Ein Handwerker - Seit 35 Jahren Möbelrestauration Fred Bachmann in der Wilhelmstraße
„Ich bin Möbelschreiner und versuche, ordentliches Handwerk zu machen. Denn das Handwerk liegt bei uns in der Familie!“
Vater Karl Bachmann eröffnete 1949 seine Malerwerkstatt in der Wilhelmstraße 30, musste dann umsatteln, litt unter der so genannten „Terpentinkrätze“.
Als Fred Bachmann 1967 seine Lehre als Möbelschreiner begann, war alles noch anders. Handwerk hatte noch goldenen Boden, an heutige Riesenmaschinen, die per digitaler Tastatur bedient werden, war noch kein Denken.
Hinterm Jägerhof war die Werkstatt, damals gab es noch die alten Tanzsäle, alles in Jugendstil gehalten, mit richtigem Parkettboden. Sein Meister Ernst Seim und dessen drei Gesellen hatten gleich 20 Toiletten zur Verfügung!
Dann tingelte Bachmann durch andere Werkstätten, kurvte für den Messebau kreuz und quer durch ganz Europa, fuhr durch Deutschland „rauf und runter, von links nach rechts.“
Doch irgendwann zog es den Kettwiger zurück ins Gartenstädtchen. 1979 wurden die alten Schuppen am Elternhaus umgebaut, fertig war die Möbelrestaurations-Werkstatt.
Hier werkelt Fred Bachmann seit 35 Jahren, hat so ziemlich alle Moden mitgemacht, von dunklem Holz über „alles muss hell sein“ bis nun hin zum modernen „Shabby-Chic-Look“.
Aufgeräumt ist es, alles an seinem Platz. Kreissäge und Hobelmaschine, die Auswahl an seltenen Hölzern, die schönen Furniere sind übrigens vorsichtshalber im Keller gelagert: „Das muss sein - ich kann Unordnung nicht leiden.“
Gute Kundschaft
„Seine“ Kunden, die sind ihm wichtig: „Ich hatte immer eine unheimlich gute Kundschaft. Da waren Hugenpoet, die Kirchen, jede Menge interessante Menschen...“ Für einen Kunden, der kürzlich verstarb, hat Bachmann schon als Geselle gearbeitet: „Der ist mir 47 Jahre treu geblieben!“
Gitarren hat er gebaut, wäre auch gerne Schmied oder Glaser geworden, Fred Bachmann ist vielseitig interessiert: „aber was ich nicht kann, fass‘ ich nicht an!“ Zahlreiche Hobbies nehmen Zeit in Anspruch, er behält aber das Augenmaß, was schaffbar ist: „Ich hole mir nur so viel Arbeit, wie ich machen kann!“
Denn wenn es ernst wird mit dem Möbelstück, dann wird der so fröhliche Mensch ganz penibel: „Bei mir wird nicht Farbe drüber geschmiert. Bei mir kann man alles sehen. Ich habe sogar Pinselchen mit zwei Haaren, um eine Spur von Maserung anzudeuten.“ Mit Liebe und Berufsehre werden kniffligste Fälle gelöst: „dann mache ich mir schrägste Musik an, da kann ich nix seichtes hören!“
Alle Aufträge werden fotografiert, für den „Vorher-hinterher“-Effekt. Und damit die Kunden nachvollziehen können, wieviel Arbeit drin steckt.
Was hatte Bachmann denn so besondes in seiner Werkstatt? „Einen riesigen, massiven Nachtwächter! Dem war der Arm abgebrochen, der die Laterne hält. Der kam aber nicht aus Kettwig, sondern aus Düsseldorf. Das war Fummelarbeit, ich musste erst mehrere Stunden eine Konstruktion bauen, um dann die miteinander verklebten Teile schonend einspannen zu können!“
Andere Highlights? „Zuletzt hatte ich sehr schöne alte Empire-Kommoden. Einen fantastischen Eichen-Barockschrank. Und da gibt es zwei Stücke, die mittlerweile im Museum of Modern Art stehen - ein E-Piano in Art Deco und eine Skulptur. Man hat ja viel Verantwortung, einige Stücke sind immerhin mehrere zehntausend Euro wert!“
Aber wer denkt, bei Fred Bachmann gäbe es nur Schicki-Micki, kennt den umtriebigen Kettwiger nicht: „Da kommen auch die Leutchen vom Altenheim zu mir, wenn ihnen der Krückstock abgebrochen ist oder das Fußbänkchen repariert werden muss!“
„Solange ich noch den Hobel halten kann...“
Wie lange noch? „Ich bin jetzt 61 Jahre alt, bis 65 muss ich sowieso noch. Ich mach‘ auch bis 90 - aber dann müssen mir die Leute ihre Sachen schon bringen!“
Ein selbstverständlicher Service: Fred Bachmann holt die zu restaurierenden Möbel ab und bringt sie in strahlendem Zustand zurück: „Da gibt es eine Menge Schlepperei. Teilweise durch die unmöglichsten Treppenhäuser. Und wenn ich nur denke, früher die schweren Bodendielen verlegen, die Knochen merken das schon irgendwann...“
Aber die Kettwiger brauchen sich nicht grämen, Fred Bachmann macht weiter: „Solange ich noch den Hobel halten kann...“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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