"Hört' Ihr Leut" - den Nachtwächter

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Wer sich für die Kettwiger Geschichte interessiert, der ist bei der Nachtwächter-Führung von Armin Rahmann, der im Auftrag des Heimat- und Verkehrsvereins unterwegs ist, genau richtig. Im Winter ist er meist unterwegs, und zwar mit Hellebarde und Laterne. Im Sommer führt Armin Rahmann auch "normale" Stadtführungen durch, am Nachmittag, ohne Laterne, da es da ja noch nicht dunkel ist...
Treffpunkt ist immer der Märchenbrunnen an der Ecke Hauptstraße/Schulstraße, dort steht der Nachtwächter und ist nicht zu verfehlen. Schon 1052 - erste Erwähnung Kettwigs - machten seine Vorgänger wohl ihre Rundgänge durch die Stadt an der Biegung des Flusses, wenn man den Ortsnamen wörtlich nimmt.
Kettwig war immer ein wohlhabender Stadtteil, also früher natürlich eine wohlhabende Stadt, denn von der Eingemeindung 1974 haben sich die Ur-Kettwiger bis heute nicht erholt. 300 Jahre lang war die Tuchmacher-Zunft, die bis zu 3.000 Beschäftigten Arbeit gab, mit für den Wohlstand verantwortlich. Am ehemaligen Wohnhaus, dem Stammhaus der Familie Scheidt, die das größte Tuchmacher-Werk betrieb, zieht der Nachtwächter am Münzenbergerplatz 8/8a vorbei. Es ist eines von vielen erhaltenen Fachwerkhäusern, die alle zwischen 200 und 300 Jahre alt sind.
Die Kirche am Markt, die seit der Eingemeindung wegen des Namenvetters in der Essener Stadtmitte eigentlich nicht mehr Marktkirche genannt wird, stammt aus dem Jahr 1250. Eine Grund-Sanierung erfuhr sie am Anfang des 18. Jahrhunderts und nach diesem Vorbild wurde sie 2008 renoviert. Der Kirchturm stammt also noch aus dem Jahr 1250, das Kirchenschiff aus 1720. Bereits seit 1620 ist die Kirche evangelisch, ihre Stundenglocke ist ein sehr wertvolles Stück aus dem 17. Jahrhundert, die sogar das Glockenopfer für Kriegsmaterial 1917 überstanden hat. Interessant ist, dass die Kirche von einem Hahn gekrönt wird, der eigentlich das Zeichen einer katholischen Kirche ist...
Früher gab es am Kriegerdenkmal vor der Kirche noch einen Brunnen, der mit Wasser aus der Sakristei gespeist wurde, doch die Rohre sind heute nicht mehr intakt und sie zu erneuern, wäre sehr teuer. Zudem wurde erst in letzter Zeit ein Geheimgang gefunden, der auf die hintere Ruhrstraße führt...
Der Rundgang geht weiter durch die historische Altstadt, auch am Hexenberg vorbei. „Wir wissen nicht, warum er so heißt“, erklärt Armin Rahmann. „Erforscht ist aber, dass es in Kettwig wohl keine Hexenverbrennung gab.“
Spannende Geschichten aus der Zeit, als die Ruhrschifffahrt noch betrieben wurde, erzählt der Nachtwächter. Bis dann die Eisenbahn die Wege übernahm... Oder vom Haus im Engel, Hauptstraße 63, das ein typisches bergisches Haus ist. Klar: „Bergisch“ nicht, weil‘s bergig ist, sondern wegen der Grafen von Berg, die früher hier herrschten. Das Rathaus war einst auch eine Tuchfabrik und über die Tuchmacher weiß Armin Rahmann einiges zu erzählen. Zwei Stunden lang dauert der Rundgang durch Kettwig, er endet „Am Eck“ - natürlich eine historische Ecke mit der ältesten Wirtschaft des Orts...
Die Stadtführungen und Nachwächter-Rundgänge gibt es regelmäßig, Termine gibt's beim Kettwiger Heimat- und Verkehrsverein, www.hvv-kettwig.de

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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