„Kettwig hilft“ dankt allen Spendern von Laptops und Tablets
Integration als Langstreckenlauf
Erfreuliches kann die Vereinsvorsitzende von „Kettwig hilft“ vermelden. Angelika Kleinekort strahlt: „Unser Spendenaufruf war sehr erfolgreich und wir danken allen Spendern für die oftmals hochwertigen Laptops und Tablets.“
Der Verein hatte einen Aufruf gestartet: Wer ein funktionstüchtiges Gerät mit Kamera abzugeben habe, möge es doch spenden, damit Geflüchtete an den nun online stattfindenden Integrationskursen der Bildungsträger teilnehmen können. Alle Kettwiger Neubürger konnten mit Geräten versorgt werden, einige Notebooks fanden den Weg zu Familien, die der Verein in Huttrop, Altenessen und Freisenbruch begleitet. Unermüdliche Unterstützer spielten tagelang die Betriebssysteme neu auf, schredderten endgültig manch nur vermeintlich gelöschte Daten und bereiteten die Geräte vor für ihre zukünftigen Nutzer. Sprach- und Führerschein-Apps sowie Lernapps für die Schulkinder wurden installiert und so Mancher versucht sich nun eigenständig an seinem ersten Lebenslauf für Bewerbungen. Es zeige sich aber, dass viele Neubürger noch kräftige Unterstützung bei der Anwendung und Nutzung ihrer Notebooks und Tablets benötigen, sagt Vorstandsmitglied Kirsten Struensee: „Für diesen Bereich könnten wir weitere Helfer*innen gut gebrauchen“.
Noch nicht am Ziel
Seine Mitgliederversammlung konnte der Verein „Kettwig hilft“ durchführen. Der Vorstand hatte für den 6. November eingeladen, befürchtete aber mit der neuen Corona-Schutzverordnung des Landes das Aus für die Versammlung. Glücklicherweise erlaubte die Verordnung explizit solche Veranstaltungen: „Und wir sind der evangelischen Kirchengemeinde sehr dankbar, dass wir den Gemeindesaal nutzen durften. Gern hätten wir wie in den Jahren zuvor zu einer offenen Versammlung eingeladen und auch die Neubürger eingebunden, aber daran war in diesen Zeiten nicht zu denken.“ Angelika Kleinekort erklärt: „Ziel des Vereins muss es sein, überflüssig zu werden. Mit dieser Maßgabe sind wir bei der Gründung von Kettwig hilft angetreten. Die Unterkunft an der Ruhrtalstraße ist zwar seit April geschlossen. Am erklärten Ziel sind wir jedoch noch lange nicht angekommen. Viele der Menschen, die im Übergangswohnheim lebten, blieben als Neubürger in Kettwig. Andere wiederum wohnen verteilt über das Stadtgebiet oder in Unterkünften der Stadt Essen.“
Wunsch nach Arbeit
Arbeit zu finden, ist in Deutschland oft ein bürokratischer Weg. „Kettwig hilft“ hat im vergangenen Jahr einige Neubürger mit Arbeitgebern zusammenbringen können und so Wege in die Erwerbstätigkeit und Ausbildung eröffnet. Die Vorsitzende erläutert die Vorgehensweise: „Wir begleiten viele Menschen, die in ihren Heimatländern oft nur wenige Jahre zur Schule gehen konnten. Der Wunsch, hier in Deutschland Arbeit zu finden, ist bei den meisten sehr groß. Oft fehlt es jedoch an den erforderlichen Qualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt. Auch der bürokratische Weg in die Arbeit ist vielen Geflüchteten oft nur schwer vermittelbar. Im vergangenen Jahr ist es uns gelungen, einige der Männer mit geringen Qualifikationen in Helfertätigkeiten bei Kettwiger Landwirten zu vermitteln. Aus Sicht des Vereins sind diese Tätigkeiten eine gute Chance für Geflüchtete, um dauerhaft ohne Sozialleistungen in Deutschland zu leben.“
Eine Herausforderung
Angelika Kleinekort erinnert sich an den April: „Nichts war mehr so wie vorher. Die Unterkunft geschlossen, die ehrenamtliche Unterstützung durch die Corona-Beschränkungen fast zum Erliegen gekommen. Zur gleichen Zeit hatten wir für sieben Familien, zum Teil alleinerziehende Mütter, Wohnungen in Kettwig gefunden. Diese Umzüge zu bewerkstelligen, war eine wirkliche Herausforderung für die verbliebenen Ehrenamtlichen.“ Inzwischen sind alle in ihren Wohnungen angekommen. Die Räumung der Unterkunft, dort nutzte der Verein zwei gut ausgestattete Spielzimmer, einen Hausaufgabenraum sowie ein Lager und einen Raum für Gruppenangebote, geriet dabei fast zur Nebensache. Der Verein begleitet aktuell 37 Personen, die in Kettwig wohnen, sowie zahlreiche Familien und junge Männer im Stadtgebiet. Seit der Schließung der Unterkunft an der Ruhrtalstraße findet die Arbeit des Vereins weitestgehend in den Wohnungen der Neubürger statt. Aus Gruppenangeboten im Übergangswohnheim haben sich individuelle Hilfen für die Familien entwickelt. Aus den ehemaligen AGs Sprache, Hausaufgaben- und Kinderbetreuung sowie der Alltagsbegleiter fanden sich kleine „Teams“ für die Betreuung der Familien.
Unterstützer willkommen
Die aktuellen Corona-Beschränkungen verhindern schon wieder viele Besuche. Dabei ist die Begleitung durch „Kettwig hilft“ notwendiger denn je, denn das Leben in einer eigenen Wohnung stellt für alle eine große neue Erfahrung dar. Viele der Asylverfahren sind immer noch nicht abgeschlossen und die Begleitung durch Ehrenamtliche ist unabdingbar. Da nicht alle Geflüchtete Integrationskurse besuchen durften, übernimmt der Verein weiterhin die Sprachbildung. Mütter brauchen zuerst eine verlässliche Kinderbetreuung und haben erst dann die Zeit, an Integrations- und Sprachkursen teilzunehmen. Hier hat der Verein im vergangenen Jahr vielen Kindern zu Betreuungsmöglichkeiten verholfen.
Nicht jeder Ehrenamtliche kann und will ein Langstreckenläufer sein. Umso mehr sind neue, interessierte Unterstützer jederzeit herzlich willkommen. Wer nähere Informationen wünscht, kann sich gerne an Angelika Kleinekort unter info@kettwig-hilft.de oder 01578-6369101 wenden.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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