„Kettwig is its own little thing“ - Drei US-Amerikaner unterrichten Englisch am Theodor-Heuss-Gymnasium

Drei Muttersprachler aus den USA arbeiten zurzeit am THG: Sarah Moser, Alan Massey und Damaris Scriven (v.l.) haben sogar ihr eigenes Plakat, auf das die zuständige Lehrerin Karin Röver-Hepp hier verweist. Und sie sind nicht nur im Englischunterricht aktiv. Sarah unterstützt die Drama Group, Alan aus Alaska kann ganze Vorträge über Eisbären halten und Damaris kann allen, die noch niemals in New York waren, erzählen, wie es dort ist... Kurier-Foto: Bangert
  • Drei Muttersprachler aus den USA arbeiten zurzeit am THG: Sarah Moser, Alan Massey und Damaris Scriven (v.l.) haben sogar ihr eigenes Plakat, auf das die zuständige Lehrerin Karin Röver-Hepp hier verweist. Und sie sind nicht nur im Englischunterricht aktiv. Sarah unterstützt die Drama Group, Alan aus Alaska kann ganze Vorträge über Eisbären halten und Damaris kann allen, die noch niemals in New York waren, erzählen, wie es dort ist... Kurier-Foto: Bangert
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Wenn Muttersprachler ihre eigene Sprache als Fremdsprache unterrichten, ist das für Schüler immer etwas Besonderes: Am Theodor-Heuss-Gymnasium greifen zurzeit gleich drei US-Amerikaner auf unterschiedliche Weise in den Unterricht ein. Spannend für beide Seiten.

Sarah Moser ist bereits seit drei Jahren da, arbeitet inzwischen als Vertretungslehrerin. Sie stammt aus North Carolina. Alan Massey dagegen kommt aus Alaska und ist seit einem halben Jahr „assistant teacher“, als Praktikantin ebenfalls seit letztem Halbjahr an der Schule ist die New Yorkerin Damaris Scriven. Kennengelernt haben sich die drei natürlich in Kettwig. Hat man Vorurteile untereinander? „Nein, eigentlich nicht“, sind sie sich einig. „Als Damaris kam, habe ich mich gefragt, wie stark wohl ihr New Yorker Akzent sein wird“, berichtet Sarah. „Aber sonst sind wir einfach alle US-Amerikaner...“ Und fügt hinzu: „Und Alan ist natürlich niemals kalt...“
Genau, denn wenn man aus Alaska kommt, dann überheizt man auch seine Wohnung in Essen-Süd nicht. „16 Grad reichen“, meint Alan und steht mit seiner Meinung in einem Raum voller Frauen, die nicht aus Alaska kommen, ziemlich allein da.
Warum also ziehen Amis in die weite Welt hinaus, um Deutsch zu lernen und Englisch zu unterrichten? „Ich wollte kein Spanisch lernen, deshalb habe ich mich mit 15 Jahren für Deutsch entschieden. Mit 17 war ich als Austauschschülerin zum erstenmal in Deutschland - und habe mich in das Land verliebt“, erzählt Sarah. Inzwischen hat sie sich noch dazu in einen Deutschen verliebt und will, so hofft zumindest Betreuungslehrerin Karin Röver-Hepp, nie wieder weg.
„Ich wollte kein Spanisch lernen“, so setzt tatsächlich auch Alan an, er lernt Deutsch seit er 13 Jahre alt ist - und beherrscht es genau wie Sarah fließend. Auch er war schon mal ein Jahr lang hier, ein Congress-/Bundestagsprogramm führte ihn nach der Highschool als Stipendiat nach Aachen. Verliebt hat er sich nicht - weder noch, und da er auch noch Japanisch studiert, lebte er auch schon im Land der aufgehenden Sonne...
„Beide haben absolut hervorragende Zeugnisse und für solch gute Studenten gibt es immer die Möglichkeit, über Stipendien ins Ausland zu kommen“, erklärt Karin Röver-Hepp. Reiche Eltern haben sie nicht.
Übrigens: Damaris ist allein der Liebe wegen in Deutschland: Ein Essener, den sie in Südkorea kennengelernt hat, hat ihr Herz erobert, deshalb wohnt sie jetzt in Werden und arbeitet in Kettwig. Und auch ihr Deutsch ist schon bemerkenswert gut. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in Deutschland lebe“, lächelt sie und findet es seltsam, dass man sich hier in der S-Bahn nicht miteinander unterhält. „In New York kommt man immer ins Gespräch - in der Metro oder auch beim Lesen im Park.“ „Ich hasse es, dass man kein kostenloses Wasser im Restaurant bekommt“, sagt Sarah spontan auf die Frage, nach dem größten Unterschied zwischen Deutschland und USA. Und erntet dafür ein Nicken von Alan und Damaris. „Und es ist sehr schwer, Leute kennenzulernen und Freunde zu finden.“ In den USA sei man vielleicht überfreundlich und ein bisschen oberflächlich, aber man bleibe dort nicht lang allein. „Die Menschen hier sind nicht so offen“, sagt Alan. „Man muss sich viel Mühe geben, um Freunde zu finden, aber es lohnt sich“, fasst Sarah zusammen.
Auch die Schule - also das THG - und die pädagogische Arbeit sind nicht vergleichbar. „Bei uns an der Schule wurde nur diskutiert, wenig Klausuren, dafür 13 Bücher pro Semester zu lesen“, erzählt Alan. Ganz so war es bei Sarah und Damaris nicht. „Aber es war strenger. Ich hatte als Schülerin Angst, zum Beispiel wenn ich ohne Hausaufgaben gekommen bin, weil es auch Strafen gab - von Nachsitzen bis schlechte Noten“, erinnert sich Damaris. „Unsere deutschen Schüler sind nicht ängstlich“, „Und sie dürfen sehr viel mehr frei denken“, ergänzt Sarah, die als Vertretungslehrerin natürlich im Thema ist. „Das wird hier viel mehr unterstützt als in den USA. Und vor allem: Die Oberstufenschüler sind so unglaublich gut, das erstaunt mich immer noch.“ Neben dem Englisch-Unterricht engagiert sie sich auch noch in der Drama Group der Schule. „Wir wollen sie wirklich nicht mehr hergeben“, grinst Karin Höver-Repp.
Zum Schluss natürlich die Frage, was an Deutschland anders ist und was US-Amerikanern daran gefällt: „Sonntage!“, sagt Damaris spontan. „Alle Geschäfte haben zu, die Familie trifft sich, das mag ich.“ „Die alte Kultur, die es in den USA nicht - und in Alaska erst recht nicht - gibt, ist toll. Wunderschöne Kirchen...“, findet Alan. „Die Stadtmitte: Ich gehe zu Fuß hin und entscheide, was ich mache. Bei mir zuhause muss man vorher entscheiden, wenn man zum Beispiel Pizza essen möchte, und dann mindestens 20 Minuten fahren...“, sagt Sarah. Und Kettwig? „Süß!“ „Schöne kleine Stadt!“ „Echt süüüß!“ Und alle: „Kettwig is its own little thing.“

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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