schon erwähnt.... Ich will damit niemanden denunzieren, aber die meisten Frauen wissen nun, was ich meine.
Sarah Kuttner aber scheint ihre Lektion schon damals ganz gut gelernt zu haben. Sie schaffte es tatsächlich, diese Geschichte einer psychisch erkrankten jungen Frau so vorsichtig und doch wortgewaltig genug zu beschreiben, mitunter auch humorvoll zu erzählen, ohne auch nur ansatzweise die „SACHE“ ins Lächerliche zu ziehen.
Mehr und mehr entwickelt sich dieser Roman aber zu einer wirklich guten Mischung aus Weiber-Lektüre, Depressions-Erklärer mit lösungsorientierten Ansätzen und einer wirklich treffenden, witzigen und unterhaltenden Geschichte.
Eine "runde" Sache, wenn man so will, und wirklich für durchaus Jeden geeignet!
Egal, ob Mann oder Frau, jünger oder schon älter, egal ob als Mitt-Dreißiger mitten im Berufsleben stehend oder als End-Sechziger, oder älter, im Rentenalter! Auch vollkommen schnurz, ob man selbst betroffener Erkrankter ist oder Angehöriger oder eben einfach nur ein gutes Buch zum Thema lesen möchte!
DAS ist es nämlich:
ein wirklich gutes Buch, wie ich finde, welches gut beschreibt, wie es so gehen kann, und zwar nahezu (fast) Jedem von uns!
Mittlerweile ist die gebürtige Berlinerin auch schon 40 Jahre alt und hat eben den Roman „KURT“ auf den Markt gebracht, und wird sich vielleicht wundern, dass erst heute Menschen ihr Erstlingswerk lesen und davon recht angetan sind.

wiki´SARAH KUTTNER....!

Da ich von der Kuttner ein weiteres Büchlein hier im Schrank habe, bin ich somit umso gespannter, auch diesen Roman zu lesen, auch wenn es dabei nicht mehr primär um eine Erkrankung und deren Folgen geht.

Doch Depressionen und ihre Begleiterscheinungen, schließlich will eine Seele „alles“, gehören für Manche halt irgendwie zum Leben dazu, und können, sofern man diese lernt, ein wenig in den Griff zu bekommen und zu halten, eine wahre Chance sein!
Man lernt sich kennen, immer mehr, immer besser.
Manchmal bedarf es dafür, wie die Moderatorin in ihrem Buch hier schreibt, eines persönlichen „11. Septembers“.
Danach, sofern man sich einlässt, auf diese STÜRME in der Seele, im Herzen, im Hirn und auch im gesamten Körper, kann es aber wieder „ruhiger“ werden und mit der nötigen Achtsamkeit und Selbstfürsorge können auch depressive Menschen wieder irgendwie und wo an einem LEBEN teilhaben, was man allgemein hin vielleicht als zufriedenstellend oder glücklich bezeichnen darf.
Zu wissen, warum man in dieser oder jener Situation ausgerechnet so oder eben anders „tickt“, ist schon mal´ ein entscheidender Vorteil, und sowas lernt man in (guten) Therapien recht gut.
So fand auch Karo, die Haupt- und auch Leidensfigur im Roman „MÄNGELEXEMPLAR“ irgendwie wieder ihren Weg, mit Stolpersteinen, klar, aber doch langsam und eben bewusst.
Auch wenn so manch Einer glaubt, psychisch Erkrankte wären alles irgendwelche MÄNGEL-Exemplare, so behaupte ich, Menschen werden erst durch ihre diversen, angeblichen „Mängel“ und Schwächen zu großartigen, liebenswerten, und nicht selten auch sehr starken Persönlichkeiten!

Keine Mangelware, die man umtauschen muss.

Nun, kann man eh´ nicht, Menschen einfach „umtauschen“, nicht einmal einzelne Körperteile und auch so manche Krankheiten kann man leider nicht ein-, oder umtauschen.
Leben mit dem, was man hat.
Leben lernen, auch mit dieser Herausforderung: Depression!
Es ist möglich!

Es ist ihr gelungen, dieser Sarah Kuttner, mich doch noch einzufangen, „abzuholen“.
Gelungen, ein wundervolles Buch zu diesem, einem vielleicht immer noch großen Tabu-Thema zu schreiben. Und auch, wenn es schon einige Jahre alt ist, ... was bin ich froh, dass ich es doch noch mal´ gelesen habe!

Und dieses MÄNGELEXEMPLAR nicht umgetauscht habe!
:-)))

TEXT und FOTOS:
AAT April/Mai/Juni 2019

Buch bereits seit JAHREN im Schrank und schon einmal begonnen zu lesen, doch erst in 2019 zu Ende geschmökert, hoffentlich auch verstanden und für GUT befunden :-)