Clowns und Helden - Kupferdreher Hinsbeckschule verwandelte sich in eine Zirkusschule

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„Da capo“ - (noch einmal) von vorn dachten sich Schüler, Lehrer, Betreuer und Eltern der Hinsbeckschule nach dem erfolgreich über die Bühne gegangenen Zirkusprojekt im Schuljahr 2009/2010.

Damals hatte sich die städtische Gemeinschafts-Grundschule an der Schwermannstraße 9 in Kupferdreh an einer Ausschreibung der Essener „Stiftung Mercator“ beteiligt und den Zuschlag erhalten. Mithilfe der Förderung der Stiftung wurden im Schuljahr 2009/2010 zwei Lehrerinnen und eine Erzieherin in zirkuspädagogischer Arbeit ausgebildet und es konnten einige Zirkusartikel und Jongliergeräte angeschafft werden. Eine ganze Woche lang verwandelte sich die Hinsbeckschule dann im Februar 2010 in eine Zirkusschule. Das professionelle Coaching kam vom Mitmachzirkus „Soluna“ aus Mülheim.
Nun fand das bunte Spektakel noch einmal statt! Unter etwas anderen Voraussetzungen, denn das Geld für das Projekt musste diesmal selbst aufgetrieben werden. Unterstützung gab es von der Fördergemeinschaft der Hinsbeckschule sowie von den Schulkindern selbst - durch den Eigenanteil, den die Mädchen und Jungen beim Unicef-Sponsorenlauf im vergangenen November selbst erlaufen hatten.
Bereits in der Woche vor der großen Aufführung herrscht Zirkusatmosphäre in der Hinsbeckschule. Der „Circus Soluna“ mitsamt Birger Koch und Sophia Kukuwitakis hat erneut Quartier bezogen und die Turnhalle ist Schauplatz des bunten Treibens. Lina und Lena drehen ihre Runden auf dem Einrad in der Manege, Birger Koch und Carsten Fritz, Vater einer Hinsbeckschülerin, geben Hilfestellung. Danach sprintet der Kupferdreher zu den Laufkugeln, um Anastasia und wiederum Lina und Lena auch hier behilflich zu sein. Insgesamt zwölf Eltern engagieren sich als Trainer bei diesem Projekt, außerdem die Lehrer. Das nötige Know How gab es von den Zirkusprofis in einem Workshop am Sonntag vor der Projektwoche. „Herr Fritz war wie viele Eltern spontan bereit mitzumachen und hat sich wie einige andere auch extra freigenommen“, freut sich Schulleitein Lis Vincenz. „Am Montag nach unserem Workshop haben wir den Schülern alles vorgeführt und die Kinder konnten sich aussuchen, in welche Gruppe sie gehen möchten“, erläutert Carsten Fritz.
Seiltanz, Clownerie, Diabolo, Kugellauf, Fakirkunst, Feuerzauber und einiges mehr - insgesamt 16 Trainingsgruppen gibt es. „Alle 127 Kinder unserer Schule machen beim Zirkusprojekt mit“, berichtet Lis Vincenz. Das ist ein Novum, haben doch beim ersten Schulzirkus 2010 allein die Kinder mitgemacht, die die Zirkus-AG besuchen. Auch die gibt es an der Hinsbeckschule und sie erfreut sich mit mittlerweile 40 kleinen Teilnehmern wachsender Beliebtheit. „Die Zirkusarbeit ist Bestandteil unseres Lehrplans und diese Nachhaltigkeit ist eine Besonderheit. Andere Schulen bieten vielleicht nur alle vier Jahre ein Zirkusprojekt an, hier spielen die Kinder in der Pause Diabolo“, freut sich die Rektorin. Wen wundert’s – schließlich gibt es neben der AG noch jede Menge weiteren Zirkus an der Hinsbeckschule. Etwa im Sportunterricht, wo jede Woche eine Stunde Zirkusarbeit trainiert wird. Das Thema Zirkus wird auch im Musik- wie auch im Kunstunterricht behandelt und es finden sogar Wochenend-Workshops zur Jonglage statt. Der offene Ganztag schließlich bietet regelmäßig Kurse in Einradfahren, Akrobatik, Kulisse und Maske sowie Trommeln.
In der Turnhalle schwingt Lena gerade den Hula Hoop-Reifen, während sie auf der großen roten Kunststoffkugel balanciert. Freundin Anastasia und Trainer Carsten Fritz stehen in sicherem Abstand daneben und sind bereit, sie aufzufangen. Aber das ist gar nicht nötig, denn Lena hat die Übung voll drauf. „Wir geben soviel Hilfestellung wie nötig“, erklärt Carsten Fritz. Eine schöne Erfahrung für den Kupferdreher ist, „dass die Kinder sich hier gegenseitig viel voneinander abgucken, sich gegenseitig helfen“.
Ganz bewusst sind die Gruppen altersgemischt. Hier trainieren Kinder aller Jahrgangsstufen miteinander. Was nicht heißt, dass die Größeren den Kleineren die Schau stehlen - die kleine Kim aus der ersten Klasse etwa stellt dies mit ihrem Seiltanz-Akt eindrucksvoll unter Beweis. „Das gemeinsame Arbeiten schweißt die Kinder zusammen“, berichtet Lis Vincenz. Und es macht ihnen jede Menge Spaß. „Es geht ja auch gar nicht darum, die perfekte Show abzuliefern, sondern darum, dass sich jeder freut, etwas vorzuführen.“ Neues Terrain beschreiten, das Wir-Gefühl und gegenseitigen Respekt stärken , Teamwork trainieren, Erfolgserlebnisse haben, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten entdecken und schließlich, sich bewegen, austoben und die Motorik schulen - gute Gründe, weshalb Zirkusarbeit an der Hinsbeckschule groß geschrieben wird.
Das Training an diesem Tag bewegt sich seinem Höhepunkt entgegen: Die Manegenvorführung, bei der jede Gruppe das an diesem Tag Erlernte vorführt. Echter Vorhang, bunter Manegenteppich mit gelbem Stern. Die Clowns, die im Hauptgebäude trainiert haben, entern die Turnhalle. Leon aus der dritten Klasse wird gleich seinen Feuertrick vorführen und ist guter Dinge. Für ihn ist das heute eine Premiere. Beim ersten Zirkusprojekt vor zwei Jahren war er nur Zuschauer. Der ungewöhnliche Schultag gefällt ihm sehr. „Das macht mir sehr viel Spaß. Wir haben im Moment auch keine Hausaufgaben auf“, freut sich Leon und Klassenkameradin Virginia, die Seiltanz trainiert, stimmt ihm zu. „Wir kommen morgens in die Schule und es geht gleich los“, berichtet die Drittklässlerin begeistert und auch Jan ist mit vollem Einsatz dabei: „Meistens komme ich geschwitzt aus der Turnhalle, aber es macht ganz viel Spaß.“ Den Rand der Manege säumen mittlerweile Schüler über Schüler. Die Aufmerksamkeit gehört den Akteuren in der Mitte des Kreises. Ein kleiner Nachwuchs- Conférencier eröffnet die Vorstellung. Nacheinander treten Clowns, Jongleure, Kugelläufer, Fakire und die Feuerkünstler auf. Auch Jans Feuertrick klappt schon ganz gut und bis zum großen Finale sind es an dieser Stelle schließlich noch ein paar Übungstage hin.
Ihren krönenden Abschluss findet die Projektwoche schließlich in zwei richtig professionell anmutenden Vorstellungen vor Eltern, Lehrern und Freunden. Aber, was heißt hier eigentlich Abschluss? An der Hinsbeckschule ist schließlich jede Menge Zirkus angesagt und die jüngsten Da capo-Rufe sollen schon während der Aufführung zu hören gewesen sein...

Autor:

Melanie Stan aus Essen-Ruhr

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