Hallo: Sportpark mit dem Janusgesicht

Das Wasser läuft nicht ab: Die Drainage unter den Ascheplätzen ist überfordert. Schon nach „einer halben Stunde“ Regen verwandelt das Spielfeld in eine Schlammlandschaft. Fotos: Höfel
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  • Das Wasser läuft nicht ab: Die Drainage unter den Ascheplätzen ist überfordert. Schon nach „einer halben Stunde“ Regen verwandelt das Spielfeld in eine Schlammlandschaft. Fotos: Höfel
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Der Sportpark am Hallo gilt als ein richtiges Schmuckstück. Doch vom Prestige der Anlage profitiert der FC Stoppenberg kaum. Im Gegenteil: Dem Klub graut es schon vor der kalten Jahreszeit.

Schon im vergangenen Winter ging auf den zwei Ascheplätzen im hinteren Teil der Anlage nichts mehr. „Drei Monate, von Dezember bis Februar, waren die Spielfelder unbrauchbar. Dabei zahlen wir die Nutzungsgebühr für ein volles Jahr“, klagt der Vorsitzende des FC Stoppenberg, Thomas Spitz. Der Grund für den Vereinsärger: Die Drainage ist quasi nicht mehr vorhanden, bei Regen stehen die Stoppenberger im Morast. „Da reicht es schon, wenn es nur eine halbe Stunde gießt“, ergänzt Pressesprecher Stefan Höfel. Und wenn die Temperaturen gen Gefrierpunkt sinken, dann können die FC-Kicker die Noppenschuhe gleich ein- und die Schlittschuhe auspacken.

Neidvoll richten sich die Blicke auf den benachbarten Rasenplatz. Vor einem halben Jahr kickten dort die Frauen von der SG Schönebeck. Doch auch nach dem Umzug der Bundesligistinnen ins Stadion Essen ist der FC außen vor. Heute nutzen die Nachwuchsabteilungen der SGS und die Footballer der Assindia Cardinals das Geläuf, an spielfreien Tagen ist das Rund am Hallo Schauplatz von Leichtathletikveranstaltungen und Sportfesten.

„Wir dürfen nur auf den Rasen, wenn der Platzwart Geburtstag hat“, spöttelt Thomas Spitz. Wobei seine Bemerkung keinesfalls als Seitenhieb auf den Greenkeeper zu verstehen ist – der tut nämlich noch sein Bestes, um dem FC den Spielbetrieb auf schlammigem Untergrund zu ermöglichen. Die Kritik zielt vielmehr in Richtung Sport- und Bäderbetriebe. Der Verein sieht die Kriterien für neuen Kunstrasen am Hallo schon längst erfüllt. „Der FC Stoppenberg ist aus einer Verbindung von DJK und Union hervorgegangen – damals [1978, Anm. d. Red.] wusste man von dem Wort Fusion noch gar nichts“, meint der Vorsitzende im Hinblick auf die Vorgehensweise der Sportverwaltung bei der Verteilung neuer Kunstrasenplätze. Dort gilt: Schließen sich zwei Vereine zusammen, dann lassen sich Investitionen in die sportliche Infrastruktur besser rechtfertigen.

Die Stoppenberger werden nicht müde zu betonen, wie wichtig neuer Kunstrasen am Hallo sei. „Der Verein besitzt 250 Mitglieder, hinzu kommen 300 Kinder und Jugendliche“, rechnet Stefan Höfel vor. Und der Zulauf sei ungebrochen. Zwischenzeitlich herrsche sogar Aufnahmestopp am Hallo. Im Seniorenbereich hingegen würden sich Abwanderungstendenzen bemerkbar machen. Getreu dem Motto: Andere Vereine haben auch schöne (Kunstrasen-)plätze. 600 Meter Luftlinie entfernt funkelt beispielsweise die neue Vorzeigeanlage am Schetters Busch. Zusätzliche Erwartungen schürt das 100-jährige Vereinsjubiläum im kommenden Jahr.

Um die Zukunft des Klubs zu sichern, verschaffte sich der FC Stoppenberg bereits Gehör, vor allem mit Hilfe der Lokalpresse. Die Forderungen, sie waren laut vernehmbar – hinter vorgehaltener Hand hieß es bereits, dass sich der Verein mit seinem forschen Auftreten die Chancen für die nächste Vergaberunde verbaue. Nun allerdings gibt es Unterstützung aus der Politik. Bürgermeister Rudi Jelinek (SPD) lud höchstpersönlich zur Begehung der Schattenseite des Sportparks ein.
Michael Kurtz war dieser Einladung gefolgt. Der Leiter der Sport- und Bäderbetriebe erkennt die Notlage des FC an, sagt aber auch: „Für das nächste Jahr sehe ich keinen Spielraum. Wir verfügen schon jetzt über begrenzte Mittel, 2013 müssen wir einige Maßnahmen aus diesem Jahr ausfinanzieren.“ Ein weiteres Problem benennt Harald Trotzki, zuständig für den Wirtschaftsplan der Sport- und Bäderbetriebe: „Der FC Stoppenberg ist nicht der einzige Verein, der um Kunstrasen bittet. Im gesamten Stadtgebiet zählen wir gerade mal drei Sportanlagen, die bisher ruhig geblieben sind.“ Gleichwohl sei mit der Politik vereinbart worden, dass die Zeit der Aschenplätze in Essen „über kurz oder lang“ ablaufe. „Damit sind wir weiter als andere Städte“, ergänzt Trotzki.

Womit die Sportverwaltung zum Doppelpass mit der Politik ansetzt. In wenigen Wochen findet das „Sportpolitische Gespräch“ statt, Ergebnis soll eine Prioritätenliste sein. „Wir wollen dafür sorgen, dass der FC Stoppenberg möglichst weit oben in dieser Liste steht“, verspricht Rudi Jelinek. Ob der Kunstrasen am Hallo mehrheitsfähig ist, wird sich Ende Oktober erstmals zeigen.

Das Wasser läuft nicht ab: Die Drainage unter den Ascheplätzen ist überfordert. Schon nach „einer halben Stunde“ Regen verwandelt das Spielfeld in eine Schlammlandschaft. Fotos: Höfel
Wer zum Training zu spät kommt, muss die Schuhe putzen? Am Hallo eine regelrechte Strafe.
Autor:

Patrick Torma aus Essen-Nord

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