Musik liegt in der Luft oder wie Wolfang Neukirchner Heino entdeckte und "Blau blüht der Enzian" und "Es gibt kein Bier auf Hawaii" zu Hits machte
Bredeney. Eine ruhige Seitenstraße. Nur vom benachbarten Goethegymnasium dringt ein wenig Schullärm hinüber. Nichts verrät, dass hier einer der erfolgreichsten Texter der deutschsprachigen Musikgeschichte seine Heimat hat. Erst beim genaueren Hinsehen weist der überdimensionale Notenschlüssel auf dem Gartentor den Weg zu Wolfgang Neukirchner (87).
Geboren in Altenessen, aufgewachsen in Bredeney und auf der benachbarten Goetheschule Abitur gebaut - das ist Wolfgang Neukirchner. Einer dieser Menschen, wie sie wohl nur im Revier geformt werden können: Weltoffen, neugierig auf jeden und alles und immer mit einer gehörigen Portion Schalk im Nacken.
Dabei liefert der pensionierte Richter mit Blues im Blut genügend Stoff für unzählige Anekdoten und Geschichten. Geboren 1924 in einer Familie, die ihm die Musik ins Blut legte und in der Noten, Musik und Rhythmus zum Alltag gehörten. Der Vater Kammermusiker, die Mutter Sängerin - klar, dass da auch der Filius schon früh seine Liebe zur Musik in einer ersten Schulband am Goethegymnasium auslebte.
Seine Liebe gehörte dem Blues und während des Jurastudiums in Frankfurt verdiente er sich zusammen mit Schul- und Studienkollege Ralf Bendix einige Mark durch ihre Leidenschaft. Neukirchner erinnert sich: „Das war eine tolle Zeit. Morgens Jura, abends Blues. Und zu meinem Glück hat sich dieser Rhythmus über viele Jahrzehnte nicht geändert.“
„Auf einer Modenschau haben wir Heino gesehen und uns. . .
Auf einer Modenschau lernte das Duo Bendix und Neukirchner 1965 Heinz-Georg Kramm, schon damals besser bekannt als Heino, kennen. Eine Szene, die sich ins Gedächtnis von Neukirchner eingebrannt hat. „Er hatte schon seinen Erfolg mit Seemannsliedern und eingängigen Schlagern. Aber wir hatten es im Gefühl, dass er für eine andere Stilrichtung geboren war.“ Kurz nur dauerten die Verhandlungen, dann begann eine bis heute dauernde Erfolgsgeschichte. Bereits der erste Text aus Neukirchners Feder „Jenseits des Tales“ wurde ein Hit. Es folgte unter vielen anderen etwa „Blau blüht der Enzian“.
Klar, dass sich das Händchen des Esseners für den Musikgeschmack der 60er-Jahre herumsprach und es zum geflügelten Worte wurde, „dass alles, was der schreibt, zum Hit wird.“ Einer der kommerziell erfolgreichsten Hits dieser Zeit, der sich bis heute ins Gedächtnis sangesfreudiger Herrenrunden eingeprägt hat, stammt aus der Villa in Bredeney und aus der Feder eines musikverliebten Richters. „Paul Kuhn habe ich 1963 ‚Es gibt kein Bier auf Hawaii‘ getextet. Dass dieser Song bis heute von vielen Menschen in guter Laune gesungen wird, hätte ich nicht gedacht.“
. . . war sofort klar: Aus dem machen wir was.“
Verblüfft, überrascht und gefreut hätte es ihn schon damals, wenn ihm einer gesagt hätte, dass er noch 2011 engen Kontakt zu Heino hätte. „Den ein oder anderen Song schreibe ich ja auch noch heute für ihn.“ In dem Raum, in dem er seine größten Volksmusik- und Schlagerhits geschrieben hat. Dabei ist bis heute seine große Liebe der „St. Louis Blues“, wenn wieder einmal Musik in der Luft liegt in der Villa mit dem Notenschlüssel auf dem Gartentor. . .
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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