Eine Institution zieht um in Kettwig - Kulinarische Meile geht an die Ruhr
Die Meile zieht um. Vier Wörter nur, doch beinhalten sie für Kettwig fast schon einen historischen Disput. Auf der einen Seite Organisator Hartmut Ketteler (66), dem es um den Erhalt und die Neukonzipierung der Meile geht, und auf der anderen Seite die Geschäftsleute aus der Innenstadt, die durch den Umzug entsprechende Umsatzeinbußen am traditionellen verkaufsoffenen Sonntag befürchten.
Doch der Reihe nach. Schon seit längerem beschäftigte sich Ketteler mit möglichen Plänen zur Umstrukturierung der Meile und zur Modernisierung des Konzeptes. Angesichts der defizitär gelaufenen Veranstaltungen in den Jahren 2010 und 2011 sah sich der 66-Jährige für die Auflage in 2012 enorm unter Druck. Hartmut Ketteler erklärt seine Beweggründe zu dieser Änderung so: „Es sind einfach viele Punkte zusammen gekommen. An nur zwei Tagen war es den Gastronomen kaum möglich, die laufenden kosten einzufahren und da wir als Verein keine Verluste machen dürfen, mussten wir uns etwas einfallen lassen.“
So versuchte Ketteler zunächst eine Einigung mit der Stadt Essen und den Marktbeschickern zu erreichen, um die Meile am altbekannten Standort zu erhalten und sie zusätzlich bereits am Freitag stattfinden zu lassen.
"Es sind einfach viele Punkte zusammen gekommen. An nur zwei Tagen war es den Gastronomen kaum möglich, die laufenden Kosten einzufahren."
Doch dieses Vorhaben scheiterte schnell. Ketteler erinnert sich: „Sowohl die Stadt als auch die Besitzer der Marktstände haben vom ersten Moment der Diskussion nein gesagt. Daher haben wir dann neu überlegt.“ Dabei lag die Lösung eigentlich nahe, doch die Organisatoren wollten den gewagten Schritt an die Ruhr lange nicht gehen. „Uns war das Konfliktpotenzial dieser Entscheidung durchaus bewusst. Aber wir mussten aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten handeln und haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht.“
Daher findet die Meile 2012 nun vom Freitag, 6. Juli, bis Sonntag, 8. Juli, am Ufer des Stausees statt. Ein Termin und ein Veranstaltungsort, der auch für Ketteler durchaus Risiken beinhaltet. „Zum einen beginnen am Freitag auch die Sommerferien und zum anderen sind wir mit dem Standort am Ruhrufer noch mehr vom Wetter abhängig als in der Stadt. Doch ich freue mich auf die Veranstaltung.“
Die Befürchtungen vieler Geschäftsleute, dass durch den Zeitwechsel der Verkaufsoffene Sonntag zu einer Geisterveranstaltung wird, kann er zudem nicht ganz nachvollziehen. „Ich denke, dass so ein verkaufsoffener Sonntag immer zieht und vor allem bei schönem Wetter kommen die Menschen garantiert in die Altstadt und bummeln. Und bei schlechtem Wetter hatten wir auch am alten Standort Probleme.“
Stimmen zum Unzug der Meile:
Marcus Jakubek/Modesso: „Ich bin erstaunt, überrascht und auch entsetzt. Hier wird etwas auseinandergerissen, was meiner Meinung nach untrennbar zusammen gehört. Und das Argument, dass man den Freitag noch als zusätzliche Einnahmequelle braucht und sich nicht mit dem Markt arrangieren kann, das zählt für mich nicht. Die Organisatoren des Brunnenfestes machen doch vor wie es geht. Wir versuchen jetzt eine Zusatzveranstaltung auf die Beine zu stellen, mit dem uns der Brückenschlag
Wolfgang Bieger/Pressesprecher Kettin: „Wir müssen die Diskussion sicherlich trennen. Der verkaufsoffene Sonntag war vom Termin her auf den Ursprungstermin der Meile ausgelegt und hängt jetzt in der Luft. Daher haben wir aus meiner Sicht nur die Chance ihn auf den neuen Meilen-Termin zu verlegen oder ihn abzusagen. Und am neuen Meilen-Termin werden wir versuchen eine korrespondierendes Angebot in der Altstadt mit musikalischen Walking-Acts zu organisieren. Ob das jetzt so schnell klappt, das müssen wir sehen. Den Umzug ans Wasser finde ich grundsätzlich eine gute Idee.“
Ingrid Lucke-Kramer/Schmukdesign: „Ich fühle mich ziemlich überfahren und auch ohne wirkliche Informationen einfach alleingelassen. Und der Verkaufsoffene macht so doch keinen Sinn.“
Autor:Sven Krause aus Mülheim an der Ruhr |
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