„Löwes Lunch“: Der Lars-Nils-Terminator

Gestern Abend saß im Restaurant ein typischer Lars-Nils neben uns. Das erinnerte mich an einen Namensvetter, mit dem ich auf Amrum Bekanntschaft machte. Wir hatten uns für ein paar Tage einen Strandkorb genommen – so richtig mit Strandburg bauen und dem ganzen Programm. Unsere direkten Nachbarn waren ein Pärchen mit ihrem Lars-Nils.
Im Gegensatz zu seiner ständig zeternden Mutter sprach Lars-Nils wenig, man kann sagen, er war sogar ziemlich wortkarg. Dafür ließ er Taten sprechen. Statt seine Stulle zu futtern, katapultierte er sie mit der gelben Plastikschüppe, die er immer am Mann trug, in eine andere Strandburg, die sofort von einer wilden Möwenbande heimgesucht wurde. „Aber Lars-Nils, man wirft doch nicht mit Lebensmitteln, das ist nicht fein!“
Auch bei sozialen Kontakten, zu denen ihn zugegebenermaßen seine Mutter antrieb, versagte der kleine Schweiger völlig. Immer wieder sollte er mit Gleichaltrigen spielen. Doch Lars-Nils Ideen kamen nicht gut an. Den Zopf der kleinen Lisa knotete er an seine Schüppe und riss sie dann über den Strand. „Aber Lars-Nils, man reißt doch nicht an Haaren, das ist nicht fein!“
Auch am gruppen-dynamischen Sandburg-Event nahm der Gelbschüppen-Träger erst verspätet teil. Zunächst trafen seine Schläge die Zinnen und Mauern, dann die Köpfe der entrüsteten Erbauer. „Aber Lars-Nils, das darfst Du doch nicht kaputt machen, das ist nicht fein.“
Als meine Frau nicht mehr im Strandkorb sitzen wollte und sich zum Dösen auf ihre Bastmatte legte, stand er plötzlich da. Die Schüppe wie immer in der Hand, starrte er selbstversunken auf den Po meines Schatzes, ganz eindeutig. Lars-Nils und meine Blicke trafen sich. Entschlossen griff ich zu meiner sehr großen, leicht rostigen Eisenschaufel. Ich deutete mit dem Werkzeug auf den Schweigsamen und sagte nur: „Lars-Nils, denk’ gar nicht dran. Wenn Dich diese Schaufel trifft, das wird nicht fein!“ Für dieses Mal zog er ab, aber sein Blick sagte eindeutig: „Irgendwann seh’n wir uns wieder...“