Von der Stahlrolle zum Fiesta
Es ist ein kalter Morgen, als der Bus an der Kettwiger Ringstraße eintrifft. Julia Peitsch, Mitarbeiterin des Autohaus Kneifel, begleitet die Gäste des Autohauses auf dem Weg durch die Ford-Werke in Köln.
Einmal im Jahr bietet Michael Kneifel, Autohaus Kneifel an der Ringstraße 202 in Kettwig, Kunden und Fordfreunden an, sich die Produktion des Fiesta in Köln anzusehen. Der Kurztrip führt von der automobilen Vergangenheit in die hochmoderne Produktion von heute.
1931, nach der Fertigstellung des Kölner Werkes, beginnt dort die Produktion. Zuvor hatte Henry Ford seine Fahrzeuge in Berlin zusammenschrauben lassen. Alle Einzelteile kamen per Schiff über den Atlantik. Doch in der Hauptstadt verließen täglich nur 50 Fahrzeuge die Hallen. Das waren dem Erfinder des Fließbandbaues von Autos zu wenig. In Köln fand Ford das entsprechende Areal und die dazugehörige Infrastruktur mit Kohle und Stahl.
Die Produktion verändert sich seitdem permanent: Im Kölner Werk, einem der weltweit effizientesten Produktionsstätten, entsteht heute der Ford Fiesta. Zusammen mit dem Focus entwickelten Ingenieure die beiden Typen in Deutschland.
In der Domstadt beginnt alles mit einer unscheinbaren Rolle verzinkten Stahls. Im Stadtteil Niehl, direkt am Rhein, schneiden Roboter daraus die Bleche zu. Im Presswerk nehmen Maschinen sie an und legen die Stücke in eine der 270 unterschiedlichen Formen, die für die Karosse benötigt werden.
Rund 1000 Tonnen gerollter Stahl erhalten so täglich eine neue Gestalt. Die Maschinenarme reichen jedes der neugeformten Blechkonstruktionen weiter in die Karosserieabteilung. Dort „speisen“ 970 Roboter und 750 menschliche Mitarbeiter noch 39 extern hergestellte Teile in die Produktion ein. In der riesigen Halle setzen sie Stück für Stück zusammen: Überall leuchtet es kurz auf, Funken sprühen aus dem engen Arbeitsbereich einiger Roboterzellen. 3340 Schweißpunkte, 102 Schweißbolzen und 15 -muttern später oder anders gesagt: Nach 2,51 Stunden ist die gesamte Karosse des Fiesta fertiggestellt. Roboter überprüfen jedes Teil, versierte Mitarbeiter untersuchen die Karossen stichpunktartig. Weitere Fertigungsschritte folgen. Je nach Ausstattung besteht ein Fiesta aus 8000 bis 10.000 Einzelteilen, zuzüglich der unterschiedlichsten Lackierungen.
"Hochzeit" ist die Krönung der Fertigung
Krönung der Fertigung ist die „Hochzeit“: Von Fließbändern unter der Decke und am Boden werden Karosse, Stoßdämpfer, Motor und Achsen zu einem fertigen Auto zusammengesetzt. Als erstes Autowerk weltweit entwickelte Ford dafür den kollaborierende Leichtbauroboter, der beim Einsetzen der Stoßdämpfer dem Menschen die Überkopfarbeit abnimmt. Dank empfindlicher Sensorik weicht dieser „Robo“ bei Körperkontakt sofort zurück. Der mitarbeitenden Roboter ist der Einzige seiner Art in Köln, der nicht in einem abgesicherten Areal arbeitet und gemeinsam mit dem Menschen einen Arbeitsschritt durchführt.
Die Menschen arbeiten im Dreischichtbetrieb – je nach Arbeitsplatz in Teamarbeit mit wechselnden Tätigkeiten. Die Maschinen verrichten 23 Stunden am Tag monoton mehrheitlich in ihrem „Käfig“ die immer gleiche Arbeit. Während der für sie täglich 60-minütigen Pause schlägt die Stunde der Anlagenbauer, um die Maschinen turnusgemäß zu warten, Einzelteile auszutauschen oder neue Formen einzusetzen.
Nach rund 13 Stunden ist der Fiesta komplett produziert und wartet auf der werkseigenen „Rüttelstrecke“ auf die finale Testfahrt.
Die Kettwiger Besucher sind am Ende fasziniert von der Produktionsanlage. Es sei erstaunlich, wie jedes Rad ins andere greife und auf dem langen Weg zum Endprodukt nichts verloren geht. „Ich bin auch immer wieder beeindruckt, wie das hier so reibungslos funktioniert“, sagt Peitsch nach der rund zweistündigen Führung. Kunden des Autohauses Kneifel und Fordfreunde besuchten auf Einladung des Kettwiger Autohauses die Fordwerke in Köln. Foto: Heuer
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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