Stadion im Zeitraffer
Nur zweieinhalb Wochen bis zur Eröffnung - und noch immer fehlt das Grün im neuen Stadion. GVE-Pressesprecher Markus Kunze beruhigt: „Der Rasen kommt diese Woche noch. Dann kann er bis zum 12. August festwachsen.“ Bis dahin hält die - aus fußballerischer Sicht - spannendste Baustelle der Stadt auf Trab.
Es geht ganz schön geschäftig zu: Ob nun ganz oben auf der Dachkonstruktion, in rund 20 Metern Höhe, wo besonders schwindelfreie Arbeiter die Abdeckung der Haupttribüne fertigstellen, oder aber in den Tiefen des Kabinentraktes - bis zu 120 Menschen tummeln sich derzeit auf der Baustelle.
Noch muten die Räumlichkeiten im Warmgebäude reichlich nackt an, die Mitarbeiter der RWE-Geschäftsstelle ziehen ohnehin erst im Herbst um. Der Grundriss lässt aber erahnen, dass man an der Hafenstraße in neue Dimensionen vorstößt. Versorgungsstationen, VIP-Logen, Schiedsrichterkabinen und Mixed-Zone - zur Eröffnung Mitte August besitzt Essen ein Stadion, das Zweitliga-Ansprüchen genügt.
„Tag für Tag erhält das Stadion ein neues Gesicht“, berichtet Kunze beinahe entschuldigend. Denn er weiß: Die Aufnahmen, die unser Fotograf im Laufe der Baustellenbesichtigung anfertigen wird, sind zwei Tage später hoffnungslos veraltet. Der GVE-Sprecher selbst ist überrascht, als er im Bauch der Tribüne die Leuchten für das 900 Lux starke Flutlicht entdeckt. Noch sind sie fein säuberlich verpackt, ein Elektriker montiert aber bereits die ersten Einzelteile zusammen. Sobald die Arbeiten an der Dachkonstruktion abgeschlossen und die Fangnetze abgehängt sind, werden die Leuchten unter den Tribünendächern angebracht.
Weniger kärglich fällt der Ausblick auf die Ränge aus: Die Gästetribüne ist beinahe komplett bestuhlt, die Gegengerade - in der Premierensaison Heimat der stehenden Anhängerschaft - bekommt die ersten Sitzgelegenheiten verpasst. Auf der Haupttribüne schimmern die roten Business-Seats unter ihrer Verpackung hervor.
Aber wo ist das satte Grün? Lediglich vor dem Spielertunnel liegen einige Quadratmeter Kunstrasen aus - in rot allerdings.
„Der Rasen wird in diesen Tagen geliefert“, weiß Kunze. Schon am heutigen Mittwoch könnten Fans die Grashalme sprießen sehen - die Webcam auf www.stadion-essen.de hält Interessierte weiter auf dem Laufenden.
Auf eines müssen sie sich allerdings einstellen: Beim Anpfiff wird das Stadion
(-umfeld) weiterhin Baustellencharakter zeigen. Was zu verschmerzen ist, wird so doch deutlich, dass an der Hafenstraße noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Der Boden für die vierte Tribüne - er ist bereits geebnet. Fotos: Winkler
Dach (noch) ohne Genehmigung
--> Während die Baufortschritte sichtbar sind, werden die Genehmigungsprozesse im Verborgenen vollzogen. Die NRZ berichtete am Dienstag, dass die Genehmigung für das Stadiondach noch nicht erteilt sei. Dabei beruft sich die Zeitung auf eine Nachfrage beim Bauministerium des Landes NRW. Es liege eine „ungeregelte Bauart“ vor.
--> Bei der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) bleibt man indes gelassen. Rückschlüsse auf einen „Pfusch am Bau“ seien nicht zulässig. „Es ist nur so, dass die Dachkonstruktion im neuen Stadion einmalig in Deutschland ist“, so Markus Kunze. Die Zeitverzögerung erklärt der GVE-Sprecher so: „Der erste Prüfer war nicht berechtigt, ein Gutachten anzufertigen. Das neue Papier ist aber in Arbeit.“
Autor:Patrick Torma aus Essen-Nord |
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