Oldtimer-Frühling in Kettwig - Drei echte Schmuckstücke

Eine Ente, die begeistert. Der 2 CV von Friederike Röseler legte einen glänzenden Auftritt im Herzen vom Kettwig hin. Ebenfalls in toller VErfassung präsentierten sich der MG und der ferrarirote Fiat 500. Alle Besitzer sind im AC Kettwig organisiert und nehmen auch am Oldtimer-Frühling am 1. Mai teil. | Foto: Bangert
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  • Eine Ente, die begeistert. Der 2 CV von Friederike Röseler legte einen glänzenden Auftritt im Herzen vom Kettwig hin. Ebenfalls in toller VErfassung präsentierten sich der MG und der ferrarirote Fiat 500. Alle Besitzer sind im AC Kettwig organisiert und nehmen auch am Oldtimer-Frühling am 1. Mai teil.
  • Foto: Bangert
  • hochgeladen von Sven Krause

Es gibt Dinge, die kann ein Mann einfach nicht erklären. Dazu gehört ohne Frage die Liebe und Verbundenheit zu seinem Fußballverein. Oder warum er auch im schicksten Restaurant gerne einfach mal nur ein kühles Bier statt des vorzüglichen Weißweins zum Essen bestellt. Männer eben.

Blitzender Chrom, volltönende blubbernde Motoren und ein Baujahr vor 1990 - alleine diese drei auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge reichen aus, um aus soliden, intelligenten Männern grinsende und aufgeregte Auto-Fanatiker zu machen. Und das innerhalb von wenigen Sekunden.
Dementsprechend nervös und voller Vorfreude standen mein Fotokollege und ich vor dem Weberbrunnen in Kettwig in der Sonne und warteten auf die drei Hauptdarsteller des Tages. Die Sekunden wurden in diesem Moment zu Minuten, immer wieder lauschten wir angestrengt in die morgendliche Stille im Herzen von Kettwig - doch noch blieb alles ruhig. Einzig das Frühkonzert einer Meise unterbrach immer mal wieder melodisch die Stille. Noch war nichts zu hören von nagelnden Zweitaktern oder tief brummenden Vierzylindern. Doch halt. Da kommt doch was. Aber eigentlich klingt das zu glatt, zu modern für einen echten Oldtimer. Fragend blicken Uli Bangert und ich uns an? Was kommt da bloß die Ruhrstraße hoch? Haben uns die Oldtimerfreunde etwa falsch verstanden? Fragen über Fragen.
Aber die Rettung ist nah. Allerdings nähert sie sich in Form eines modernen Ford. Also bleiben die Fragezeichen erst einmal in unseren Gesichtern. Bis, ja bis der kleine Ford sich gemütlich eingeparkt hat und Automobilclub-Chef Hans-Peter Briele seine imponierende Gestalt aus dem Wagen schält. „Morgen zusammen. Keine Angst, die Schmuckstücke kommen gleich. Ich glaube, den ersten höre ich schon.“

„Keine Angst, die Schmuckstücke kommen noch. Ich glaube, den ersten höre ich auch schon.“ Hans-Peter Briele

Neidlos müssen wir anerkennen, das Gehör von Briele ist eindeutig besser auf historische Motorengeräusche eingestellt als unseres. Erst kurz bevor der 1972er MG im klassisch zurückhaltenden, so typischen englischen Grün die letzten Meter auf dem Kopfsteinpflaster zurücklegt, hören wir ihn auch - diesen tiefen, brummenden Ton, der sofort die Kontrolle über Pulsschlag und Mundwinkelmuskulatur übernimmt.
Während sich ersterer eindeutig beschleunigt, sorgen letztere dafür, dass wir ab sofort nur noch mit diesem dümmlich glücklich wirkenden Grinsen um das Auto herumscharwenzeln. Mit einem festen Händedruck begrüßt uns Helmut Roeseler, seit 2004 glücklicher Besitzer dieses Oldtimertraums aus England. Er erzählt: „Schon seit meinen Jugendtagen habe ich von so einem Wagen geträumt. Von diesem klassischen, englischen Zweisitzer in Grün. Und als ich 2004 die Anzeige in einem Oldtimermagazin gesehen habe, da musste ich sofort zuschlagen. Dieser Typ passt einfach zu mir. Hart, aber herzlich.“

„In so einer Ente haben wir uns vor 20 Jahren kennen und lieben gelernt. Damals hat das mit dem Lieben in so einem Auto noch funktioniert. Na ja, wir werden nicht jünger .“Martin Roeseler

Klar, dass dementsprechend viel Herzblut in diesem Auto, in diesem Orginal steckt. Etwa in den orginal-getreuen Ventilkappen für die Räder. „Fragen sie mich lieber nicht nach dem Preis. Als ich die gesehen habe, da musste ich sie einfach haben.“
„Wenn Männer zu kleinen Kindern werden, dann steckt entweder eine schöne Frau oder ein altes Auto dahinter“ - an diesen Spruch meiner Mutter musste ich in diesem Moment wieder denken und ihr aus tiefstem Herzen recht geben. Kaum haben wir uns dem MG genähert und Kollege Bangert diverse akrobatische Verrenkungen für die schönsten Detailaufnahmen auf das Kopfsteinpflaster gezaubert, da nähert sich mit diesem unverwechselbaren Nähmaschinentackern der knallrote Fiat 500 von Karl-Heinz Hintz. Alleine schon wie das „Ferrari-Rot“ die Strahlen der noch tiefstehenden Sonne auffängt - Männerherz, was willst du mehr.
„Seit 1984 gehört der Fiat fast schon zur Familie. Es war der Wagen meiner Frau und nach ihrem Tod stand er gute zehn Jahre nur so in einer Ecke in einer Werkshalle unserer Firma rum. Dann aber habe ich ihn wieder in die Hände bekommen und habe ihn restaurieren lassen.“
Die Zeit und das Geld, die Karl-Heinz Hintz in den Wagen gesteckt hat, haben sich mehr als bezahlt gemacht - denn zum einen sind viele Erinnerungen wieder lebendig geworden. Aber vor allem eine Qualität macht den alten Italiener mit seiner unverwüstlichen 18 PS-Maschine unbezahlbar. „Wenn Schnee liegt, dann nehme ich nur den Fiat. Der säuft nie ab, springt immer an und den Schnee schiebt er wie eine Räummaschine vor sich her. Den Wagen gebe ich nie mehr her.“
Liebeserklärungen wie diese haben Friederike und Martin Roeseler an ihren 2 CV - oder im Volksmund besser bekannt als Ente - gerichtet. Schließlich haben sie sich vor vielen, vielen Jahren in einer Ente kennen und lieben gelernt. Zum 20. Jahrestag musste es dann dieses schwarze Schätzchen aus dem Jahre 1980 sein. Martin Roeseler erinnert sich: „Damals hat das mit dem Lieben in dem Wagen noch funktioniert. Na ja, wir werden nicht jünger.“ Und mir fällt spontan wieder der Spruch meiner Mutter ein ...

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Autor:

Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr

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