Der ungeschriebene Brief

Ruhrufer

Es lag schon länger zurück.
Viele Jahre, ganz sicher, seit sie dieses Gefühl zum Letzten Mal erfahren hatte.
Das Gefühl, zu wissen, was sie wollte, will und wo sie weiter HIN will!
Auch das Gefühl, dass sie dabei unterstützt wird, angenommen ist, kannte sie kaum noch.
Jahre war es her, dass sie Liebe wirklich spüren durfte.
Sie trug diese Gefühle alle in sich und wußte auch, warum, aber ihre Sensoren empfingen wenig zurück!
Es sollte sich etwas ändern.
Nicht an dem Gefühl der Liebe, aber DAS SPÜREN und DAS Mitteilen und DAS HÖREN sollten wieder besser ausgeprägt sein.
Es kam zurück, nach und nach.
Nach so langer Zeit der Abwesenheit.
Noch nicht alles, aber Vieles wurde ihr klarer.
Doch die passenden Worte, die auch die Anderen verstehen könnten, wollten einfach nicht so aus ihrem Munde kommen.
Wie wäre es, wenn sie es aufschriebe?
Wenn sie einen Brief schreiben würde?
Sollte sie wirklich wieder einmal versuchen, ihre Gefühle, Gedanken in einen Brief zu packen, vorsichtig, langsam und behutsam sich an das Gefühl der Anderen herantasten?
Würde dieser Brief gelesen werden, verstanden werden?
Würde dieser Brief mit der gleichen Liebe und Achtsamkeit gelesen werden, wie er verfasst wurde!?
Was würde ein Brief ändern, an ihrem Gefühl, jetzt?!
Es lag schon zu lange zurück, als dass sie sich erinnern konnte, ob solch ein Brief auch Akzeptanz, vielleicht auch Verständnis, Rücksicht oder gar Entzücken hervorrufen konnte?!
Sie saß da, schon einige Male, starrte auf´s blütenweiße Papier.
Schönes Briefpapier, extra für diesen Anlass besorgt.
Sie hatte sich fest vorgenommen, dass es ein ehrlicher und dennoch sehr schöner, lieber Brief sein sollte. Mit einer Überraschung, einem Vorschlag!
Sie wollte allen etwas sagen, von ihrem Gefühl, wollte, dass sie teilhaben und vielleicht erkennen, dass es sich lohnen würde, es einmal so zu versuchen.
Irgendwann waren dann schon fast alle "richtigen" Worte da, im Kopf und sie würde bald beginnen können, diesen BRIEF zu schreiben.
Briefe schreiben lag ihr doch mal´gut, sicher würde man lesen und verstehen.
Es würde ein wunderbarer Liebesbrief werden.

Doch dann kam etwas dazwischen.

Es entzog ihr den Boden, unter ihren Füßen.

Es entzog dem Brief die Grundlage.

Und der Brief, er würde dann, vielleicht, nichts ändern.

Das blütenweiße, schöne Papier, es lag noch immer da.
Es blieb unbeschrieben.
Ein ungeschriebener Brief.

Autor:

ANA´ stasia Tell aus Essen

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